Im Hauch des Abendwindes
gewöhnen müssen«, meinte Roger.
»Die Stute hat alles gegeben, nicht wahr?« Ruby liefen Freudentränen über die Wangen. Sie dachte daran, wie sie Silver Flake geritten hatte, und es erfüllte sie mit großem Stolz, dass sie mit ihrem Training für das Rennen ihren Beitrag geleistet hatte.
»Und jetzt haben wir das Ergebnis. Sieger des Rennens ist Silver Flake!«, kam die Ansage aus den Lautsprechern.
Jubel und Beifall brandeten auf, aber niemand kreischte lauter vor Freude als Ruby.
»Sie hat gewonnen, sie hat gewonnen!« Lachend und weinend zugleich hüpfte sie auf und ab und umarmte abwechselnd Richard und Roger.
»Kommen Sie, wir müssen zur Siegerehrung«, sagte Richard aufgeregt. »Der Pokal wird den Besitzern überreicht, und einer davon sind Sie.«
»O nein, ich kann doch in diesem Aufzug nicht vor all diese Leute treten!« Ruby sah an sich hinunter. »Ich werde im Hintergrund bleiben. Soll Jed den Pokal in Empfang nehmen.«
Die drei machten sich gut gelaunt auf den Weg zur Siegerehrung, wo sie sich einen günstigen Platz suchten.
»Wir müssen noch unseren Gewinn abholen«, sagte Roger fröhlich. »Aber das kann warten.«
Ein paar Minuten vergingen. »Wo bleibt Silver Flake denn?« Richard verrenkte sich den Hals, um einen Blick auf die Zielgerade zu werfen. »Normalerweise kommt der Sieger direkt von der Rennbahn zum Absattelring zur Siegerehrung.«
Die Rennleitung und andere Funktionäre trafen nach und nach ein. Ruby konnte auch den wunderschönen Silberpokal sehen. Sie freute sich von ganzem Herzen für Jed, für den ein lang gehegter Traum in Erfüllung gegangen war. Sie hoffte, dass ihn Silver Flakes Sieg versöhnlich stimmen würde, damit sie die Freude über ihren Triumph teilen könnten.
»Der Jockey muss erst noch zum Wiegen; das dauert ein Weilchen«, gab Roger zu bedenken.
Richard schien ihn nicht gehört zu haben. »Was ist denn da an der Ziellinie los?«
Er hatte den Satz kaum ausgesprochen, als eine neuerliche Lautsprecherdurchsage kam: »Meine Damen und Herren, wie ich soeben erfahren habe, wird sich die Siegerehrung verzögern. Der Sieger, Silver Flake, scheint gesundheitliche Probleme zu haben.«
Rubys Lächeln gefror. Ihr wurde auf einmal schwindlig. »Was? Was hat er gesagt? Dass Silver Flake gesundheitliche Probleme hat?«
Die beiden Männer nickten betreten.
»Ich muss wissen, was da los ist.«
»Wir kommen mit«, sagte Richard sofort.
Die drei kehrten eilig um. Als sie sich auf der Rennbahn der Ziellinie näherten, sahen sie, wie ein paar Männer etwas auf der Erde Liegendes mit einer Decke abschirmten.
»O mein Gott, nein!«, jammerte Ruby entsetzt und lief los.
Leute hatten einen Kreis um die Stute gebildet. Als Ruby hinkam, wurde sie von einem Offiziellen zurückgehalten.
»Bitte verlassen Sie die Rennbahn, Madam. Zuschauer haben hier keinen Zutritt.«
»Ich bin keine Zuschauerin, ich bin Mitbesitzerin des Pferdes«, wies Ruby ihn zurecht. »Lassen Sie mich durch! Ich will mein Pferd sehen!«
»Ich würde Ihnen davon abraten, Madam.«
Ruby sah den silbrigen Pferdeschweif hinter der Decke, mit der das am Boden liegende Tier immer noch abgeschirmt wurde, hervorschauen. »Was ist mit ihr? Was ist mit meiner Stute?«, kreischte sie voller Angst.
»Sie hat anscheinend einen Herzanfall erlitten«, sagte der Mann mitfühlend. »Die Tierärzte untersuchen sie noch.«
Es dauerte einen Moment, bis die Bedeutung der Worte durchsickerte. »Einen Herzanfall?«, wiederholte Ruby benommen. Sie blickte sich nach Jed um, konnte ihn aber nirgends sehen. Inzwischen waren Richard und Roger bei ihr. Auf der Rennbahn herrschte hektische Betriebsamkeit. Wer nicht unmittelbar mit der medizinischen Betreuung der Stute zu tun hatte, wurde gebeten zurückzutreten. Ein Traktor mit einer großen Ladeschaufel kam herangefahren, und die Stute wurde auf die Ladefläche eines Lastwagens gehievt. Ruby war vor Entsetzen wie gelähmt. Sie verspürte nichts als grenzenlosen Schmerz und eine tiefe Traurigkeit. Sie sah Jed. Er ging mit schleppenden Schritten neben dem Lastwagen her, der von der Rennbahn fuhr. Seine Haltung sagte alles. Ruby begann zu schluchzen und konnte nicht mehr aufhören zu weinen.
»Ruby.« Jemand berührte sie an der Schulter.
Durch den Tränenschleier hindurch erkannte sie Rick Paget. Er hatte sich die eine Hälfte seines Gesichts aufgeschürft, und es war schmutzig. Sein linkes Handgelenk war bandagiert.
»Es tut mir so leid, Ruby.«
»Was ist denn passiert?«,
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