Im Haus meines Feindes
endet ganz bestimmt nicht angenehm.«
»Nein, das tut sie nicht.«
Dredd raufte sich entnervt den Bart. »Du hast dich schon an Duvall gerächt«, sagte er mit erhobener Stimme. »Du hast seine Frau entführt. Ob du sie nun gebumst hast oder nicht, ist unwichtig. Du hast es ihm gezeigt, das steht fest. Laà es damit bewenden, Burke.«
»Ich höre erst auf, wenn Duvall tot ist.«
»Warum tust du das? Warum?«
»Weil ich muÃ!« schrie Burke. Dann mäÃigte er seinen Ton und sagte irritiert: »Pack mir die Sachen zusammen, damit ich abhauen kann, okay?«
Dredd griff brummend nach dem Einkaufszettel, holte die Ware aus den Regalen und warf sie zornig in eine groÃe braune Tüte. Burke ging ans Münztelefon, warf Geldstücke ein und wählte eine Nummer.
Am anderen Ende wurde nach dem zweiten Klingeln abgehoben. »Guten Morgen, Duvall«, sagte er. »Ich habâ mir gedacht, daà ich Sie so früh erwischen würde.«
»Basile.«
Wenn Pinkie Duvall seinen Namen aussprach, klang er wie eine Verwünschung. Gut. Burke konnte nur hoffen, daà der Gedanke an ihn den Anwalt Tag und Nacht verfolgte.
»Sie haben einen riesigen Fehler gemacht, Basile â gröÃer
und selbstmörderischer als der, den Stuart gemacht hat, als er ins Lagerhaus gestürmt ist.«
»Kevin hat nicht gewuÃt, was ihn erwartet. Ich weiÃ, mit wem ich es zu tun habe.«
»Dann wissen Sie auch, daà ich Sie umlegen werde.«
»Mich umlegen? Dazu müssen Sie mich erst mal finden, Sie Arschloch!«
Burke hängte den Hörer ein, starrte ihn aber noch einige Sekunden lang nachdenklich an. Duvalls Ehefrau war entführt worden. Sie war seit mehreren Tagen verschwunden, sie befand sich in der Gewalt eines Mannes, der Duvall Rache geschworen hatte. Trotzdem hatte Duvall sich mit keinem Wort nach ihrem Befinden erkundigt.
»Arschloch!« wiederholte Burke, diesmal überaus zornig.
Â
Pinkie hörte nur noch den Wahlton. »Das Gespräch war zu kurz, als daà wir hätten feststellen können, woher der Anruf kam, Mr. Duvall«, sagte ein Mitarbeiter aus dem Vorzimmer. »Sorry. Unser Mann in der Zentrale kann ihn zurückverfolgen, aber das dauert einige Zeit.«
»Danke, nicht weiter wichtig.«
Zum Erstaunen des Mitarbeiters begann Duvall zu lachen â erst halblaut, dann höchst befriedigt. Er sah zu Wayne Bardo hinüber, der ebenfalls grinste, und sagte lachend: »Basile hat so verdammt selbstbewuÃt gewirkt. Der Dreckskerl ahnt nicht, daà wir ihn bereits haben.«
Bardo, der ebenfalls gut gelaunt war, legte ihm einen braunen Umschlag auf den Schreibtisch. »Damit dürfte Ihr Vormittag gerettet sein.«
Pinkie las das Etikett, bevor er den Inhalt des Umschlags vor sich auf die Schreibtischplatte kippte. »So schnell? Ich bin beeindruckt.«
Er blätterte die SchwarzweiÃfotos durch. Sie waren körnig und wegen der Entfernungen leicht unscharf, aber die Abbildungen
waren deutlich zu erkennen. »Ts, ts«, machte Pinkie, »wie unanständig, Dr. Caruth.« Er sah zu Bardo auf. »Der neue Mann soll meinen Wagen vorfahren. Ich mache einen Hausbesuch.«
Â
Dredd hatte die Vorräte im Boot verstaut, als Burke auf den Anleger herauskam. »Habâ ein paar Orangen gefunden«, brummte er mürrisch.
»Danke.«
»Mit all dem Zeug müÃtest du wieder ein paar Tage auskommen«, sagte Dredd noch.
Burke nickte, aber er war in Gedanken woanders. »Paà auf, Dredd, ich habe Duvall gerade etwas aufgehetzt. Nimm dich also in acht. Sobald es brenzlig wird, verschwindest du in den Sümpfen und machst dich unsichtbar.«
»Danke, ich komme schon zurecht, mein Lieber, ich bin zwar alt und grau, aber keineswegs hilflos.«
»Hör mir mal zu«, sagte Burke. Er vergewisserte sich, daà Dredd ihm aufmerksam zuhörte. »Mit Duvalls Leuten darfst du dich nicht einlassen. Versprich mir, daà du dich verdrückst, sobald hier verdächtige Gestalten auftauchen. Sei wachsam!«
»Okay, okay ⦠Ach verdammt, schon wieder das Telefon.«
»Wir sehen uns in ein paar Tagen, vielleicht schon eher.«
Dredd marschierte halblaut fluchend in den Laden zurück. Burke wuÃte nicht, ob er über das Telefon oder seine Ermahnungen fluchte. Er hatte den alten Knaben aufrichtig gern. Wenn Dredd etwas zustoÃen würde, könnte
Weitere Kostenlose Bücher