Im Herzen der Nacht - Roman

Auspacken fertig«, flüsterte er.
    »Oh, das würde mich nicht stören.« Sie grinste herausfordernd. »Immerhin haben wir die ganze Ewigkeit Zeit, um hier einzuziehen.«
    »Nun, wenn das so ist...« Talon stellte den Kasten auf den Boden und hob sie auf seine Arme. Dann trug er sie in die Richtung des Hallenschwimmbads.
    »Wohin führst du mich?«
    »In den einzigen Raum, den wir noch nicht eingeweiht haben.«
    »Du bist unersättlich.«
    »Das weiß ich. Und durch und durch verdorben.«
    Als sie das Esszimmer erreichten, bat sie ihn, er möge sie auf die Beine stellen, und ergriff ein Päckchen. Talon runzelte die Stirn, warf sie über seine Schulter und rannte mit ihr weiter.
    Behutsam setzte er sie neben dem Pool auf den Fliesenboden, und sie übergab ihm das Päckchen.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Ein Geschenk.«
    Er riss das Papier auf und lächelte erfreut, als ein Eddie-Munster-Pez-Spender zum Vorschein kam. »Unglaublich dass du den gefunden hast...«
    Zärtlich küsste sie seine rechte Hand und betrachtete die Narbe auf der Handfläche.

    In der Mardi-Gras-Nacht hatte er sofort nach der Ankunft in ihrem Loft das Wundmal von ihrer Hand entfernt, die Spur des braunen Steins. Jetzt befand sich die Narbe auf seiner Handfläche.
    »Wie sehr ich dich liebe, ahnst du nicht, Talon«, flüsterte sie.
    In seinen Bernsteinaugen erschien ein intensives Licht. »Und ich liebe dich, Sunshine«, beteuerte er und streichelte ihre Wange. »Danke für deine innere Kraft. Und danke, dass du inzwischen auf Sojaprodukte verzichtest.«
    Sie lachte, dann küsste sie ihn leidenschaftlich.
    Nun entdeckte er den Karton, den sie aus Platzmangel neben das Schwimmbecken gestellt hatte, stand auf und spähte hinein. Darin lagen die Sachen von seinem Schreibtisch, auch die Kassette, die Nynias Halsring enthielt.
    »Das wollte ich schon die ganze Zeit tun.« Er nahm seinen eigenen Halsring ab und legte ihn zu dem anderen.
    Erstaunt beobachtete Sunshine, wie er die Glastür öffnete, die zum Bayou hinausging. »Was machst du, Talon?«
    »Ich begrabe die Vergangenheit. So sehr ich Nynia auch geliebt habe - dich liebe ich viel mehr. Wenn ich mit dir schlafe, sollst du dich niemals fragen, in welche Augen ich schaue.«
    Dann schwang er die Kassette empor, um sie ins Wasser zu werfen.
    Sunshine eilte zu ihm und hielt seine Hand fest. Was ihm die Halsringe bedeuteten und was er ihr zuliebe tun wollte, wusste sie nur zu gut. »Niemals werde ich an dir zweifeln, Talon.« Sie ergriff den größeren Reif und legte ihn um seinen Hals.
    Liebevoll lächelte er und legte den kleineren um ihren.
Unter seinen Fingern prickelte ihre Haut. Sie blickte zu ihm auf und dachte an die Nacht ihrer ersten Begegnung, an den Karnevalswagen, der ihn zu Boden geworfen hatte.
    Dafür müsste sie Dionysos hassen und für alles andere, was er ihnen angetan hatte. Doch sie konnte es nicht.
    Hätte der unfähige Gott sein Ziel erreicht, würde ihre Zukunft ganz anders aussehen.

1. Auflage
Deutsche Erstveröffentlichung Mai 2008 bei Blanvalet, einem Unternehmen
der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.
    Copyright © by Sherrilyn Kenyon 2003 Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2008 by Verlagsgruppe Random House GmbH
    Umschlagmotiv: Artwork HildenDesign unter
Verwendung eines Motivs von Shutterstock © Mike Liu
Redaktion: Regine Kirtschig
ES ∙ Herstellung: Heidrun Nawrot
    eISBN : 978-3-641-02900-5
     
    www.blanvalet.de
    www.randomhouse.de