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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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passiert?«
    Jed rief sich die Szene ins Gedächtnis zurück. Während einer der Gangster ihn festgehalten hatte, war der andere mit dem Messer auf das Pferd losgegangen. Jed hatte geglaubt, er wolle ihm die Kehle durchschneiden, und war vor Angst um Flake fast ohnmächtig geworden. Doch die Stute hatte sich aufgebäumt, und Dominic Camilleri hatte nur den Vorarm getroffen und gleichzeitig den Strick durchtrennt, mit dem Flake festgebunden war, sodass sie hatte fliehen können.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass sie so weit gehen würden, Flake etwas anzutun. Aber diese Dreckskerle schrecken vor nichts zurück. Die Wunde muss genäht werden.«
    »Kommen Sie, lassen Sie mich wenigstens Ihr Gesicht säubern«, sagte Ruby. »Und ich will endlich wissen, was es mit diesen Camilleri-Brüdern auf sich hat – warum sie unserem Pferd etwas getan haben. Silver Flake gehört nämlich zur Hälfte mir. Mick Doherty kann Ihnen das bestätigen.«
    »Schon gut, ich glaub’s Ihnen ja«, brummte Jed, als sie ihm vorsichtig das Gesicht abtupfte. »Die Camilleri-Brüder sind bezahlte Schläger, die für einen Buchmacher namens Eddie Muntz arbeiten. Er wollte, dass Flake den Broken Hill Cup verliert. Er hat mir Geld dafür angeboten, das ich natürlich nicht genommen habe, und da hat er mir gedroht, was ich jedoch nicht ernst nahm. Wahrscheinlich ist er jetzt beleidigt.«
    Wie konnte er in dieser Situation noch Witze machen? »Warum sollte Flake denn das Rennen nicht gewinnen?«
    »Weil für Eddie ein Haufen Geld auf dem Spiel stand. Aber er hat die Wetten nun mal angenommen, und ich würde meinen Jockey nie anweisen, ein Pferd absichtlich zu zügeln.«
    »In Silverton und Broken Hill sollen ja eine Menge Leute auf Flake gesetzt haben.«
    Er nickte. »Ich habe nie irgendwelche krummen Touren gemacht, und praktisch jeder, der ein paar Dollar auf Flake gesetzt hat, muss sich sein Geld sauer verdienen. Da ist es meine verdammte Pflicht, alles zu tun, damit sie als Erste über die Ziellinie geht.«
    Ruby begann, ihre Meinung, die sie von Jed gewonnen hatte, zu überdenken. Er hatte Charakter, und das gefiel ihr.
    »Ich hab gehört, Sie wollen mir Ihren Anteil an Flake verkaufen«, fuhr er nach einer kleinen Pause fort.
    Sie nickte. »Stimmt. Ich kann nichts anfangen mit einem Rennpferd. Ich will meinen eigenen Frisiersalon in Sydney eröffnen, und dafür brauche ich ein bisschen Kapital.«
    »Tja, da haben Sie wohl Pech gehabt. Zumindest im Augenblick.«
    Ruby hielt mitten in der Bewegung inne. »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass ein Rennpferd verdammt teuer im Unterhalt ist. Mit dem Sieggeld aus dem Broken Hill Cup konnte ich Futter und den Hufschmied bezahlen. Das bisschen, das übrig war, haben die Camilleris gefunden und mitgenommen. Jetzt muss ich Flake zum Tierarzt bringen, und ich habe kein Geld mehr.«
    Er war verständlicherweise wütend und verbittert, aber auch Ruby war tief enttäuscht. Sie wollte endlich zurück nach Sydney, und dafür brauchte sie Geld. »Könnten Sie sich das Geld nicht leihen, damit Sie mich ausbezahlen können?«
    »Ich besitze nichts außer dem Pferd, und das werde ich garantiert nicht verpfänden. Nein, Sie werden schon warten müssen, bis Flake das nächste große Rennen gewinnt. Dann kann ich Sie ausbezahlen.«
    »Und wann wird das sein?«
    »Eigentlich wollte ich sie zum Alice Springs Cup anmelden, aber daraus wird jetzt wohl nichts mehr werden.«
    »Wegen ihrer Verletzung?«
    »Einmal das, und zum anderen kann ich nicht wie geplant arbeiten, um das Geld für die Startgebühr zusammenzukriegen.«
    »Flake muss auf alle Fälle von einem Tierarzt untersucht werden.«
    »Kein Tierarzt kommt nach Silverton, wenn er nicht im Voraus bezahlt wird. So läuft das nun einmal.«
    »Dann werden wir eben einen Weg finden müssen, das Geld aufzutreiben. Sie braucht einen Tierarzt, ob sie nun das Rennen läuft oder nicht.«
    Jed sah Ruby finster an. » Wir? Was Flake angeht, treffe ich ganz allein die Entscheidung.«
    »Irrtum. Sie gehört zur Hälfte mir, schon vergessen?«
    »Ich habe das Pferd nur zusammen mit Ihrem Vater gekauft, weil er sich bereit erklärte, ein stiller Teilhaber zu sein und sich nicht in meine Entscheidungen einzumischen.«
    »Ich bin nicht mein Vater«, versetzte Ruby. »Sie brauchen meine Hilfe, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Wie wollten Sie die Startgebühr denn aufbringen?«
    »Ich hätte auf dem Weg nach Alice Springs auf den Schaffarmen gearbeitet, aber das kann ich

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