Im Haus meines Feindes
hatte, sah wieder nach vorn. »Rauch?«
»Dampf«, antwortete Burke knapp. »Ich habe mir den Wagen vor dem Kauf gründlich angesehen, aber ich muà einen undichten Kühlwasserschlauch übersehen haben.«
»Was machen wir jetzt?« fragte Pater Gregory verwirrt. Ein geplatzter Kühlwasserschlauch stand nicht im Drehbuch.
Burke bedachte seinen Kollegen mit dem priesterlichsten Lächeln, das er sich unter diesen Umständen abringen konnte. »Keine Angst, wir kommen heil hin.«
»Wie weit ist es denn noch?« fragte Mrs. Duvall.
»Nur noch ein paar Meilen.«
»Ich glaubâ nicht, daà Sie das schaffen.« Das waren die ersten Worte, die Errol seit ihrer Abfahrt aus dem Garden District gesprochen hatte. Burke spürte seinen Atem im Nacken, als Errol sich nach vorn beugte und über seine Schulter sah, um die Situation zu begutachten. »Wenn Sie so weiterfahren, ruinieren Sie den Motor.«
Gregory geriet noch etwas mehr auÃer Fassung. »Ãh, Pater Kevin, vielleicht sollten wir den Ausflug abbrechen und wiederholen, wenn der Bus repariert ist. Wir wollen Mrs. Duvall keine Unannehmlichkeiten machen.«
»Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen«, warf sie ein. »Ich möchte nur nicht, daà Ihr neuer Bus mit einem Motorschaden liegenbleibt.«
»Gott segne Sie für Ihre Selbstlosigkeit und Ihr Verständnis«, sagte Gregory. Er wandte sich wieder an Burke. »Am besten wenden wir hier und fahren in die Stadt zurück.«
»Das schafft der Bus nicht mehr«, wandte Errol ein. »Fahren Sie lieber in die Tankstelle dort vorn. Dort können Sie die Kiste reparieren lassen, und ich rufe Roman an, damit er Mrs. Duvall und mich abholt.«
»Pater Kevin, uns bleibt wohl nichts anderes übrig«, sagte Gregory.
Die Raststätte Crossroads lag auf unkrautüberwuchertem Brachland an der Kreuzung zweier StaatsstraÃen. Die Tankstelle wies sechs Zapfsäulen und zwei Reparaturboxen auf. Das angebaute Café machte Reklame für kaltes Bier, Boudin-Wurst und diverse FluÃkrebsgerichte, und über den Gebäuden wehten die amerikanische Flagge, die Flagge des Bundesstaats Louisiana und die Konföderiertenflagge.
Burke brachte den Kleinbus zum Stehen und stellte den Motor ab. Unter der Motorhaube quollen jetzt Dampfschwaden hervor, während eine kochendheiÃe Mischung aus Kühlwasser und Gefrierschutzmittel auf den Asphalt spritzte. »Ich
sehe mal nach, ob ein Mechaniker da ist«, kündigte er beim Aussteigen an. »Pater Gregory, Sie begleiten Mrs. Duvall am besten ins Café und sorgen dafür, daà sie etwas zu trinken bekommt.«
»Das ist eine sehr gute Idee.« Gregory war sichtlich erleichtert, daà es einen brauchbaren Alternativplan gab.
»Ich rufe Roman vom Café aus an«, sagte Errol. »Ohne mich geht sie nirgends hin.«
Die drei gingen ins Café, während Burke sich auf die Suche nach dem Automechaniker machte. Er fand ihn in der Werkstatt. Langes, ungewaschenes Haar quoll unter seiner ölverschmierten Baseballkappe hervor und lag wie schmutziger Hanf auf seinen knochigen Schultern. Zu seinem schmuddeligen Overall trug er eine bunte Glasperlenkette und Sandalen.
Auf seinem hageren Gesicht stand ein erstaunter Ausdruck, als er Burke sah. »Als Sie gestern dagewesen sind, habâ ich nicht gewuÃt, daà Sie Geistlicher sind.«
»Es geschehen noch Zeichen und Wunder.« Burke drückte ihm einen Fünfziger in die Hand. »Wie schnell können Sie meinen Kühlwasserschlauch abdichten?«
Der Mechaniker zeigte auf eine Rolle Gewebeband. »Ich mache mich dran, sobald er abgekühlt ist. Soll ich nicht lieber gleich den Schlauch ersetzen? Das ist keine groÃe Sache. Klebeband hält nicht lange.«
»Klebeband reicht. Wie lange? Zehn Minuten?«
Der junge Mann pfiff durch die gelblichen Zähne. »Schwer zu sagen. Der Motor ist verdammt heiÃ.«
Burke gab ihm noch einen Zwanziger. »Ziehen Sie Handschuhe an. Der Zündschlüssel steckt. Sobald Sie fertig sind, fahren Sie den Bus vors Café und lassen den Motor laufen.«
»Wird gemacht. Aber ich kapierâs noch immer nicht. Warum haben Sie selbst dafür gesorgt, daà Ihr Kühlwasserschlauch undicht wird?«
»Gottes Wege sind unerforschlich.«
Burke betrat das volle Café und schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch, bis er die drei anderen
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