Im Haus meines Feindes
wegen seiner Entscheidung, bei der ihm ohnehin unwohl gewesen war, noch unbehaglicher fühlte.
»Wie lange bist du fort?« hatte sie ihn gefragt, bevor er losgefahren war.
»Nur so lange, wie ich brauche, um zu Dredd zu fahren, ein paar Sachen einzukaufen und zurückzukommen.«
»Stunden.«
»Hier passiert dir nichts.«
»Nimm mich mit.«
»Schlechte Idee.«
»Warum?«
»Weil ich nicht weiÃ, was ich dort vorfinden werde. Unter Umständen muà ich ⦠flexibel sein, und das kann ich nicht, wenn ich mir Sorgen machen muÃ, ob dir etwas zustöÃt.«
»Hier kann mir auch etwas zustoÃen.«
»Sollte ein Boot vorbeikommen, läÃt du dich nicht sehen. Ich komme so schnell wie möglich zurück.«
»Aber was ist, wenn du verhaftet wirst und ich hier drauÃen festsitze?«
»Dann sage ich ihnen, wo du bist.«
»Aber was ist, wenn du umkommst und ich hier drauÃen festsitze?«
»Dredd weiÃ, wo du bist.«
Diese Diskussion war noch eine halbe Stunde so weitergegangen, aber er hatte sich nicht umstimmen lassen. Als er jetzt Dredds starken Kaffee schlürfte, hatte er noch immer das Bild vor Augen, wie Remy mit dem Gesichtsausdruck eines kleinen verlorenen Mädchens in der Hüttentür gestanden und ihm nachgesehen hatte. Er wuÃte, daà er erst wieder aufatmen konnte, wenn er sie bei seiner Rückkehr unversehrt vorfand. Er hatte die drei Männer, die gestern am frühen Abend auf der Suche nach Pater Gregory vorbeigekommen waren, nicht vergessen.
Jetzt fragte er Dredd nach Gregory. »Er ist nicht zufällig zurückgekommen?«
»Nachdem er mein Boot geklaut hat? Verdammt unwahrscheinlich. Ich hätte ihn sofort erschossen.«
Burke erzählte ihm, was er von dem Suchtrupp gehört hatte. »Geschieht ihm ganz recht«, sagte Dredd kichernd. »Eine Hochzeit?«
»Das haben sie gesagt.« Burke deutete auf seinen uralten SchwarzweiÃfernseher. Dredd, der jeglichen Kontakt zur AuÃenwelt mied, stellte den Fernseher eigentlich nur an, wenn
sich im Golf von Mexiko ein Wirbelsturm zusammenbraute. Aber Burke hatte ihn gebeten, die Lokalnachrichten zu verfolgen. »Irgendwas über uns?«
»Keine Silbe.«
»Das habâ ich mir gedacht. Duvall will nicht, daà jemand von der Entführung seiner Frau erfährt. Rufschädigend.«
»Danach sieht es aus. Aber wie lange kann seine Frau verschwunden bleiben, bevor das anderen auffällt?«
»Im Haus sind Dienstboten, die aber natürlich dichthalten, wenn Duvall es von ihnen verlangt. Remy hat allerdings eine Schwester, und die wird sich allmählich fragen, wo sie geblieben ist.«
»Aha, jetzt heiÃt sie schon Remy, was?«
Burke überhörte Dredds spöttische Frage, zog einen Zettel aus einer Tasche seiner Jeans und klatschte ihn auf die Verkaufstheke. »Hier ist mein Einkaufszettel. Hast du irgendwas Frisches da?«
»Zum Beispiel?«
»Gemüse. Obst. Sie mag Orangen.«
»Mag Orangen«, wiederholte Dredd, während er einen letzten Zug aus seiner Zigarette nahm, bevor er sie im Bauch eines Keramikalligators ausdrückte. »Burke, wenn ich jünger und stärker wäre und dich nicht so gern hätte, würde ich dich zu Boden ringen und an Händen und FüÃen fesseln, um zu verhindern, daà du mit dieser Sache weitermachst. Aber ich bin zu alt, ich bin nicht mehr so stark wie früher, und ich habe dich gern. Deshalb bleibt mir nur übrig, ein paar mahnende Worte zu verlieren. Ich mische mich nicht gern in anderer Leute Angelegenheiten ein, aber â¦Â«
»Jetzt gehtâs los!«
»Ja, jetzt gehtâs los«, bestätigte Dredd grimmig. »Warum bringst du diese hübsche Lady nicht von hier fort? Warum taucht ihr beiden nicht einfach unter, wenn du sie magst und sie dich auch? Verschwindet, solange ihr das noch könnt. LaÃt
die Geschichte hinter euch und haut irgendwohin ab, wo euch niemand kennt.«
»Sie würde nicht mit mir durchbrennen, Dredd. Und selbst wenn sieâs täte, würde ich die Geschichte, wie du sie bezeichnest, unbedingt abschlieÃen wollen.«
»Aber was soll noch werden? Wie wird sie enden?«
»Das weià ich nicht.«
»Aber du weiÃt, wie sie nicht enden wird«, sagte Dredd. Er unterstrich seine Worte, indem er Burke mit einem schwieligen Zeigefinger an die Brust tippte. »Sie
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