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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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aber er tröstete sich damit, dass er, wie alle glaubten, ja nicht allein war.
    Nachdem sie sich ein letztes Mal bei Richard und Roger bedankt hatte und von den beiden fest umarmt worden war, stieg Ruby in ihre Maschine nach Melbourne. Dort angekommen, hatte sie einen eineinhalbstündigen Aufenthalt, bevor es weiterging nach Sydney. Sie setzte sich in die Wartehalle und beobachtete durch die Glasfront die startenden und landenden Maschinen. Sie konnte nicht aufhören, an den armen Jed zu denken, wie er mit einem leeren Anhänger nach Silverton zurückfuhr. Wieder traten ihr Tränen in die Augen.
    »Ruby?«
    Sie wandte den Kopf und blickte auf.
    »Hab ich mir doch gedacht, dass du es bist. Was machst du denn hier?«, fragte Rick Paget.
    »Das Gleiche könnte ich dich auch fragen.« Rick hätte sie hier nun wirklich am wenigsten erwartet. »Ich warte auf meine Maschine nach Sydney. Und du?«
    »Ich habe ein Angebot für ein Rennen in Moonee Valley nächstes Wochenende und Aussicht auf einen Vertrag mit einem der besten Rennställe in Victoria. Das ist die Chance für mich.« Rick warf einen Blick auf seine Uhr und setzte sich dann zu Ruby.
    »Das ist wundervoll, das freut mich für dich«, murmelte sie, konnte ihm aber nicht in die Augen sehen.
    »Du trauerst um dein Pferd, nicht?«, fragte er behutsam.
    Ruby nickte mit Tränen in den Augen. »Ich kann nicht glauben, dass Silver Flake wirklich tot ist«, flüsterte sie mit belegter Stimme.
    Rick berührte sie zärtlich an der Schulter. »Solche Dinge passieren nun mal. Das ist tragisch, aber auch das gehört zum Galopprennsport. Der Tierarzt in Alice Springs wird wahrscheinlich eine Autopsie durchführen, um die genaue Todesursache festzustellen.«
    Ruby biss sich auf die Unterlippe. »Das macht Silver Flake auch nicht wieder lebendig.«
    »Nein, aber wenigstens weißt du dann, ob sie einen Herzfehler hatte. Ein gesundes Pferd fällt auch nach einem anstrengenden Rennen nicht einfach tot um.« Als er Rubys bekümmerte Miene bemerkte, fügte er leise hinzu: »Entschuldige, ich sollte jetzt nicht darüber reden.«
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln. Er hatte eine Schürfwunde auf einem seiner Wangenknochen und immer noch einen Verband um sein Handgelenk.
    »Ja, ja, mir geht’s gut. Ich habe mir im Lauf der Jahre bei Stürzen vom Pferd praktisch jeden Knochen gebrochen, da zählt so eine Kleinigkeit nicht.«
    Ruby nickte. Wieder musste sie an die arme Stute denken, und ihre Kehle zog sich zusammen. »Ich möchte mich bei dir entschuldigen«, sagte sie leise.
    Rick sah sie verwundert an. »Entschuldigen? Wofür?«
    »Dafür, dass ich mich betrunken habe und …« Sie stockte, suchte nach Worten. »Ich meine, normalerweise bin ich nicht so … So etwas habe ich vorher noch nie gemacht …«
    »Du brauchst dich doch nicht dafür zu entschuldigen, dass du dich betrunken hast; ich betrinke mich andauernd«, meinte Rick lachend. Er hatte nicht verstanden, worauf sie hinauswollte. »Es ist mir wahnsinnig peinlich, dass ich bei deiner Geschichte über Silver Flake eingeschlafen bin, glaub mir. Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass es ein langer, harter Tag für mich war.«
    »Du bist eingeschlafen?« Ruby sah ihn an. »Du meinst, wir haben nicht …?«
    »Nicht was?«
    »Na ja, du weißt schon«, druckste sie herum. »Miteinander geschlafen«, flüsterte sie mit hochrotem Kopf.
    Ihre Verlegenheit amüsierte ihn. »Nein, leider nicht«, sagte er grinsend, und seine blauen Augen funkelten schelmisch. »Aber behalt das bitte für dich. Ich habe schließlich einen Ruf, an den ich denken muss«, fügte er lachend hinzu.
    Ruby war so erleichtert, dass sie ebenfalls lachen musste. »Da bin ich aber froh!«
    »Hey, du verletzt meine Gefühle! Tu wenigstens so, als ob du enttäuscht wärst, und sei es nur um meines Egos willen«, scherzte er. »Wie gesagt, ich muss an meinen Ruf als Playboyjockey denken.«
    Ruby lachte noch lauter. »Keine Sorge, ich werde schweigen wie ein Grab.«
    »Gut. Ich muss los. Ich werde von einer äußerst attraktiven jungen Dame abgeholt. Ich will sie nicht warten lassen.« Rick zwinkerte Ruby zu. Er stand auf, beugte sich dann zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Wenn du irgendwann liest, dass ich in Randwick in Sydney an den Start gehe, komm vorbei und sag Hallo.« Er hob grüßend die Hand und ging.
    Ruby fiel ein Stein vom Herzen. Sie war ja so froh, dass zwischen ihnen nichts gewesen war.

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