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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Gesellschaft.«
    Ruby nickte. »Anfangs dachte ich, sie sei lieber allein, aber ich glaube, sie hat sich daran gewöhnt, mich um sich zu haben.«
    »Ja, das denke ich auch.« Jed lächelte. »Was ich noch sagen wollte – ich bin dir sehr dankbar für alles, was du für Silver Flake getan hast. Du hast wirklich gute Arbeit geleistet.«
    »Hoffentlich zahlt es sich aus«, erwiderte Ruby.
    Jed warf ihr einen seltsamen Blick zu, sagte aber nichts.
    Eine halbe Stunde später ließen sie Broken Hill hinter sich. Jed hatte in einer Futtermittelhandlung noch einen Sack Luzernenspreu gekauft, den er auf dem Dach des Wohnmobils unter einer Plane festzurrte.
    »In Peterborough legen wir eine Pause ein, damit Silver Flake sich die Beine vertreten kann; dann fahren wir weiter nach Port Augusta und suchen uns irgendwo einen Platz, wo wir übernachten können«, sagte Jed.
    Ruby nickte.
    Der Barrier Highway, auf dem sie seit Broken Hill unterwegs waren, führte durch eine ziemlich trostlose Landschaft. Abgesehen von ein paar Bäumen und anspruchslosen Gänsefußsträuchern wuchs hier nichts. In der Ferne konnte Ruby manchmal Emus oder Kängurus sehen; und am Straßenrand lagen immer wieder tote Tiere, Opfer des Straßenverkehrs. Da in der Gegend auch Farmen angesiedelt waren, kamen sie an Koppeln vorbei, auf denen Schafe mühsam nach grünen Halmen suchten.
    Bald darauf ließen sie den Bundesstaat New South Wales hinter sich und kamen nach South Australia. Sie fuhren durch Cockburn, einer kleinen Ortschaft mit gerade einmal fünfundzwanzig Einwohnern und einem Pub. Sie war Ende des 19. Jahrhunderts gebaut worden, als Erz mit der Eisenbahn von Silverton und Thackaringa nach South Australia transportiert und im Ort Lokomotiven und Zugpersonal ausgetauscht wurden. Obwohl das schon lange nicht mehr der Fall war, kamen immer wieder Reisende hier durch und sorgten dafür, dass der Pub weiter existieren konnte.
    Der nächste Ort am Barrier Highway war Olary mit acht Einwohnern. Das historische Hotel wurde nicht mehr benutzt, aber es gab einen kleinen Laden und einen Gemeindesaal, von dem die Menschen auf den umliegenden Farmen regen Gebrauch machten. Der Ort lag an der Bahnlinie, die von Sydney nach Perth im Westen führte. Güter und Waren wurden vom Indian Pacific gebracht, der auf dieser Linie verkehrte, und im Bahnhof deponiert, wo die Einwohner sie abholen konnten.
    Jed bremste ab. »Sollen wir halten? Möchtest du was trinken?«
    Ruby schüttelte den Kopf und griff nach hinten, wo Myras Picknickkorb stand. »Nein, Myra hat uns eine Thermosflasche Tee eingepackt. Ich schenk uns zwei Becher ein, wenn du willst.«
    Jed nickte lächelnd. Ruby war eine Reisegefährtin ganz nach seinem Geschmack.
    Gegen neun Uhr an diesem Morgen bogen die Camilleri-Brüder auf das Gelände von Penrose Park ein. Sie hatten den blauen Holden gegen ihren eigenen Wagen, den braunen Ford Pick-up, eingetauscht. Als sie bei den Stallungen hielten, sahen sie sofort, dass der Pferdehänger fort war. Jed war also auf dem Weg nach Alice Springs. Jetzt brauchten sie nur noch nachzusehen, ob er das Pferdefutter mitgenommen hatte.
    Joe stand Schmiere, während Frankie das Schloss an der Box knackte, was er im Handumdrehen schaffte. Er stieß die Tür auf.
    »Und, ist der Sack Futter weg?«, rief Joe.
    »Glaub schon«, antwortete Frankie. Es herrschte eine ziemliche Unordnung in dem kleinen Raum.
    »Sieh gefälligst nach«, herrschte Joe ihn an und trat in die offene Tür. »Falls der Sack noch da ist, müssen wir Monroe nachfahren und uns was anderes einfallen lassen.«
    »Jemand ist hier drin gewesen, so viel steht fest.«
    »Ja, und mindestens einer der Futtersäcke fehlt.« Joe sah sich weiter um. »Was ist denn das?«, fügte er dann hinzu und zeigte auf einen Zettel, der an der hinteren Wand befestigt war.
    »Keine Ahnung.« Frankie zuckte die Achseln. »Sieht aus wie eine Nachricht. Soll ich nachsehen?«
    »Ja, tu das, ich behalte solange die Straße im Auge.« Joe ging wieder nach draußen und warf einen wachsamen Blick in die Runde.
    Sekunden später ertönte ein markerschütternder Schrei. Joe stürzte zurück in die Box. Sein Bruder wälzte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. Der Zettel lag neben ihm.
    »Was ist? Was hast du?«
    Joe kniete sich neben Frankie und riss ungläubig die Augen auf, als er die Kaninchenfalle sah, deren messerscharfe Zähne sich knapp oberhalb des Knöchels in das Bein seines Bruders gebohrt hatten. Es war ein grausiger

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