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Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition)

Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition)

Titel: Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim al-Khalili
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namens Äther und seien ewig und unveränderlich. Mit seiner Kosmologie beschrieb er also zum ersten Mal ein Universum im »Fließgleichgewicht«, ein Gedanke, der von dem britischen Wissenschaftler Fred Hoyle Mitte des 20. Jahrhunderts wiederbelebt wurde, mittlerweile aber angesichts der überwältigenden Befunde, die für die Urknalltheorie sprechen, in Misskredit geraten ist.
    Die Himmelskörper – Sonne, Mond, Planeten und Sterne – waren nach Aristoteles’ Vorstellung an starren Kristallsphären befestigt, und diese bewegten sich in vollkommenen Kreisen um die Erde, die im Mittelpunkt des Universums stehen sollte. Die anderen vier Grundelemente – Erde, Wasser, Luft und Feuer – sind demnach keine himmlischen Elemente. Er vertrat die Vorstellung von einem »Ersten Beweger«, einer Gottheit, die dafür sorgt, dass die äußerste Sphäre mit konstanter Geschwindigkeit rotiert; diese Bewegung sollte sich dann von Sphäre zu Sphäre fortpflanzen, so dass alle Himmelssphären um die Erde kreisen. Der Erste Beweger des aristotelischen Universums wurde zum Gott der christlichen, jüdischen und schließlich der muslimischen Theologen, die seine Werke studierten; die äußerste Sphäre des Ersten Bewegers setzte man mit dem Himmel gleich, und die Position der Erde im Mittelpunkt von allem begriff man unter dem Gesichtspunkt, dass Gott sich um die Angelegenheiten der Menschheit und ihren einzigartigen Platz in seiner Schöpfung kümmert.
    Al-Kindi war zwar der erste Philosoph des Islam, mit Sicherheit aber wandte er nicht als Erster die aristotelische Philosophie auf religiöse Überlegungen an. Auch vor ihm hatten andere, nichtmuslimische Philosophen die Ansicht vertreten, dass die Offenbarung der monotheistischen Religionen in der Entdeckung absoluter Wahrheiten über Gott und den Platz des Menschen in Gottes Universum besteht, wie man sie durch logisch-philosophische Untersuchungen erwerben kann.
    Man kann Parallelen zwischen al-Kindi und Johannes Philoponos (490–570) ziehen, einem christlichen Philosophen aus Alexandria, der als einer der Ersten Aristoteles kritisierte und als Erster die wissenschaftliche Kosmologie (die Untersuchung der Natur des Universums) mit der christlichen Schöpfungslehre kombinierte. Der wichtigste Unterschied zwischen Aristoteles und Philoponus bestand darin, dass das Universum für Letzteren eine einzige Schöpfung eines einzigen Gottes war und deshalb nicht ewig sein konnte. Außerdem behauptete Philoponus, die Sterne seien nichts Göttliches, sondern hätten in einem gewissen Sinn die gleichen physikalischen Eigenschaften wie die Erde.
    Sowohl al-Kindi als auch die Theologen der Mu’taziliten bedienten sich der Argumente von Philoponus, um ihre Vorstellungen von der Erschaffung des Universums zu festigen. Die Mu’taziliten machten sich wie al-Kindi die Lehre von der Schöpfung ex nihilo (»aus dem Nichts«) zu eigen. Dies war zu jener Zeit auch außerhalb der Mu’tazilitenkreise eine verbreitete Vorstellung unter den Gelehrten Bagdads, darunter der Christ Hiob von Edessa (geb. ca. 760 u.Z.) und der jüdische Philosoph Saadia Gaon (882–942). Es ist also nicht so, dass al-Kindi ein besonders glühender Anhänger der Mu’tazilitenlehre gewesen wäre; wie man wieder einmal erkennt, gehörte er einfach zum allgemeinen intellektuellen Umfeld seiner Zeit.
    Al-Kindis wichtigste Abhandlung mit dem Titel Über die erste Philosophie war eine Einladung an die muslimischen Gelehrten, den Islam unter philosophischen Gesichtspunkten zu studieren. Damals wie heute wurde er deshalb von vielen Theologen kritisiert: Sie glaubten, er wolle den Rationalismus an die Stelle der Offenbarung setzen. Diese Absicht hatte er nicht. Im Vorwort von Über die erste Philosophie erklärt er, warum das Studium der griechischen Philosophie so wichtig ist. Er sagt, man solle die Leistungen früherer Gelehrter nicht deshalb missachten, weil diese einer anderen Rasse, Kultur oder Glaubensrichtung angehörten, und denen, die den Beitrag der Griechen nicht anerkennen wollten, warf er vor, sie seien engstirnig und neidisch; außerdem mangele es ihnen an reinem Glauben an den Islam:
Wir sollten uns nicht schämen, Wahrheiten anzuerkennen und zu übernehmen, ganz gleich, woher sie zu uns kommen, selbst wenn sie von früheren Generationen und fremden Völkern stammen. Für den Wahrheitssuchenden gibt es nichts Kostbareres als die Wahrheit selbst; sie entwertet oder erniedrigt den Suchenden nie, sondern adelt und

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