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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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sie bei den nächsten Malen einen Flunsch zieht.«
    Â»Sie kommt schon darüber hinweg«, sagte er und tat die Sache mit einer wegwerfenden Handbewegung ab.
    Bevor er zufrieden lächelnd einschlief, überlegte er sich noch: Gott sei Dank, daß damit jetzt Schluß ist.
    Â 
    Burke ging in die Universitätsbibliothek, weil sie länger offen hatte als die Stadtbibliothek und viel von dem benötigten Material bereithielt.
    Dort sah er sich stundenlang Mikrofiches der Times Picayune an. Vor einigen Jahren hatte die Zeitung über den prominentesten Rechtsanwalt von New Orleans berichtet. Patrick Duvall stammte aus einer normalen Durchschnittsfamilie, aber seine Eltern hatten hart gearbeitet, um ihn auf Konfessionsschulen schicken zu können, in denen er durch schulische und sportliche Leistungen glänzte. Er errang ein Universitätsstipendium, arbeitete während seines Jurastudiums nebenbei, schloß es als Jahrgangsbester ab und war neun Jahre in einer bekannten Anwaltsfirma tätig, bevor er sich dann selbständig machte und seine eigene Kanzlei eröffnete.
    Wieviel davon wahr und wieviel erfunden war, konnte Burke nicht beurteilen, aber vermutlich basierte der Artikel weitgehend auf Tatsachen, weil sich vieles davon nachprüfen ließ.
Deutlich wurde jedenfalls, daß der Dargestellte ein Mann mit übermäßigem Ehrgeiz war, der die Mittelmäßigkeit seiner Abstammung überwinden wollte. Und das hatte er geschafft.
    Der Verfasser schilderte Duvall als Menschenfreund, aber die Nachtclubs und Oben-ohne-Bars, die ihm gehörten, wurden mit keinem Wort erwähnt. Aufgezählt wurden die vielen Ehrungen, die er von Bürgervereinigungen und Berufsverbänden für seine vorbildlichen Aktivitäten erhalten hatte. Aber Burke hätte ebenso viele Morde aufzählen können, die Duvall in Auftrag gegeben hatte – darunter erst vor kurzem die Ermordung Raymond Hahns. Duvall führte ein Luxusleben und drehte der gesetzestreuen Öffentlichkeit, die ihn feierte, eine lange Nase.
    Und das war es auch, so erkannte Burke, was Duvall antrieb.
    Der Drogenhandel bot ihm nicht nur die Möglichkeit, Geld zu scheffeln, es törnte ihn auch an: Er handelte mit Drogen, weil er ungestraft davonkommen konnte. Für ihn war es ein Spiel, und er war der Gewinner. Mit seinen illegalen Aktivitäten bewies er seine Überlegenheit – und sei es nur sich selbst.
    Pinkie Duvall erschien häufig auf Titelseiten. Außerdem tauchte sein Name regelmäßig in den Gesellschaftsnachrichten auf. Aber seine Frau wurde auffällig selten erwähnt oder abgebildet. Erschien sie auf irgendeinem Schnappschuß, stand sie im allgemeinen im Schatten ihres Mannes. Buchstäblich.
    War sie kamerascheu? Oder konnte nicht einmal eine Schönheit wie sie einen medienerprobten Egomanen wie Pinkie Duvall übertrumpfen?
    Burke fand es auch merkwürdig, daß so wenig über sie geschrieben worden war. Die Times Picayune hatte ihr nie einen Artikel gewidmet. Und sie wurde auch nie zitiert. Also hatte sie zu nichts eine Meinung, oder ihre Meinung war so trivial, daß sie keinen Nachrichtenwert hatte, oder ihre Meinung wurde nie eingeholt, weil ihr redegewandter Ehemann immer etwas
Druckreifes parat hatte, das er Reportern oder Kolumnisten in die Feder diktieren konnte.
    Mr. und Mrs. Pinkie Duvall standen in den Mitgliedslisten mehrer Wohltätigkeitsorganisationen, aber Remy Duvall bekleidete kein Amt in einem gesellschaftlichen oder wohltätigen Frauenclub, gehörte keinem Beirat oder Ausschuß an, leitete keine Vereinigung, die Spendengelder sammelte.
    Remy Lambeth Duvall war das genaue Gegenteil ihres prominenten Ehemanns. Sie war eine Null.
    Er blieb sitzen, bis die Bibliothek geschlossen wurde. Als er ging, wurden buchstäblich die Türen hinter ihm abgesperrt. Er merkte, daß er hungrig war: Er hatte nur einen strohtrockenen Schokoriegel und soviel von seiner Bananencreme gegessen, wie er hatte hinunterbringen können. Damit die Kakerlaken nicht überhandnahmen, bewahrte er in dem Apartment nichts Eßbares auf. Statt in ein Restaurant zu gehen, betrat er einen kleinen Laden, in dem er zwei Hot dogs aus der Mikrowelle und eine Cola kaufte.
    Als er dann weiterfuhr, hatte er kein bestimmtes Ziel im Auge.
    Aber er wußte, wohin er unterwegs war. Als er hinkam, war das Haus dunkel, bis auf die Außenbeleuchtung und ein Fenster im ersten

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