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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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zu den Leuten im Ort, aber was sie nicht wussten, würden sie den Camilleri-Brüdern auch nicht verraten können.
    Sie stellten die Fahrzeuge hinter dem Hotel ab und halfen Jed ins Haus. In einem Vorratsraum hinten im Pub hatte Mick ein Bett aufgestellt, das er gern benutzte, wenn er zu betrunken war, um sich auf den Heimweg zu machen, und dorthin brachten sie Jed.
    Mick lebte allein in einem kleinen Holzhaus unweit der Schule. Manchmal wäre es ihm lieber, wenn daheim jemand auf ihn wartete. Er war sieben Jahre zuvor aus Shepparton in Victoria hergezogen. Gloria, seine Frau, und seine damals zwölf und fünfzehn Jahre alten Söhne hatten nicht mitkommen wollen. Ihre Ehe hatte in einer Krise gesteckt, sie hatten von einer Trennung auf Probe gesprochen, und als sich die Gelegenheit bot, das Silverton Hotel zu übernehmen, hatte Mick zugegriffen. Sie dachten, die Trennung würde ihrer Ehe guttun, doch das war nicht der Fall gewesen. Mick hatte sich in Silverton eingelebt und Freude an seinem Beruf, und Gloria lebte ihr eigenes Leben – sie hatten kaum noch Kontakt. Mick vermisste seine Söhne, aber momentan konnte er an seiner Situation nichts ändern.
    Jetzt schickte er Jacko zu Dr. Blake. Kurze Zeit später kamen die beiden zurück, Cyril Blake in Morgenmantel und Hausschuhen. Mit ernster Miene stellte er seinen Arztkoffer ab.
    Nachdem er Jed untersucht hatte, meinte der Arzt: »Na ja, Sie haben einiges abgekriegt, aber es gibt auch eine gute Nachricht.«
    »Ich könnte eine gebrauchen«, krächzte Jed und unterdrückte einen quälenden Hustenreiz.
    »Gebrochen ist nichts, lediglich einige Rippen dürften angeknackst sein und stark gequetscht.« Jacko hatte Cyril Blake erzählt, was passiert war, und der Arzt war der Meinung, dass Jed von Glück sagen konnte, noch am Leben zu sein. »Das heilt wieder, aber ich glaube nicht, dass Sie in nächster Zeit verreisen werden.« Er kannte Jeds Ehrgeiz und wusste von seinem Traum, den Alice Springs Cup zu gewinnen.
    »Und das soll die gute Nachricht sein? Machen Sie Witze? Ich fühle mich, als wäre ich von einem Viehtransporter überrollt worden.« Jed stöhnte. Man sah ihm an, dass die Schmerzen kaum auszuhalten waren.
    »Anfangs sind angebrochene und geprellte Rippen genauso schmerzhaft wie gebrochene, aber sie heilen schneller. Sie sollten auf jeden Fall ins Krankenhaus nach Broken Hill und sich röntgen lassen.«
    »Keine zehn Pferde kriegen mich noch einmal ins Auto und auf diese verdammte Holperstrecke«, ächzte Jed.
    Sein Gesicht war schweißüberströmt, und das offene Hemd klebte ihm am Rücken. Obwohl Mick so langsam und vorsichtig wie möglich zurückgefahren war, hätte er bei jeder noch so kleinen Erschütterung aufschreien mögen vor Schmerz.
    Der Arzt nickte. Die Straße war schon für einen gesunden Menschen eine Zumutung. Mit seinen zweiundsiebzig Jahren hasste er die Fahrt nach Broken Hill, fuhr aber dennoch einmal im Monat dorthin, um sich mit zwei Kollegen im Ruhestand zu treffen, die sich ebenfalls für die neuesten medizinischen Erkenntnisse und Heilverfahren interessierten. Durch ihren Gedankenaustausch trainierte er sein Gehirn.
    »Schön, dann müssen Sie aber strenge Bettruhe halten. Je weniger Sie sich bewegen, desto weniger Schmerzen werden Sie haben.«
    Jed verzog das Gesicht. »Bettruhe? Wie soll ich das machen? Ich habe ein Pferd, um das ich mich kümmern muss.«
    »Bitten Sie jemand anderen darum. Ich kann Ihnen nur dringend dazu raten, Jed. Ob Sie meinen Rat befolgen werden oder nicht, steht auf einem anderen Blatt.« Cyril nahm ein Fläschchen Tabletten aus seinem Arztkoffer. »Die lasse ich Ihnen da gegen die Schmerzen. Ich habe leider nichts Stärkeres. Wie gesagt, Sie sollten sich unbedingt in Broken Hill gründlich untersuchen lassen.«
    »Ja, ja.« Jed winkte ab. »Hören Sie, Cyril, Flake ist verletzt, die Wunde muss genäht werden. Ich würde Sie nicht darum bitten, wenn es nicht dringend wäre.«
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Tierarzt, Jed. Flake ist ein wertvolles Tier, ich möchte kein Risiko eingehen. Jacko hat mir erzählt, dass sie eine offene Wunde hat; sie muss vermutlich mit Penizillin behandelt werden oder einer Kombination aus verschiedenen Medikamenten, damit es keine Infektion gibt. Ich wüsste gar nicht, welche Dosierung ein Pferd braucht.«
    »Schon gut«, murmelte Jed mutlos. »Ich wollte wenigstens gefragt haben.«
    »Tut mir leid, Jed.« Cyril packte seine Tasche und verabschiedete sich. Jacko bot

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