Im Haus meines Feindes
eingeladen, wenn ichâs nicht wüÃte?«
»Aber wir kennen uns erst seit einer Stunde.«
»Spielt keine Rolle. Ich habâ gleich gewuÃt, daà ich dich heute nacht will.«
Er grinste. »Worauf warten wir dann noch?«
Sie begrapschten einander, während sie die zwei Treppen hinaufstolperten. Das alte Haus war in sechs Apartments unterteilt worden â jeweils zwei in jedem der drei Geschosse. Ihre Wohnung war nicht sehr groÃ, aber hübsch eingerichtet. Die Schlafzimmerfenster gingen auf einen zum Haus gehörenden Hinterhof hinaus.
Vor einem der Fenster legte sie einen unbeholfenen Strip für ihn hin. »Siehst du was, was dir gefällt?«
»Hübsch«, murmelte er und griff nach ihr. »Sehr hübsch.«
Auf sexuellem Gebiet hatte sie nicht die geringsten Hemmungen. Oder sie war zu high, um sich darum zu kümmern, was er mit ihr machte. Aber als ihre Begierde nach einiger Zeit gestillt war, wurde sie müde und mürrisch.
»Ich will jetzt schlafen.«
»Dann schlaf doch«, sagte er. »Mich störtâs nicht.«
»Ich kann aber nicht schlafen, wenn du das machst.«
»Klar kannst du das.«
Das brachte ihm ein Kichern ein. »Du bist pervers, weiÃt du das?«
»Das höre ich zum erstenmal.«
»Hast du ehrlich ânen Gummi benützt?«
»Ich habâ gesagt, daà ich einen nehme, oder?«
»Ja, aber ich habâs nicht sehen können. Komm, jetzt ist echt SchluÃ. Ich bin müde. Wir machen ein andermal weiter, okay?«
»Die Nacht ist jung, SüÃe.«
»Jung? Schön wärâs«, ächzte sie. »Bald ist es Zeit zum Aufstehen.«
»Du kommst bloà allmählich wieder runter. Was du brauchst, ist ein kleiner Muntermacher.«
»Ich kann heute nacht keine Drogen mehr brauchen. In ein paar Stunden muà ich in die Arbeit. Komm, wir lassenâs für diesmal und ⦠He, das hat weh gtan!«
»Wirklich?«
»Ja. Laà das gefälligst bleiben. Mit so was habâ ich nichts am Hut. Aua! Ich meinâs ernst, verdammt noch mal! Hör auf damit!«
»Nicht aufregen, SüÃe. Das Beste kommt erst noch. Wartâs nur ab.«
Â
Raymond Hahn fuhr aus dem Polizeipräsidium nach Hause und behielt dabei ständig den Rückspiegel im Auge. Er leistete in seinem Beruf vor allem deshalb gute Arbeit, weil er überaus vorsichtig war. Zur Tarnung hatte er einen Job in einem Buchhaltungsbüro, das drei Mann beschäftigte, aber seinen Gehaltsscheck bekam er von der Polizei. Während er scheinbar Kunden besuchte, konnte er sich mühelos durch alle Stadtviertel bewegen, sich mit Leuten treffen und ein ganzes Netzwerk von Drogenabhängigen und Dealern aufbauen.
Seine Arbeit war gefährlich. Er konnte Monate damit zubringen, das Vertrauen eines paranoiden Dealers zu gewinnen, wobei er ständig sein eigenes Leben riskierte und immer damit rechnen muÃte, daà seine Bemühungen vergebens waren. Ein erstklassiges Beispiel dafür war die Pleite in dem Lagerhaus gewesen, als Kevin Stuart umgekommen war.
Man brauchte kein nobelpreisverdächtiges Genie zu sein, um zu dem Schluà zu gelangen, daà jemand aus dem Dezernat die Dealer vor geplanten Razzien warnte. Aber damit muÃte sich die Dienststelle befassen. Seine Aufgabe war es, am
Leben zu bleiben, indem er dafür sorgte, daà er nicht enttarnt wurde.
Hahn arbeitete seit drei Jahren als verdeckter Ermittler, was eigentlich schon zu lange war. Er hatte es satt, sich ständig ängstlich umsehen zu müssen, hatte es satt, jedem Menschen, dem er begegnete, miÃtrauen zu müssen, und hatte es satt, ein Doppelleben führen zu müssen.
In letzter Zeit hatte er mit dem Gedanken gespielt, diesen Job aufzugeben und sich eine andere Beschäftigung zu suchen. Aber das hätte einen groÃen Nachteil gehabt: In keinem anderen Beruf hätte er so leichten Zugang zu Drogen gehabt. Diesen Vorteil muÃte er immer im Auge behalten, wenn er daran dachte, den Job zu wechseln.
Nachdem der sich vergewissert hatte, daà er auf der Heimfahrt nicht beschattet worden war, schloà er seine Wohnungstür auf, schlüpfte hindurch und schob dann alle drei Riegel vor. Wenn er sich verhaften und einsperren lassen muÃte, war er hinterher jedesmal völlig fertig. Er spielte seine Rolle so gut, daà er manchmal fast selbst glaubte, alles wirklich zu
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