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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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»So, das reicht jetzt.« Abrupt schob er ihre Hand weg und ließ sich erschöpft in die Kissen fallen.
    »Hätte ich mir ja denken können«, zischte Ruby. »Anstatt Neuem gegenüber aufgeschlossen zu sein und etwas Unkonventionelles auszuprobieren, baden Sie lieber in Selbstmitleid.«
    Sie stand auf, nahm die Wasserschüssel und die anderen Sachen an sich und wandte sich zur Tür. Jed funkelte sie böse an und schnalzte mit der Zunge.
    »Machen Sie doch, was Sie wollen. Dann müssen Sie eben weiter leiden.« Ruby verließ das Zimmer mit zornigen Schritten, knallte die Schüssel zusammen mit dem Waschzeug in der Küche auf die Anrichte, stürmte aus dem Hotel und fauchte dem verdutzten Mick, der den Staub von der Veranda fegte, im Vorbeigehen zu: »Jed Monroe ist der größte Dickschädel, dem ich je begegnet bin!« Dann eilte sie zu ihrem Laden.
    Mick stellte den Besen hin und ging durch die Bar in die Vorratskammer. »Was war denn los? Wieso ist Ruby so sauer?«, fragte er Jed.
    Jed machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie hat gemeint, die Aborigines könnten meine Rippenprellungen mit Schlamm heilen, und wurde fuchsig, als ich nichts davon wissen wollte.«
    »Wer weiß, vielleicht hilft es ja wirklich.«
    Jed musterte Mick abschätzig. »Das ist doch wohl nicht dein Ernst! Wie soll Schlamm geprellte Rippen heilen können? Das ist nichts als Aberglaube.«
    »Hast du mal daran gedacht, dass die Ureinwohner viele tausend Jahre hier überlebt haben, lange bevor die Weißen kamen? Das hätten sie nicht geschafft, wenn sie nichts von Heilmitteln und Heilbehandlung verstünden.«
    »Wer weiß, wie viele gestorben sind, weil sie kein Penizillin hatten«, erwiderte Jed.
    »Trotzdem glaube ich, dass sie Dinge über Heilpflanzen und solche Sachen wissen, von denen wir keine Ahnung haben.«
    »Hast du jemals eine ihrer Heilmethoden angewendet?«
    Mick schüttelte den Kopf. »Nein, weil es nicht nötig war. Aber ich täte es, wenn sonst nichts helfen würde.«
    »Ich nicht«, knurrte Jed. »Ich werde mich ganz bestimmt nicht zum Fluss hinunterschleppen, um etwas auszuprobieren, an das ich nicht glaube.«
    »Das bleibt dir überlassen. Aber wenn der Arzt nichts weiter für dich tun kann, was hast du schon zu verlieren?«
    »Ruby will mich doch nur aus einem einzigen Grund so schnell wie möglich wieder auf den Beinen sehen – damit ich mit Flake zum Rennen nach Alice Springs fahren kann. So kommt sie an ihr Geld, das ist alles, was sie interessiert. Mir kann sie nichts vormachen«, stieß Jed bitter aus.
    »War es nicht immer dein Traum, mit Flake beim Alice Springs Cup an den Start zu gehen?«
    Jed fiel auf, dass sein Freund nicht zum ersten Mal Partei für Ruby ergriff. »Natürlich, und das möchte ich immer noch, aber daraus wird jetzt nichts mehr.« Jed war maßlos enttäuscht, aber das wusste Ruby sicherlich auch.
    Mick kratzte sich am Hinterkopf. »Als ich vorhin nach Flake gesehen habe, ist mir übrigens aufgefallen, dass sie fast nichts gefressen hat. Die Wunde sieht allerdings gut aus, ich glaube nicht, dass sie Schmerzen hat und deswegen nicht frisst.«
    »Ich kann mir schon denken, was sie hat. Sie fühlt sich fremd hier, und sie war noch nie mehr als ein paar Stunden von mir getrennt.«
    »Du meinst, sie hat Sehnsucht nach dir?«, fragte Mick ungläubig.
    »Hundertprozentig.« Jed hatte auch Sehnsucht nach seinem Pferd, doch das wollte er nicht zugeben, weil es seiner Meinung nach nicht besonders männlich war. »Ich würde ja zu ihr gehen, aber ich kann unmöglich aufstehen. Jeder Atemzug tut weh, und Sitzen – und wenn es bloß ein paar Minuten sind – ist die Hölle!«
    »Ich weiß, was wir machen«, sagte Mick und ging hinaus.
    An einer Seite des Pubs, neben dem Eingang zum Keller, befand sich eine Doppeltür. Sie stammte noch aus der Zeit, als Silverton eine wohlhabende Stadt war und das Bier in Fässern angeliefert wurde. Heute genügte es, wenn Mick alle zwei Wochen nach Broken Hill fuhr und eine Fuhre Bier besorgte. Nur zu Ostern und Weihnachten wurde er noch von einem Großhandel beliefert, aber nur, wenn er eine gewisse Menge abnahm. Er schob den Riegel der Doppeltür zurück und öffnete sie.
    Jacko, der wie jeden Morgen im Hinterhof leere Flaschen in Kästen sortierte und diese stapelte, sah ihm neugierig zu. »Was hast du denn vor?«, fragte er.
    Mick ging an ihm vorbei zum Schuppen. »Ich sorge dafür, dass zwei Freunde wieder vereint werden.«
    Jacko machte ein verdutztes Gesicht. Und als

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