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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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eingeladen, wenn ich’s nicht wüßte?«
    Â»Aber wir kennen uns erst seit einer Stunde.«
    Â»Spielt keine Rolle. Ich hab’ gleich gewußt, daß ich dich heute nacht will.«
    Er grinste. »Worauf warten wir dann noch?«
    Sie begrapschten einander, während sie die zwei Treppen hinaufstolperten. Das alte Haus war in sechs Apartments unterteilt worden – jeweils zwei in jedem der drei Geschosse. Ihre Wohnung war nicht sehr groß, aber hübsch eingerichtet. Die Schlafzimmerfenster gingen auf einen zum Haus gehörenden Hinterhof hinaus.
    Vor einem der Fenster legte sie einen unbeholfenen Strip für ihn hin. »Siehst du was, was dir gefällt?«
    Â»Hübsch«, murmelte er und griff nach ihr. »Sehr hübsch.«
    Auf sexuellem Gebiet hatte sie nicht die geringsten Hemmungen. Oder sie war zu high, um sich darum zu kümmern, was er mit ihr machte. Aber als ihre Begierde nach einiger Zeit gestillt war, wurde sie müde und mürrisch.
    Â»Ich will jetzt schlafen.«
    Â»Dann schlaf doch«, sagte er. »Mich stört’s nicht.«
    Â»Ich kann aber nicht schlafen, wenn du das machst.«
    Â»Klar kannst du das.«
    Das brachte ihm ein Kichern ein. »Du bist pervers, weißt du das?«
    Â»Das höre ich zum erstenmal.«
    Â»Hast du ehrlich ’nen Gummi benützt?«
    Â»Ich hab’ gesagt, daß ich einen nehme, oder?«
    Â»Ja, aber ich hab’s nicht sehen können. Komm, jetzt ist echt Schluß. Ich bin müde. Wir machen ein andermal weiter, okay?«

    Â»Die Nacht ist jung, Süße.«
    Â»Jung? Schön wär’s«, ächzte sie. »Bald ist es Zeit zum Aufstehen.«
    Â»Du kommst bloß allmählich wieder runter. Was du brauchst, ist ein kleiner Muntermacher.«
    Â»Ich kann heute nacht keine Drogen mehr brauchen. In ein paar Stunden muß ich in die Arbeit. Komm, wir lassen’s für diesmal und … He, das hat weh gtan!«
    Â»Wirklich?«
    Â»Ja. Laß das gefälligst bleiben. Mit so was hab’ ich nichts am Hut. Aua! Ich mein’s ernst, verdammt noch mal! Hör auf damit!«
    Â»Nicht aufregen, Süße. Das Beste kommt erst noch. Wart’s nur ab.«
    Â 
    Raymond Hahn fuhr aus dem Polizeipräsidium nach Hause und behielt dabei ständig den Rückspiegel im Auge. Er leistete in seinem Beruf vor allem deshalb gute Arbeit, weil er überaus vorsichtig war. Zur Tarnung hatte er einen Job in einem Buchhaltungsbüro, das drei Mann beschäftigte, aber seinen Gehaltsscheck bekam er von der Polizei. Während er scheinbar Kunden besuchte, konnte er sich mühelos durch alle Stadtviertel bewegen, sich mit Leuten treffen und ein ganzes Netzwerk von Drogenabhängigen und Dealern aufbauen.
    Seine Arbeit war gefährlich. Er konnte Monate damit zubringen, das Vertrauen eines paranoiden Dealers zu gewinnen, wobei er ständig sein eigenes Leben riskierte und immer damit rechnen mußte, daß seine Bemühungen vergebens waren. Ein erstklassiges Beispiel dafür war die Pleite in dem Lagerhaus gewesen, als Kevin Stuart umgekommen war.
    Man brauchte kein nobelpreisverdächtiges Genie zu sein, um zu dem Schluß zu gelangen, daß jemand aus dem Dezernat die Dealer vor geplanten Razzien warnte. Aber damit mußte sich die Dienststelle befassen. Seine Aufgabe war es, am
Leben zu bleiben, indem er dafür sorgte, daß er nicht enttarnt wurde.
    Hahn arbeitete seit drei Jahren als verdeckter Ermittler, was eigentlich schon zu lange war. Er hatte es satt, sich ständig ängstlich umsehen zu müssen, hatte es satt, jedem Menschen, dem er begegnete, mißtrauen zu müssen, und hatte es satt, ein Doppelleben führen zu müssen.
    In letzter Zeit hatte er mit dem Gedanken gespielt, diesen Job aufzugeben und sich eine andere Beschäftigung zu suchen. Aber das hätte einen großen Nachteil gehabt: In keinem anderen Beruf hätte er so leichten Zugang zu Drogen gehabt. Diesen Vorteil mußte er immer im Auge behalten, wenn er daran dachte, den Job zu wechseln.
    Nachdem der sich vergewissert hatte, daß er auf der Heimfahrt nicht beschattet worden war, schloß er seine Wohnungstür auf, schlüpfte hindurch und schob dann alle drei Riegel vor. Wenn er sich verhaften und einsperren lassen mußte, war er hinterher jedesmal völlig fertig. Er spielte seine Rolle so gut, daß er manchmal fast selbst glaubte, alles wirklich zu

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