Im Herzen der Nacht - Roman
seine
Tochter beunruhigt. »Starla hat mir verschwiegen, dass dein Freund keine Seele besitzt, Kätzchen.«
»Wahrscheinlich dachte sie, du würdest ausflippen.«
»Da hatte sie recht.«
Hastig wechselte Sunshine das Thema. »Wie geht’s Mom?«
»Gut. Und dir?«
»Ich bin okay, Daddy. Sorg dich nicht.«
»Da ich dein Vater bin, ist es mein Fulltimejob, mir Sorgen um dich zu machen.«
»Das kriegst du großartig hin«, meinte sie lächelnd.
Doch er ließ sich anscheinend nicht besänftigen. Talon trat vor. »Kann ich kurz mit Ihnen reden, Daniel? Unter vier Augen?«
Verwirrt starrte sie ihn an, denn seine Stimme hatte einen seltsamen, ominösen Klang angenommen. Die Augen ihres Vaters verengten sich. Aber er nickte. »Bleib bei Storm, Sunny.«
Als sie die beiden Männern davongehen sah, stieg eine böse Ahnung in ihr auf.
Talon führte Daniel in eine andere Ecke der Bar. Schweren Herzens schaute er zu Sunshine hinüber.
»Was wollen Sie mit mir besprechen?«, fragte ihr Vater.
»Offensichtlich mögen Sie mich nicht.«
»Wundert Sie das? Sie sind ein seelenloser Killer. Gewiss, Sie beschützen die Menschen. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass Sie kein Mensch mehr sind.«
»Keine Bange, heute Nacht werde ich Sunshine in Ihre Obhut zurückgeben. Einige Leute wollen ihr Schaden zufügen.
Deshalb bitte ich Sie, auf Ihre Tochter aufzupassen. Ich werde in der Nähe bleiben, unsichtbar für alle Fälle.«
»Nach allem, was meine Frau mir erzählt hat, wird Sunshine Sie nicht freiwillig verlassen.«
»In vier Minuten will sie nichts mehr von mir wissen. Das verspreche ich Ihnen.«
»Was meinen Sie?«
Talon räusperte sich und warf einen Blick auf die Budweiser-Uhr an der Wand hinter der Theke. Bald war es so weit. Oh, die verdammten Schicksalsgöttinnen... »Glauben Sie mir einfach, Daniel.«
»Okay.«
Auf dem Rückweg zu Sunshine verbarg Talon nur mühsam seine Verzweiflung. Der Gedanke daran, was Eros tun würde, war kaum zu ertragen.
Trotzdem musste es geschehen. Eine andere Möglichkeit, Sunshines Leben zu retten, gab es nicht. Aus den Augenwinkeln sah er Eros in Göttergestalt auftauchen, für das menschliche Auge nicht zu erkennen, nur für die Sinne eines Dark Hunters.
»Bist du sicher?«, hallte Eros’ Stimme in Talons Gehirn.
Talon beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf Sunshines Lippen. Dann nickte er und nahm ihr Gesicht in beide Hände, schaute in ihre braunen Augen und wartete auf den Hass, der darin glühen würde, auf einen wütenden Fluch.
Sekunden später hob Eros seinen Bogen, der Pfeil traf Sunshines Brust. Talon hielt den Atem an. Leb wohl, meine Liebste.
Sie schnitt eine Grimasse. »Autsch! Hast du mich mit irgendwas gestochen, Talon?« Er schüttelte den Kopf und wartete auf den Hass, der ihren Blick verdunkeln würde.
Vergeblich. »Irgendwie fühle ich mich komisch«, gestand sie und berührte ihr Herz, das der Pfeil durchbohrt hatte. Dann hob sie erstaunlicherweise die Brauen. »Cupido?«
»Sehen Sie mich?«, fragte Eros nervös.
»Klar.«
Die Wangen des Liebesgotts färbten sich grünlich, und Talon erschrak. »Was ist passiert, Eros? Warum hasst sie mich nicht?«
»Seid ihr zwei zufällig seelenverwandt?«, murmelte Eros unbehaglich.
»O ja«, bestätigte Sunshine, »das hat Psyche gesagt.«
»Ups...« Er grinste verlegen. »Dann sollte ich mal mit meiner Frau reden. Verdammt, darauf hätte sie mich hinweisen müssen.«
»Ups?«, wiederholte Talon. »Das passt nicht zu deinem Vokabular.«
»Dass ihr seelenverwandt seid, hat mir niemand erzählt.« Eros hüstelte. »Mein Pfeil wirkt nur, wenn es um Lust und Faszination geht. Seelenverwandtschaft - das ist was anderes. Diese Art von Liebe kann ich nicht töten.«
Als Sunshine die Zusammenhänge verstand, schnappte sie nach Luft. In diesem Moment hätte sie Talon am liebsten erwürgt. »Also hast du ihn gebeten, er soll was tun, damit ich dich hasse ?«
»Das kann ich dir erklären, meine Süße...«
»Dann leg mal los!«, fuhr sie ihn wütend an. »Wie kannst du es wagen, mit meinen Gefühlen zu spielen? So heimtückisch und niederträchtig...«
»Er hat recht, Sunshine«, mischte ihr Vater sich ein. »Da er kein Mensch ist, gibt es für euch keine gemeinsame Zukunft.«
»Was er ist, interessiert mich nicht, nur was mich mit ihm verbindet. Ich kann’s nicht fassen, dass er mir so was antut.«
»Ich verbiete dir, ihn wiederzusehen«, verkündete Daniel in strengem Ton.
»Hör mal, Daddy, ich bin
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