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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sich nicht mit Rex, Ernies Hund, vertrug, der draußen auf der Veranda auf sein Herrchen wartete. Und die Hündin der Nicholls war nicht der einzige Vierbeiner in der Bar.
    »Ist das hier die Arche Noah?«, wunderte sich Myra.
    »Nein, ich ziehe neuerdings nur ein besseres Publikum an«, erwiderte Mick lachend. »Schön, dich zu sehen, Myra. Schicke Frisur.«
    »Danke, Mick. Hab ich Ruby zu verdanken. Sie hat die ganze Stadt verschönert, sogar dich.«
    Mick grinste gutmütig. »Ja, wir sind nicht mehr der ungepflegte Haufen, der wir noch bis vor Kurzem waren.«
    »Wie geht’s dem Patienten?«, fragte Ruby.
    »Der ist mürrisch wie immer, aber ich glaube, Flakes Nähe tut ihm gut.«
    Ruby ließ ihren Blick über die Gäste schweifen. Auch Jim und Martin waren da. In diesem Moment schauten die beiden auf, lächelten ihr zu, schüttelten dann aber den Kopf und zeigten mit dem Daumen nach unten. Es war ihnen also nicht gelungen, Jed zu einer Behandlung zu überreden.
    »Tja, dann wird Jed wohl weiter leiden müssen«, bemerkte Myra, die von Ruby eingeweiht worden war.
    »Abwarten«, erwiderte sie. »Ich bin sicher, dass ihn die Schmerzen früher oder später mürbe machen werden.«
    »Da könntest du Recht haben«, stimmte Mick zu. »Und, was darf’s sein, Ladys?«
    Eine Stunde später amüsierte sich praktisch die gesamte erwachsene Einwohnerschaft von Silverton in der Bar. Ruby duzte sich jetzt auch mit den wenigen, mit denen sie noch per Sie gewesen war, sogar mit Jed. Jeder hatte irgendeine Pferdeanekdote zu erzählen. Colin Barnes holte sogar seinen Fotoapparat, um Ruby mit Flake zu fotografieren. Zuerst wollte sie nicht, doch dann ließ sie sich von Colin überreden. »Wenn Flake den Alice Springs Cup gewinnt, wollen wir doch Fotos von ihr und ihren Besitzern aufhängen.« Er zeigte auf die mit Schnappschüssen zugepflasterte Wand.
    Auch Charlie Gillard war gekommen. Er setzte sich mit seinem Bier, von dem er kaum etwas trank, in eine ruhige Ecke. Myra konnte verstehen, dass er zwar dabei sein, aber nicht auffallen wollte. Sie beschloss dennoch, ihn im Auge zu behalten.
    Als das Gelächter und das fröhliche Stimmengewirr zunahmen, versuchte Jed aufzustehen, aber die Schmerzen waren so schlimm, dass er fast ohnmächtig geworden wäre. Resigniert ließ er sich auf sein Lager zurücksinken. Colin Barnes brachte ihm ein Bier, das er gierig trank. Mick hatte ihm einen Eimer hingestellt, damit er sich erleichtern konnte.
    »Wie ist Jed eigentlich dazu gekommen, Pferde zu trainieren?«, fragte Ruby, als Mick hinter die Theke zurückkam.
    »Vor ein paar Jahren hat er im Westen von Victoria auf einer Schaf- und Rinderranch gearbeitet. Ein Sohn des Besitzers hat Springpferde trainiert, und Jed hat ihm manchmal dabei geholfen. Das hat ihm so viel Spaß gemacht, dass er nicht mehr davon loskam. Er hat eine Lizenz als Halter und Trainer beantragt und anfangs Pferde anderer Leute trainiert. Mehr als ein paar tausend Dollar Preisgeld haben sie anscheinend zwar nicht gewonnen, aber Jed gab es die Gelegenheit, sich mit der Materie vertraut zu machen.«
    »Aus was für einer Zucht stammt Silver Flake eigentlich?«
    »Weißt du, das Komische ist, dass ein gutes Pferd nicht unbedingt auch einen guten Stammbaum haben muss. Du kannst eine Menge Geld für ein Rassepferd ausgeben, das nichts taugt, und ein anderes, das du für ein Butterbrot kaufst, gewinnt jedes Rennen. Das kommt zwar nicht häufig vor, aber das gibt es. Und Jed ist fest überzeugt, dass Flake großes Potenzial hat.«
    Ruby nickte. »Sie ist wunderschön, nicht wahr?« In diesem Augenblick stülpte einer der Männer Flake seinen Hut über die Ohren. Alle lachten, und Colin griff schnell zum Fotoapparat.
    »Ja, das ist sie, aber als Jed sie hierher brachte, war sie ein richtiges Biest. Sie hat gebissen, ausgeschlagen und sich jedes Mal, wenn er sie satteln wollte, die Satteldecke wieder heruntergezogen. Ich weiß nicht, wie viele Decken sie zerfetzt hat. Ich habe nie ein Pferd gekannt, das schwieriger war. Wir alle haben Jed gesagt, es habe doch keinen Sinn, er solle sie aufgeben, aber er hat weitergemacht. Und er hat es tatsächlich geschafft, sie zu zähmen. Ein Pferd mit einem besseren Charakter wirst du so schnell nicht finden. Jed kann mit Tieren umgehen, vor allem mit Pferden, das muss man ihm lassen. Er hat eine besondere Begabung dafür.«
    Myra nickte anerkennend. »Das ist wirklich bewundernswert.«
    Ruby pflichtete ihr bei. »Nur schade, dass er sich selbst

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