Im Haus meines Feindes
bin, um zu melden, daà keine Kunden im Laden sind, kommen sie her und geben sich als Angler aus, um Sie im geeigneten Augenblick zu überwältigen.«
Dredd kratzte sich nachdenklich unter seinem Bart am Kinn.
»Warum haben Sie sie hergeführt, wenn Sie es ehrlich mit mir meinen?«
»Damit ich wenigstens eine kleine Chance habe, lebend aus dieser Sache rauszukommen.«
»Aber woher weià ich, daà Sie mich nicht reinzulegen versuchen? Woher weià ich, daà Sie nicht mich verraten, während Sie vorgeben, Duvall zu verraten?«
»Halten Sie mich für so clever?«
Dredd musterte ihn prüfend. »Gutes Argument.«
»Sie glauben mir also?«
»Wahrscheinlich bin ich blöd«, murmelte Dredd, »aber ich tuâs anscheinend.«
»Was haben Sie jetzt vor?«
»Weià ich noch nicht. Aber Sie müssen sich hinsetzen, bevor Sie mir umkippen. Sie sind nervös wie âne Hure in der Kirche. Durstig? Ich holâ Ihnen eine Limo.«
Gregory setzte sich dankbar an den Tisch. Aus dem Augenwinkel heraus sah Dredd, wie er vor den Schädeln seiner Babyalligatoren zurückschreckte. Ein Dutzend lag mit Schellack präpariert auf dem Tisch, um zu trocknen.
»Hier.« Dredd hielt ihm eine schon aufgerissene Dose mit kalter Limonade hin. Gregory griff mit zitternder Hand danach und trank gierig.
»Was haben Sie vor?« fragte er nach den ersten Schlucken.
»Ich bin auf dem Anleger und fische.«
»Okay«, stimmte Gregory zu. »Und ich?«
Dredd beobachtete ihn aufmerksam. »Hmm?«
»Isch habbe sacht ⦠ich habbe sacht ⦠Wassumteufel?«
Gregory verlor das BewuÃtsein und fiel nach vorn. Sein Kopf knallte dicht neben einem Alligatorschädel mit aufgerissenen Rachen auf die Tischplatte.
»Der Junge verträgt einfach keine Limo.«
Dredd trat hinter Gregory, packte ihn unter den Armen und schleifte seinen schlaffen Körper ins Schlafzimmer, wo er ihn
zwischen Bett und Wand ablegte. Das Versteck war nicht ideal, aber es würde vorläufig genügen.
Gregory würde mit leichten Kopfschmerzen aufwachen, weil er mit dem Kopf auf die Tischplatte geschlagen war, aber keine Nachwirkungen von dem Schlafmittel spüren, das Dredd in seine Limonade gekippt hatte. Die Dosis war nur klein gewesen  â eben genug, damit Gregory ruhiggestellt war und ihm nicht in die Quere kam, während er Duvalls Killer ausschaltete.
Der Adrenalinschub, den Dredd fühlte, war besser als jede natürliche oder künstliche Droge. Den starren Reglementierungen seines früheren Jobs, den strikten Bestimmungen und Vorschriften trauerte er nicht nach, aber die Aufregung fehlte ihm. Bisher war ihm nicht bewuÃt gewesen, wie sehr sie ihm fehlte. Er freute sich schon jetzt auf die kommenden Minuten.
Falls Gregory die Wahrheit gesagt hatte und seine Berechnungen stimmten, blieben Dredd höchstens noch vier Minuten, bis die »Angler« aufkreuzten. Bis dahin hatte er eine Menge zu tun.
Â
»Hallo, Mac. Was führt dich hierher?«
»Verdammt, du hast mir richtig Angst eingejagt.«
Burke zog die Fliegengittertür auf und trat in die Hütte. »Wen hattest du erwartet?«
»Niemand. Ich meine, ich habe erwartet, hier Mrs. Duvall und dich anzutreffen.«
»Tatsächlich?«
»Ja, dein Bruder â¦Â«
»Das weià ich bereits. Ich habe heute morgen mit Joe telefoniert. Er hat mir von deinen dringenden Anrufen erzählt. Daà du ihm Angst eingejagt hast, gefällt mir nicht, Mac.«
»Mir ist keine andere Wahl geblieben.«
»Also, wo brenntâs denn?«
»Verdammt noch mal, Burke, hör auf!« rief Mac aus. »Du
bist übergeschnappt. Du hast Pinkie Duvalls Frau entführt und hältst sie hier in deiner Hütte versteckt.«
»Das stimmt nur teilweise«, stellte Burke nüchtern fest. »Ich bin übergeschnappt und habe Mrs. Duvall entführt â aber ich war so clever, sie nicht hierher zu bringen.«
Dredd hatte ihm davon abgeraten, Remy in seiner Fischerhütte unterzubringen, wo irgendwann jemand aufkreuzen konnte, der sie suchte. Er hatte vorgeschlagen, Burke solle sich mit ihr in einer Hütte einquartieren, die ihm gehörte und die er gelegentlich vermietete. Diese Hütte war ähnlich eingerichtet, lag aber noch einsamer in einem schwer zu findenden Nebenarm eines wenig befahrenen Bayous. Weil Burke diesen Rat
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