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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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und er wußte, daß dies das letzte Gesicht war, das er sehen würde.

42. Kapitel
    Burke, der als der Pirat Jean Lafitte verkleidet war, blieb seitlich des Hauses im Schatten, bis er den parkartigen Garten erreichte. Er sah zu dem Pavillon hinüber, in dem er Remy zum erstenmal gesehen hatte. Ein Paar, das unter der weinumrankten Kuppel schmuste, nahm ihn nicht wahr, als er über den Zaun kletterte. Als er ins Haus ging, nahm er ein halbleeres Glas mit, das ein geladener Gast vergessen hatte, und schlenderte hinein, als sei er nur kurz im Freien gewesen, um ein bißchen Luft zu schnappen.
    In den festlich geschmückten Räumen im Erdgeschoß wimmelte es von Gästen, die alle kostümiert und maskiert waren. Burke hielt einen Ober auf – seiner Figur nach ein Bodybuilder, der regelmäßig Steroide einwarf –, der als Sumo-Ringer kostümiert war. Er mußte laut schreien, um sich im Partytrubel verständlich zu machen. »Mr. Duvall sucht seine Frau. Haben Sie sie irgendwo gesehen?«
    Â»Ich glaube nicht, daß sie schon runtergekommen ist.«
    Hinter seiner schwarzen Halbmaske verdrehte Burke die Augen. »Der Boß ist bestimmt sauer, wenn sie ihren Arsch nicht die Treppe runterbringt, bevor diese verdammte Chose zu Ende ist. Danke.«
    Er klopfte dem Budybuilder auf die muskulöse Schulter und arbeitete sich dann mit den Ellbogen durchs Gedränge. Während er sich den Grundriß der Villa, den er von seinem vorigen Besuch kannte, ins Gedächtnis rief und auf Pinkie Duvall oder seine Leibwächter achtete, bewegte er sich Richtung Haupttreppe, wo ebenfalls dichter Verkehr herrschte. Burke hatte erwartet, der erste Stock werde menschenleer sein, aber er sah auf dem Korridor Gäste vor der Toilette anstehen.

    Burke gab sich als einer dieser Wartenden aus, schlenderte den Flur entlang, betrachtete nonchalant die Bilder an den Wänden und bewunderte die antiken Möbel, bis er die Tür zum Schlafzimmer der Duvalls erreichte. Jener Tag, an dem er sich als Priester ausgegeben und in diesem Zimmer eine Wanze versteckt hatte, schien eine Ewigkeit zurückzuliegen. Das war gewesen, bevor er Remy wirklich gekannt hatte. Bevor er sie anders als nur verächtlich beurteilt hatte. Bevor er sie lieben gelernt hatte.
    Die Tür stand einen Spaltweit offen. Burke stieß sie auf, warf einen Blick ins Zimmer und stellte fest, daß es leer war.
    Â»Verdammt!«
    Â»Irgendwas nicht in Ordnung?«
    Er drehte sich um. Little Bo Peep sah lächelnd zu ihm auf. Rotblonde Locken umrahmten reizvoll ein Gesicht, dessen sinnlich schwüler Ausdruck jedoch besser zu dem vollen Busen paßte, der ihr tief ausgeschnittenes Oberteil zu sprengen drohte. Ȁh, ja. Ich sollte Mrs. Duvall runterbegleiten. Aber sie ist anscheinend nicht hier.«
    Â»Wie traurig«, sagte sie schmollend. »Du hast sie verloren, und ich habe mein Schaf verloren.« Dann streckte sie eine Hand aus und streichelte den Knauf des Degens, den Burke an der linken Hüfte trug. »Hübsches Schwert.«
    Â»Danke. Hast du sie gesehen?«
    Â»Es ist so lang und steif.«
    Â»Hast du sie gesehen?« wiederholte er, indem er jedes Wort einzeln betonte.
    Sie nahm ihre Hand weg. »Gott, du bist vielleicht amüsant.«
    Â»Ein andermal. Im Augenblick hängt mein Job davon ab, daß ich Mrs. Duvall finde.«
    Â»Okay. Sie ist vorhin mit ein paar anderen an mir vorbeigekommen, als ich zur Toilette raufgegegangen bin. Ich vermute wenigstens, daß sie es war. Sie ist als Marie Antoinette kostümiert.«

    Â»Danke.« Burke drängte sich an ihr vorbei und rannte die Treppe hinunter. Vom erhöhten Aussichtspunkt der vorletzten Stufe aus konnte er das Meer von Gästen überblicken und versuchte, Marie Antoinette zu entdecken. Als er keine Maske sah, die Ähnlichkeit mit der unglückseligen französischen Königin hatte, stürzte er sich in das bunte Treiben, bahnte sich gewaltsam einen Weg durch die Menge und suchte einen überfüllten Raum nach dem anderen ab. Duvalls Gäste, die entschlossen schienen, sich in der noch verbleibenden kurzen Zeit bis Mitternacht großartig zu amüsieren, feierten immer ausgelassener.
    Burke wurde von einem Jagdflieger à la Roter Baron aufgehalten, der mit einer kichernden Zigeunerin knutschte. Ein angetrunkener Mime haschte spielerisch nach Burkes Degen, und eine große Frau in einer wallenden Toga

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