Im Herzen der Nacht - Roman
einmal herein!«, konterte Zarek und lachte frostig.
Ash öffnete die Tür auf der anderen Seite des Raums. Voller Angst schaute Sunshine sich um. Was hier geschah, verstand sie nicht. Sie konnte noch immer nicht glauben, dass Zarek ihnen beistand. Aber solange sie Talon in seinem Blut sah, konnte sie ohnehin nicht klar denken. Am liebsten wäre sie davongelaufen, um sich irgendwo zu verstecken. Doch das durfte sie nicht tun. Jetzt brauchte Talon ihre Kraft, sie würde ihn nicht enttäuschen.
Als Zarek sich von Talon abwandte, rief er: »He, Sunshine!«
»Ja?«, fragte sie und drehte sich zu ihm.
»Vielen Dank für die Schüssel.« Dann wartete er, dass die Götter die Barriere des Atlantäers und die Tür durchbrechen würden.
Immer noch verwirrt, half sie Ash, Talon durch einen Flur ins letzte Zimmer an der linken Seite zu tragen. Vorsichtig legte Ash ihn auf den Boden und nutzte seine Kräfte, um das Zimmer zu versperren. Sunshine kniete neben Talon nieder, erschöpft und voller Blut, zitterte sie am ganzen Körper. »Halt durch, Liebster!«, flehte sie. Ohne zu wissen, ob er sie hörte. »Er ist doch unsterblich, nicht war, Ash? Also wird er genesen.«
Seufzend schüttelte Ash den Kopf. »Sein Herz wurde durchbohrt. Wenn es zu schlagen aufhört, wird er sterben. Wieder einmal.« Mit grimmiger Miene schaute er zur Decke hinauf. »Artemis!«, schrie er. »Schaff deinen Arsch hierher! Sofort!«
Der Blitz blendete Sunshine beinahe, als die Göttin neben ihr erschien. Ärgerlich starrte sie Acheron an. »Was für Probleme hast du denn?«
»Ich brauche Talons Seele. Jetzt gleich.«
Ungläubig lächelte sie ihn an. »Verzeih mir, Acheron, dafür hast du keinen Preis bezahlt.«
»Verdammt, Artie, er stirbt! Ich habe keine Zeit für alberne Verhandlungen!«
Gleichmütig zuckte sie die Achseln. »Dann musst du ihn eben heilen.«
»Das kann ich nicht, und du weißt es. Das ist eine tödliche Wunde, von einem Götterblitz erzeugt. Da darf ich nicht dazwischenfunken.«
Sunshine spürte elektrische Vibrationen, die den Raum durchfluteten. Empört starrte sie die selbstsüchtige Göttin an und wollte sich auf sie stürzen. Aber Ash hielt sie fest. »Gib mir die Seele, Artie!« Seine Stimme klang wie Donnerhall. »Sofort! Wenn du das machst, werde ich eine Woche lang ganz unterwürfig alle deine Wünsche erfüllen.«
»Zwei Wochen«, feilschte Artemis.
»Also gut.« Sunshine las Abscheu und Resignation in Ashs Gesicht.
Nun streckte Artemis eine Hand aus. In ihrer Handfläche erschien ein großer, brauner Stein. Als Ash danach greifen wollte, entfernte sie den Stein aus seiner Reichweite. »Im Morgengrauen kommst du zu mir.«
»Ja, das schwöre ich.«
Zufrieden lächelte sie und reichte ihm den Stein. Er kehrte zu Talon zurück und wandte sich an Sunshine. »Halten Sie den Stein über die Wunde, bis seine Seele in seinen Körper zurückkehrt.«
Ehe sie den Stein in die Hand nehmen konnte, umfasste Talon ihren Arm. Sie hatte nicht bemerkt, dass er bei Bewusstsein war. Bis sie den schwachen Druck seiner Finger spürte. »Das kann sie nicht tun, Ash.«
»Talon!«, rief sie ungeduldig. »Was soll das heißen?«
»Nein, Sunshine, wenn du diesen Stein ergreifst, wird er deine Hand verletzen. Danach wirst du nie wieder malen oder zeichnen können.«
Ihre schlimmste Angst. Verzweifelt schaute sie in Talons dunkle, von Schmerz erfüllte Augen. Ihre größte Liebe.
Diese Entscheidung fiel ihr nicht schwer.
Entschlossen nahm sie den Stein aus Acherons Hand. Dann schrie sie auf, als ihre Haut wie Feuer brannte.
»Beobachten Sie Talons Augen.« Acherons Stimme schien in ihrem Kopf zu ertönen. »Beim Zeus, bitte, lassen Sie seine Seele nicht los! Konzentrieren Sie sich...«
Sie gehorchte, und der Schmerz ließ nach. Doch sie spürte das Feuer immer noch.
Während sie in Talons pechschwarze Augen starrte, schien die Zeit stillzustehen. In ihren Gedanken mischten sich Erinnerungen an dieses Leben und das frühere, sie kehrte zurück zu ihrem eigenen Tod, zu Talon, der sie so zärtlich in den Armen gehalten hatte. Sie neigte sich hinab und küsste ihn. »Liebster, ich bin bei dir.«
Nach einem tiefen Atemzug entspannte er sich, und ihr eigenes Herz schlug wie rasend. Bitte, bitte, mach, dass alles gut wird!
Ash legte ihre Hand auf Talons Tätowierung, die einen Pfeil und einen Bogen darstellte. Langsam erlosch die Hitze, der Stein nahm eine dumpfe Farbe an.
Aber Sunshines Hand brannte immer noch. Erst als ihre
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