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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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wenn er
sie in der zartgelben Chiffonrobe sah! Raffiniert war der Schnitt des
Empirekleides, fast unanständig durchsichtig der Stoff, den die Direktrice des
Salons diesmal jedoch in drei Lagen verarbeitet hatte, damit es schicklich
war.
    Das zweite Kleid war schlichter gehalten, aus
hellrotem Georgette mit weißer Paspelierung. Den Saum schmückten kleine weiße
Blüten, sie verliehen dem Modell einen sanften Schwung, wenn die Trägerin eine
rasche Bewegung machte.
    Â»Pardon!« Ein hochgewachsener Mann mit kantigen
Gesichtszügen hatte Sophie unsanft angestoßen. Schon wollte er vorübergehen, als
er jäh stehen blieb. »Die schöne Sophie! Welch ein unerwartetes Vergnügen! Darf
ich Euch ein Stück begleiten und Euch meinen Schirm anbieten? Der Regen wird
noch stärker werden.«
    Â»Danke, ich bin gleich daheim.« Abweisend sah sie
ihn an.
    Â»Sie lügen schlecht, meine Teure! Bis zum Haus
Eures Vaters sind es noch drei Straßenzüge! Aber dort drüben steht meine
Kutsche!« Johannes Lammersburg wies auf einen Landauer, auf dessen Kutschbock
ein stiernackiger Schwarzer saß. Er hielt die Zügel der beiden Braunen fest, die
unruhig tänzelten. Der heftige Wind machte die Tiere nervös.
    Â»Danke. Nein.«
    Brüsk packte der Mann sie am Arm. »Ach was,
stellt Euch doch nicht so an, Fräulein Rothausen. Ihr seid doch sonst nicht so
zimperlich!«
    Â»Lasst mich sofort los!« Mit einem Ruck befreite
sich Sophie aus dem Griff des Mannes. »Ihr seid unverschämt!«
    Â»Miss Sophie – kann ich Euch helfen?« Wie aus dem
Boden gewachsen, stand Will plötzlich vor ihnen. Der Kellermeister von Gut Hopeland war über sechs Fuß groß und überragte
Johannes Lammersburg noch um ein ganzes Stück. Seine Miene war undurchsichtig,
doch der Blick aus seinen dunklen Augen hatte etwas Bedrohliches.
    Â»Danke, Will, ich muss nur noch drüben ins
Knopfgeschäft, dann würde ich gern für den restlichen Heimweg deine Begleitung
annehmen.«
    Â»Ich warte auf Euch.« Will wirkte äußerlich
ruhig, doch Sophie ahnte, welche Selbstbeherrschung es ihn kostete, Johannes
Lammersburg nicht zusammenzuschlagen. Knapp anderthalb Jahre war es her, seit
dieser Mann so großes Leid über die Familie Ruhland gebracht hatte. Ben Ruhland
war für Wochen wie versteinert über seinen Besitz gegangen. Charlotte war nach
der Beisetzung ihres Lieblingssohnes von einem Tag auf den anderen weiß
geworden. Alle Farbe war aus ihrem einst so goldenen Haar gewichen. Sicher, es
war ein tragischer Unfall gewesen, das hatten auch die polizeilichen
Ermittlungen ergeben, doch für Sophie – und für viele auf Hopeland – war Johannes Lammersburg ein Mörder.
    Und jetzt erdreistete sich dieser gewissenlose
Mensch, sie, die zukünftige Verlobte von Karl Ruhland, anzusprechen!
    Sophie wandte sich hastig ab und verschwand rasch
in dem kleinen Laden, wo sie sich Perlmuttknöpfe zeigen ließ.
    Will hatte gewartet, bis Sophie ihren Einkauf
erledigt hatte, dann brachte er sie nach Hause. Er ging einen Schritt hinter
ihr, um keinem Gerede Vorschub zu leisten, wie er sagte, obwohl Sophie ihn
zweimal aufforderte, doch neben ihr herzugehen.
    Â»Es ist schon gut so, Miss Sophie.« Er verneigte
sich, als sie das große, im Kolonialstil erbaute Haus im besten Stadtviertel
erreicht hatten.
    Will hatte in der Stadt einige Besorgungen
erledigt. Jetzt musste er nur noch kurz zur Apotheke reiten und die Medizin für
Charlotte abholen. Seit Sebastians Tod litt sie an heftigen Kopfschmerzen und an
Schlafstörungen. Nicht einmal Sinas Kräutertees vermochten ihr Linderung zu
verschaffen.
    Wenn Will an den dunkelsten Tag seit Bestehen von Hopeland dachte, wurde ihm das Herz schwer. Er
litt mit Ben und Charlotte, von denen er, der Sohn einer Sklavin, nur Gutes
erfahren hatte. Ben hatte dafür gesorgt, dass sie sicher und ohne Angst leben
konnten, dass sie Arbeit hatten und eine Zukunft. Wo gab es das schon in
Südafrika, dass ein Schwarzer Kellermeister eines angesehenen Weingutes wurde?
Vor einigen Monaten war der alte Victor schwer erkrankt. Er hatte einen
Schlaganfall erlitten und war seither halbseitig gelähmt und ans Bett gefesselt.
Es war nach einem langen Tag im Weinkeller geschehen, wo er den frisch
gepressten Trauben vorsichtig etwas schwefelige Säure zugesetzt hatte. »Ein Wein
schmeckt dann am besten, wenn die Trauben

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