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Im Herzen der Nacht - Roman

Titel: Im Herzen der Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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sah die Daimons in eine andere Gasse flüchten. Vorerst konnte er nichts gegen sie unternehmen. In seinem derzeitigen Zustand würde er sie niemals einholen. Selbst wenn es ihm gelang, wären ein paar Spritzer von seinem Blut das Schlimmste, was er ihnen anzutun vermochte.
    Natürlich würde das Blut eines Dark Hunters die Daimons vergiften. Scheiße. Nie zuvor hatte er versagt. Die Zähne zusammengebissen, bekämpfte er den Schwindel, der ihn überkommen hatte.
    Die Frau, die er gerettet hatte, lief zu ihm. Wie ihre sichtliche Verwirrung bekundete, war sie sich nicht sicher, ob sie ihm helfen sollte. Jetzt, wo er sie aus der Nähe sah, faszinierte ihn ihr apartes, reizvolles Gesicht. In ihren großen, dunkelbraunen Augen glühten Leidenschaft und Intelligenz. Irgendwie erinnerte sie ihn an Morrigán, die Kriegsgöttin, der er vor vielen Jahrhunderten die Treue seines Schwertes geschworen hatte, als er noch ein Mensch gewesen war. Ihr langes, glattes schwarzes Haar hing, zu mehreren Zöpfen geflochten, um ihren Kopf herum. Über eine Wange zog sich ein Kohlefleck. Impulsiv hob er eine Hand und wischte ihn weg. So weich und warm fühlte sich ihre Haut an und roch seltsam nach Patschuli und Terpentin. Welch eine sonderbare Kombination …
    »O mein Gott, sind Sie okay?«, fragte sie.
    »Ja«, erwiderte Talon leise.
    »Ich rufe eine Ambulanz.«
    »Nae!«, protestierte er in seiner Muttersprache und zuckte zurück. »Keine Ambulanz!«, fügte er auf Englisch hinzu.
    Verstört runzelte sie die Stirn. »Aber Sie sind verletzt!«
    »Keine Ambulanz«, wiederholte er und starrte eindringlich in ihre Augen.

    Immer noch skeptisch, musterte sie ihn. Dann schien ihr ein Licht aufzugehen. »Sind Sie ein illegaler Alien?«, wisperte sie.
    Talon stürzte sich dankbar auf die einzige Erklärung, die er abgeben durfte. Und da er mit einem altertümlichen keltischen Akzent sprach, lag diese Vermutung nahe. Er nickte.
    »Okay«, flüsterte sie und tätschelte behutsam seinen Arm. »Ich werde mich um Sie kümmern. Ohne Ambulanz.«
    Um sich von dem Lampenlicht zu entfernen, das in seinen lichtempfindlichen Augen schmerzte, trat er beiseite. Dagegen rebellierte sein gebrochenes Bein, aber er achtete nicht darauf. Verdammt. Er musste sich in Sicherheit bringen. Der Abend war noch jung, doch er durfte nicht in der Stadt festsitzen, wenn die Sonne aufging. Wann immer ein Dark Hunter verwundet wurde, empfand er das unnatürliche Bedürfnis zu schlafen. Deshalb war er verletzlich, solange er sein Domizil nicht erreichte. Er holte sein Handy hervor, weil er Nick Gautier über seine Notlage informieren wollte. Im Gegensatz zu ihm war der Apparat leider nicht unsterblich und restlos zertrümmert.
    »Lassen Sie mich helfen«, sagte die Frau, und er starrte sie an. Noch nie hatten ihm fremde Leute geholfen. Er war es gewöhnt, seine Schlachten allein auszufechten und den Abfall selber wegzuräumen.
    »Schon gut. Ich brauche keine Hilfe. Gehen Sie...«
    »Nein, ich bleibe bei Ihnen. Immerhin wurden Sie meinetwegen verletzt.«
    Er versuchte zu widersprechen. Aber die Schmerzen übermannten ihn. Er machte zwei Schritte, und die Welt begann sich wieder zu drehen. Dann färbte sich alles schwarz.
    Bevor er zu Boden fiel, hielt Sunshine ihn fest. Unter seinem
Gewicht schwankte sie. Irgendwie schaffte sie es, ihn sanft auf den Gehsteig zu legen.
    Relativ sanft. Als er auf das Pflaster prallte, hatte er sicher höllische Schmerzen, und sie litt mit ihm.
    »Tut mir leid«, seufzte sie und musterte ihn. »Bitte, sagen Sie mir, dass ich nicht schuld an einer Gehirnerschütterung bin.«
    Hatte sie ihn mit ihrer sogenannten Hilfe noch schwerer verletzt? Was sollte sie jetzt tun?
    Der illegale Alien in der Biker-Kluft war riesig groß. Auf keinen Fall durfte sie ihn schutzlos hier liegen lassen. Wenn seine Feinde zurückkamen... Oder wenn eine Punker-Bande über ihn herfiel... In New Orleans konnten einem Bewusstlosen die schlimmsten Dinge passieren.
    Bewusstlos... Nein, sie durfte ihn nicht seinem Schicksal überlassen.
    Während sie allmählich in Panik geriet, rief jemand ihren Namen. Sie drehte sich um und sah Wayne Santanas verbeulten blauen Dodge Ram an Straßenrand halten. Mit seinen dreiunddreißig Jahren besaß er ein zerfurchtes, attraktives Gesicht, das viel älter wirkte. Durch sein schwarzes Haar zogen sich unzählige graue Strähnen. Erleichtert seufzte sie auf.
    »He!« Er kurbelte das Seitenfenster herunter und beugte sich heraus. »Was ist los,

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