Im Herzen der Nacht - Roman
elektrischen Energiestrahl ab, doch sie kehrten zurück.
»Bringt Sunshine hinaus!«, befahl Ash.
Vor der Treppe wurden Talon und Zarek von Daimons aufgehalten, die von unten nach oben eilten. Talon warf ihnen zwei Dolche entgegen und eliminierte vier Vampire. Aber er konnte sie nicht zurückschlagen. »Verdammt, wir sind umzingelt!«
Acheron stieß einen Ruf in einer Sprache aus, die Talon nicht verstand. Sofort hielten die Dämonen inne und flogen benommen umher. »Damit werde ich sie nicht allzu lange ausschalten!« Über ätherischen Flügelschlägen und Donnergrollen war die Stimme des Atlantäers kaum zu hören.
Dann hob er wieder die Hände, und die Daimons prallten gegen eine unsichtbare Wand.
Talon führte Zarek den Flur entlang, hoffte, einen anderen Ausgang zu finden und öffnete die Tür eines kleineren Raums. Sekunden später schnitten Zareks Worte wie scharfe Messer in sein Herz. »Ich glaube, sie stirbt.«
»Nein!« Jetzt waren die Dämonen vergessen. Talon nahm
Sunshine aus Zareks Armen und legte sie behutsam auf den Boden. Bestürzt starrte er in ihr blasses Gesicht. »Sunshine? Schau mich an, Baby!«
Langsam öffnete sie die Augen. Statt der gewohnten Lebenslust sah er nur Qualen und tiefes Bedauern. »Nun bist du frei, Talon«, wisperte sie. »Ich habe ihn gezwungen, den Fluch aufzuheben.«
»Was?«
»Sie hat Camulus ihre Seele verkauft«, murmelte Zarek, die Lippen verkniffen. »Damit er dich freilässt. Ich versuchte ihr zu erklären, das wäre ein Trick. Leider hörte sie nicht auf mich. Sobald sie zugestimmt hatte, wurde sie von diesem Bastard mit einem Götterblitz niedergestreckt.«
»O Sunshine...« Beinahe versagte Talons Stimme. »Warum?«
»Weil er drohte, er würde dich töten. Ich dachte, er würde nur meine Seele nehmen.«
Wütend riss er das Medaillon von ihrem Hals. »Zum Teufel mit dir, Morrigán!«, schrie er und schleuderte das Amulett an die Wand. »Wie konntest du sie so schmählich im Stich lassen?«
»Pst, Liebster...« Sunshine legte ihre kalte Hand auf seine Lippen. »Sag das nicht, es war meine Schuld.«
Über Talons Wangen rollten Tränen. Während er sie nach Atem ringen sah, erinnerte er sich an alle Momente des gemeinsamen Lebens, des ersten und des zweiten. Verzweifelt küsste er ihre Hände, die nach Farbe, Terpentin und Patschuli rochen und so wundervolle Kunstwerke geschaffen hatten, die mit einer einzigen Berührung ein Feuer in ihm entzünden konnten. »Nein, ich werde dich nicht verlieren. Nicht so.«
Zarek trat vor. »Was willst du tun, Kelte?«
»Geh weg.« Talon berührte die Wunde in Sunshines Brust. Die Lider gesenkt, zwang er sich zur Ruhe, verbannte alle Gefühle und sammelte die Kräfte des Dark Hunters.
Sekunden später durchdrang ihn die Energie seiner Unsterblichkeit und strömte von seinen Händen in Sunshines Körper. Seine Arme brannten, als sich ihre Schmerzen in seine Brust bohrten. Normalerweise würde er nur ein gewisses Unbehagen spüren. Aber diese tiefe, mörderische Wunde bereitete ihm Höllenqualen.
Stöhnend fiel er nach hinten auf den Rücken.
Reglos lag Sunshine da und wartete auf die Rückkehr der Schmerzen. Aber das geschah nicht. Weil sie fürchtete, sie wäre schon tot, berührte sie die Brust, die Camulus mit seinem Blitzstrahl getroffen hatte. Da war keine Wunde mehr. »Talon?« Sie setzte sich auf und sah Zarek, der ihn anstarrte.
»O Gott, nein!«, schrie sie, als sie Talon in seinem Blut am Boden entdeckte. Hastig kroch sie zu ihm und nahm ihn in die Arme. »Was hast du getan?«
»Er hat Ihre Wunden in seinen Körper aufgenommen«, erklärte Zarek. »Nun wird er an Ihrer Stelle sterben.«
»Nein, Talon, nein! Bitte nicht!«
»Pst«, mahnte Talon leise, »das ist schon okay.«
Acheron stürmte zur Tür herein, erfasste die Situation mit einem Blick und fluchte. »Wie kam es dazu?«
»Der Kelte hat Sunshines Wunde absorbiert«, flüsterte Zarek kaum hörbar und sichtlich fassungslos.
Irgendetwas prallte krachend gegen die Tür.
»Keine Bange«, sagte Ash, »ich habe das Zimmer abgeschirmt. Die Götter können nicht hereinkommen. Es sei denn, sie zerbrechen das Holz.«
»Wenn sie in diesem Tempo weitermachen, wird’s nicht mehr lange dauern.« Zarek schob Ash zu Talon. »Los, schaff ihn raus! Ich decke euch den Rücken.«
»Bist du sicher?«, fragte Ash.
»Völlig sicher.«
»Beim Zeus, Sklave!«, kreischte Dionysos auf der anderen Seite der Tür. »Dafür werde ich dich vernichten!«
»Komm erst
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