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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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jetzt vergessen.« Er stöhnte laut, als er versuchte, sich anders hinzusetzen.
    »Dann werden wir uns etwas anderes einfallen lassen. Zunächst mal sollten Sie zum Arzt, damit er Sie untersuchen kann. Charlie Gillard hat einen Dr. Blake erwähnt. Vielleicht sind die Rippen ja nur angeknackst oder geprellt.«
    Jed verdrehte die Augen und stöhnte abermals. Ruby wusste nicht, ob vor Schmerzen oder vor Gereiztheit.
    Sie kramte ein Jodfläschchen aus dem Verbandskasten, tropfte ein bisschen Jod auf ein Tuch und tupfte damit die Wunden in Jeds Gesicht ab. »Sie müssen diese Camilleris doch kommen gehört haben, oder?«
    Jed zuckte zusammen, das Jod brannte. »Ich hab einen Wagen gehört, aber ich dachte, es sei Mick. Er kommt gelegentlich her und bringt mir ein Bier. Bevor ich gemerkt habe, was los war, hatten sie mich in der Mangel. Ich hatte keine Chance, weil ich schon in meinem Schlafsack lag.« Inzwischen war ihm klar geworden, wie sie ihn gefunden hatten: Sie mussten beobachtet haben, wie er die Stadt auf der Straße nach Umberumberka verlassen hatte. Er verwünschte sich für seine Dummheit.
    »Und, war’s das jetzt? Werden sie Sie jetzt in Ruhe lassen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie wollen Geld. Das hier war bloß eine Warnung.« Ruby öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Jed kam ihr zuvor. »Ich werde Flake nicht verkaufen, niemals, für kein Geld der Welt. Sparen Sie sich diesen Vorschlag also.«
    Es machte ihn sympathisch, dass er so an seinem Pferd hing, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er sie nicht ausbezahlen konnte und sie den weiten Weg anscheinend umsonst gemacht hatte. »Vielleicht sollten Sie die Polizei einschalten.«
    »Kommt nicht infrage. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Es geht mir nicht um mich; ich habe nur Angst um Flake. Ich will nicht riskieren, dass sie sie noch einmal verletzen oder sogar Schlimmeres mit ihr anstellen. Sobald sie richtig gesund ist, werden wir von hier weggehen, irgendwohin, wo sie uns nicht finden werden.«
    Ein Auto näherte sich. Sie hörten es beide. Ruby riss entsetzt die Augen auf, und Jed versuchte, auf die Beine zu kommen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
    »Nehmen Sie Flake und laufen Sie weg, wenn ich es Ihnen sage«, keuchte er.
    »Und was ist mit Ihnen?« Alle Farbe war aus Rubys Gesicht gewichen.
    »Kümmern Sie sich nicht um mich! Retten Sie das Pferd!« Er hatte unter größter Anstrengung ein dickes Stück Holz vom Boden aufgehoben.
    Ein Wagen bog von der Straße ab und holperte auf das Lager zu. Jed spähte vorsichtig hinter seinem Wohnmobil hervor.
    »Alles in Ordnung, das ist nur Mick«, sagte er und seufzte erleichtert.
    Der Wagen stoppte. Mick sprang heraus, gefolgt von Jacko.
    »Bist du okay, Jed?«, rief Mick besorgt.
    »Ja, alles bestens«, stöhnte Jed. Er musste sich an sein Fahrzeug lehnen.
    »Er lügt. Er ist verletzt und das Pferd auch.«
    Mick und Jacko fuhren überrascht herum, als sie die weibliche Stimme vernahmen und Ruby mit Silver Flake auf der anderen Seite des Feuers sahen.
    »Wie bist du denn hergekommen?«, fragte Mick misstrauisch.
    »Zu Fuß.«
    Ungläubiges Staunen malte sich auf den Gesichtern der beiden Männer. »Zu Fuß!« Mick schnaubte. »Ausgeschlossen. Woher hast du überhaupt gewusst, dass Jed hier ist?«
    »Einer der Aborigines hat es mir erzählt und mir den Weg gezeigt. Ich möchte aber nicht sagen, wer es war.«
    Das war auch nicht nötig, die Männer wussten es so oder so. Ruby war in der Stadt mit Girra gesehen worden.
    »Was macht ihr hier? Habt ihr gewusst, dass die Camilleris hier waren?« Jed ließ sich ächzend auf den Boden fallen.
    »Wir haben ihren Pick-up gesehen, als er von der Straße nach Umberumberka kam und durch die Stadt fuhr; da haben wir uns Sorgen gemacht.« Mick betrachtete stirnrunzelnd den blutdurchtränkten Verband an Flakes Vorderbein. »Wir bringen dich und das Pferd besser in die Stadt zurück. Steig ein, ich werde fahren, Jacko kann meinen Ute zurückfahren.«
    Jed widersprach nicht. Mick und Jacko packten alles zusammen, löschten das Feuer und luden das Pferd in den Hänger. Ruby stieg zu Jacko in den Ute, und sie machten sich auf den Weg zurück nach Silverton.

14

     
    Mick hatte den Pub schon früh geschlossen, was, besonders an einem Samstagabend, auf wenig Gegenliebe gestoßen war. Dann war er mit Jacko zur Mundi-Mundi-Ebene hinausgefahren. Niemand sah sie, als sie mit Jed und dem Pferd zurückkamen, und das war gut so. Mick hatte zwar Vertrauen

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