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Im Herzen der Nacht - Roman

Titel: Im Herzen der Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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gehen wir essen.«
    »Klingt gut«, murmelte sie, zog seine Hand an die Lippen und küsste die Fingerknöchel.
    Auf dem Weg zu einem kleinen Café an der Iberville bemerkte sie, dass er ganz leicht hinkte. »Alles in Ordnung?«
    »Ja. Als ich über das Geländer sprang, habe ich meinen Fuß verstaucht. Wenn ich wütend werde, verliere ich die Kräfte eines Dark Hunters. Dann nimmt mein Körper menschliche Züge an.«
    »Brauchst du einen Arzt.«
    Talon schüttelte den Kopf. »Solange ich ruhig bleibe, wird der Fuß während unseres Dinners heilen.«
    Bis sie das Restaurant erreichten und an einem Tisch Platz nahmen, umfing er ihre Taille und prägte sich alles an ihr ein. Diese Erinnerungen würden ihn stets begleiten, so wie jene anderen an Nynia. Oder würden sie entschwinden, wenn Eros ihn erschoss? Würde sein Geist die Visionen verzerren, sodass er Sunshine nicht mehr lieben konnte? Bei diesem Gedanken drehte sich sein Magen um. Was für ein Leben wäre das, wenn ihm die tröstlichen Erinnerungen an Nynia und Sunshine verwehrt wurden?
    Wie ihre Augen jedes Mal, wenn sie ihn sah, aufleuchteten.

    Doch er durfte sich nicht vorstellen, was er verlieren würde. Ihr zuliebe musste es geschehen.
    Den Kopf gesenkt, saß sie ihm in der Nische gegenüber und aß schweigend. Kerzenschein schimmerte auf ihrem dunklen Haar und der gebräunten Haut, nach der sich seine Lippen sehnten. Wehmütig beobachtete er ihre anmutigen Bewegungen, während sie ihren Garbanzobohnensalat verspeiste. Wie er die Zärtlichkeiten dieser schmalen Finger liebte. »Warum bist du Künstlerin geworden«, fragte er.
    »Weil ich mit meinen Händen arbeiten wollte.«
    Talon griff über den Tisch hinweg und berührte ihr linkes Handgelenk. »Was für schöne Hände du hast.«
    Lächelnd drückte sie seine Finger. »Danke. Für eine Künstlerin sind sie am allerwichtigsten. Früher hatte ich Albträume und fürchtete eine Verletzung könnte meine Hände daran hindern, jemals wieder zu töpfern und zu malen. Die Kunst ist mein Leben. Keine Ahnung, was ich ohne meine Kreativität tun würde...«
    Talon senkte sekundenlang die Lider und bekämpfte den Schmerz in seinem Herzen. Unaufhaltsam verrannen die Sekunden. Sunshine schob eine Gabel mit ihrem Bohnensalat in seinen Mund, und er bemühte sich, das Gesicht nicht zu verziehen.
    »Warum sind deine Augen nicht mehr bernsteinbraun?«, fragte sie.
    Er schluckte den Bissen hinunter und nippte an seinem Wein. »Auch das gehört zum Wesen der Dark Hunter. Gewissermaßen verwandeln wir uns in Raubtiere, die sich an Daimons heranpirschen und sie töten. Unsere Augen färben sich schwarz, unsere Pupillen weiten sich stärker als die menschlichen, damit wir in der Finsternis besser sehen.«

    »Und deine Fangzähne? Saugst du den Daimons das Blut aus?«
    »Nein, Blut hat mir nie geschmeckt. Die Fangzähne gehören ebenfalls zu meinem Wesen.«
    »Gefällt dir, was du tust?«
    »Manchmal ist es eine amüsante Herausforderung. Oder es langweilt mich. Meistens nehme ich’s einfach nur hin.«
    Das schien sie zu akzeptieren. Eine Zeit lang schwieg sie, dann erkundigte sie sich: »Warum hast du deine Seele aufgegeben?«
    Talon wich ihrem Blick aus. So deutlich erinnerte er sich an jenen Moment. Die Hände hinter dem Kopf gefesselt, die nackte Brust voller blutiger Opfersymbole, hatte er auf dem Altar gelegen. Es war ein kühler Tag gewesen, und alle Mitglieder seines Clans hatten sich versammelt. In einer schwarzen Robe stand der Druidenpriester vor ihm und lächelte grausam.
    »Ergreift Ceara!«
    Die Worte seines Vetters gellten in Talons Ohren. Ehe er erkannte, was geschah, verstrich eine volle Minute. Dann sah er entsetzt, wie die Männer die Arme seiner Schwester packten.
    » Speirr! Hilf mir, bràhair, bitte!«
    Verzweifelt stemmte er sich gegen die Stricke, die ihn fesselten, bis seine Handgelenke bluteten, und verlangte schreiend, sie sollten Ceara loslassen. Immer wieder rief sie seinen Namen.
    »Nach dem Willen der Götter müsst ihr beide sterben, um zu büßen, was eure Mutter verbrochen hat.« Gnadenlos stieß sein Vetter den Dolch in Cearas Herz. Die Augen voller Tränen, Todesangst und bitterer Enttäuschung, starrte sie Talon
an. Das war am allerschlimmsten, dass sie ihm vertraut und geglaubt hatte, er würde sie schützen.
    Die Männer ließen sie los. Taumelnd sank sie auf die Knie. »Speirr?«, flüsterte sie und streckte eine bebende Hand nach ihm aus. »Ich will nicht sterben«, klagte sie mit der

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