Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
»Außerdem ist es nicht weit bis nach Newcastle, und das ist eine richtige Stadt.« Fern Bay lag knapp zweihundert Kilometer nördlich von Sydney an der Küste.
    »Newcastle ist eine Industriestadt!«, entgegnete Ruby gereizt. Sie dachte an das große Stahlwerk dort und an die Kohlebergwerke. Und dann die entsetzliche Hitze und der Staub in der Luft! »Kannst du dir vorstellen, wie rückständig die Leute in puncto Mode und Musik dort sind?« Sie hasste es, keine Kontrolle über ihr Leben zu haben. Das war einfach nicht gerecht.
    Emily konnte ihre Tochter gut verstehen. Sie war eine junge Frau, für die die neuesten Mode- und Frisurentrends sehr wichtig waren. Andererseits konnte man nicht wählerisch sein, wenn man bald kein Dach mehr über dem Kopf haben würde.
    »Wir müssen aber etwas unternehmen, Ruby! Und in Sydney können wir uns keine Wohnung leisten, nicht einmal in Newcastle, ganz abgesehen davon. Wir sollten froh sein, dass Teresa uns bei sich aufnehmen will.« Es würde natürlich eng werden im kleinen Häuschen ihrer Schwester, aber Emily hatte sich schon lange gewünscht, ihr irgendwie zu helfen, seit ihr Mann ein Jahr zuvor gestorben war. Das wäre jetzt die perfekte Gelegenheit. »Dann kann ich ihr im Laden helfen oder kochen und putzen, während sie hinterm Tresen steht. Das wär doch auch was für dich!«
    »Ich hab keine Lust, in einem Nest mit zehn Einwohnern in einer Milchbar zu bedienen«, quengelte Ruby.
    »Herrgott, Ruby, Fern Bay hat mehr als zehn Einwohner! Es gibt sogar einen Frisiersalon dort; wer weiß, vielleicht können sie jemanden mit Berufserfahrung brauchen. Es wird bestimmt nicht so schlimm.« Emily gefiel der Gedanke an einen Umzug auch nicht, aber möglicherweise würde ihnen die Veränderung guttun.
    Ruby verzog das Gesicht. Verglichen mit dem Frisiersalon in Fern Bay war Stellas Salon modern und trendig. »Es wird schlimmer als schlimm«, jammerte sie. Sie wollte nicht weg aus Sydney, wo sie ihr ganzes Leben verbracht und all ihre Freunde hatte. »Ich wünsche mir nichts sehnlicher als meinen eigenen Salon, Mom. Ich bin nicht nur dir zuliebe mit zu der Testamentseröffnung gegangen, sondern, wenn ich ehrlich bin, weil ich gehofft hatte, genug Geld zu erben, um einen Laden eröffnen zu können. Ich kann dir gar nicht sagen, wie enttäuscht ich bin.« Sie ließ sich aufs Sofa fallen und schmollte. Von dem Ersparten, das sie Gavin für dessen geplante Werkstatt gegeben hatte, würde sie nichts wiedersehen, das war ihr klar.
    Emily setzte sich zu ihr. »Eine Möglichkeit gibt es noch«, sagte sie leise.
    »Und die wäre?«, fragte Ruby dumpf.
    »Ich könnte das Halsband und die Ohrringe verkaufen.« Den Ring würde sie zum Andenken an Joe behalten, das hatte sie bereits beschlossen. »Ich habe doch sowieso keine Gelegenheit, den Schmuck zu tragen. Und wenn er so wertvoll ist, wie Carmel behauptet hat, müsste genug rausspringen, dass du dir deinen Traum vom eigenen Salon erfüllen kannst.«
    »Kommt nicht infrage, Mom, das werde ich nicht zulassen.« Ruby bereute ihr kindisches Benehmen bereits. »Du darfst den Schmuck nicht verkaufen. Er ist alles, was dir von Joe geblieben ist. Zieh du nur zu Tante Teresa. Ich komme schon klar. Tut mir leid, dass ich so grantig war.«
    »Ich geh nicht ohne dich«, protestierte Emily. »Ich kann dich doch nicht allein hier zurücklassen, ohne Arbeit und ohne Wohnung.«
    Plötzlich hatte Ruby eine Idee. »Ich werde meinen Anteil an dem Rennpferd verkaufen.« Warum war ihr das nicht schon früher eingefallen? »Ich hoffe, es hat schon ein paar Rennen gewonnen, sodass es sich zu einem guten Preis verkaufen lässt. Mit ein bisschen Glück bringt es so viel, dass ich vom Erlös meinen Salon eröffnen kann. Und bis es so weit ist, kann ich bestimmt bei Marissa wohnen. Sie hat gemeint, ich soll sie anrufen, wenn sie mir irgendwie helfen kann.«
    Emily nickte nachdenklich. Die Idee war gar nicht schlecht. »Wo befindet sich das Pferd eigentlich? Und wer ist der andere Teilhaber?«
    »Keine Ahnung, aber Mr. Humphries hat mir die Einzelheiten aufgeschrieben.« Ruby zog das Blatt Papier, das der Anwalt ihr gegeben hatte, aus ihrer Handtasche und faltete es auseinander. »Der andere Besitzer heißt Jed Monroe, und das Pferd heißt Silver Flake. Da steht auch eine Telefonnummer. Ich werde gleich nach dem Essen versuchen, Mr. Monroe zu erreichen, um ihn zu fragen, ob er mir meinen Anteil abkauft.«
    Emily, die völlig erschöpft war, legte sich nach dem

Weitere Kostenlose Bücher