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Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition)

Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition)

Titel: Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim al-Khalili
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Welt anscheinend im Vergleich zum Westen nach wie vor fast von der modernen Wissenschaft abgekoppelt.
    In vielen dieser Staaten wissen die politischen Führungspersönlichkeiten ganz genau, dass ihr Wirtschaftswachstum, ihre militärische Macht und ihre nationale Sicherheit stark vom technologischen Fortschritt abhängig sind. Deshalb hört man häufig, dass sie eine gemeinsame Anstrengung in der wissenschaftlichen Forschung und eine schnelle wissenschaftliche Entwicklung brauchen, um mit den anderen wissensbasierten Gesellschaften der Welt mithalten zu können. Tatsächlich ist die staatliche Finanzierung von Wissenschaft und Bildung in den letzten Jahren in vielen dieser Länder stark gestiegen, und einige haben auch ihre nationale wissenschaftliche Infrastruktur verbessert und modernisiert. Was meine ich also damit, wenn ich sage, die meisten von ihnen seien immer noch von der Wissenschaft abgekoppelt?
    Dies wird deutlich, wenn man einige Statistiken betrachtet. Ende der 1990er Jahre stellte sich in einer Studie [215] heraus, dass die muslimischen Staaten im Durchschnitt weniger als ein halbes Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung ausgeben, in den Industrieländern dagegen liegt dieser Anteil fünfmal so hoch. Noch aussagekräftiger sind Daten der UNESCO und der Weltbank: Danach wandte eine Gruppe von 20 repräsentativen OIC-Staaten zwischen 1996 und 2003 insgesamt 0,34 Prozent ihres gesamten BIP für wissenschaftliche Forschung auf – nur ein Siebtel des weltweiten Durchschnitts von 2,36 Prozent. Bestätigt wurden diese Studien durch einen dritten Bericht, der 2005 von COMSTECH erstellt wurde, einem OIC-Gremium auf Ministerebene, das 1981 gegründet wurde und Möglichkeiten einer verstärkten Kooperation zwischen den OIC-Mitgliedsstaaten sondieren sollte. In den muslimischen Ländern kommen weniger als zehn Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker auf 1000 Einwohner, der weltweite Durchschnitt liegt hier bei 40 und der Durchschnitt in den Industrieländern bei 140. Insgesamt steuern die OIC-Staaten nur rund ein Prozent zu den weltweit veröffentlichten wissenschaftlichen Fachartikeln bei. Wie man dem Atlas of Islamic-World Science and Innovation der Royal Society entnehmen kann, verfassten Wissenschaftler aus der arabischen Welt (zu der 17 OIC-Staaten gehören) im Jahr 2005 insgesamt 13 444 wissenschaftliche Veröffentlichungen – rund 2000 weniger als die 15 455, die allein von der Harvard University publiziert wurden. [216]
    Von Bedeutung ist allerdings weniger die Menge als vielmehr die Qualität der wissenschaftlichen Grundlagenforschung. Eine Methode, um die internationale Bedeutung der veröffentlichten wissenschaftlichen Literatur aus einem Land zu messen, bedient sich des relative citation index (RCI): Er gibt an, welchen Anteil die zitierten Veröffentlichungen von Wissenschaftlern eines Landes an allen Zitaten ausmachen, dividiert durch den eigenen Anteil an der Gesamtzahl der Veröffentlichungen, wobei Zitate der eigenen Veröffentlichungen nicht gezählt werden, um Voreingenommenheiten zu vermeiden. Wenn also ein Land zehn Prozent der weltweiten wissenschaftlichen Literatur produziert, in der übrigen Welt aber nur mit fünf Prozent an der Gesamtzahl der Zitate beteiligt ist, beträgt sein Index 0,5. In einer Rangtabelle, die 2006 vom National Science Board der Vereinigten Staaten aufgestellt wurde und die 45 führenden Nationen in der Reihenfolge ihres RCI in Physik enthält, tauchen überhaupt nur zwei OIC-Staaten auf: die Türkei mit 0,344 und der Iran mit 0,484; nur der Iran lässt dabei in der Zeit zwischen 1995 und 2003 eine Steigerung erkennen. An der Spitze der Tabelle steht die Schweiz mit einem RCI von 1,304.
    Kürzlich wies der angesehene pakistanische Physiker Pervez Hoodbhoy nachdrücklich auf das derzeitige, bedrückende Problem hin. [217] Die Einschränkungen, denen er an seinem Arbeitsplatz an der Qaid-i-Azam University in Islamabad ausgesetzt ist, sind nach seiner Ansicht typisch für viele staatliche Institutionen in Pakistan. Wie er uns erklärt, gibt es auf dem Gelände der Qaid-i-Azam University mehrere Moscheen, aber keine Buchhandlung. Und dabei ist sie eine der führenden Forschungsinstitutionen der muslimischen Welt. [218] Man vergleiche dies mit al-Ma’muns leidenschaftlicher Liebe für Bücher und den vielen großartigen Bibliotheken im mittelalterlichen Bagdad, Kairo und Córdoba.
    Handelt es sich hier nur um die Klagen eines missmutigen

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