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Im Herzen der Nacht - Roman

Titel: Im Herzen der Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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verheimlichen. Wenn dir was passiert, wär’s meine Schuld.«
    Ärgerlich seufzte sie und zeichnete mit einer Fingerspitze die geschwungenen Brauen des Bewusstlosen nach. Warum erschien er ihr so vertraut? Sie hatte ihn noch nie gesehen. Trotzdem empfand sie ein seltsames Déjà-vu-Gefühl. Als würde sie ihn kennen. Unheimlich, sehr unheimlich... Aber sie war mit esoterischen Dinge vertraut. Über dieses Thema hatte ihre Mutter ein Buch geschrieben. Und Sunshine hatte
es redigiert. »Hör mal, ich bin ein großes Mädchen und kann auf mich selber aufpassen.«
    »Klar, und ich habe zwölf Jahre lang mit riesigen behaarten Kerlen zusammengelebt, und die machten Hackfleisch aus Mädchen wie dir, die glaubten, sie könnten auf sich selber aufpassen.«
    »Okay, legen wir ihn in mein Bett, und ich schlafe bei meinen Eltern. Morgen werde ich ihn mit meiner Mutter oder einem meiner Brüder verhören.«
    »Und wenn er aufwacht, bevor du heimkommst, und dich bestiehlt?«
    »Was soll er denn stehlen? Meine Kleider passen ihm nicht, und ich besitze nichts Wertvolles. Es sei denn, meine Peter-Paul-und-Mary-Sammlung gefällt ihm.«
    Wayne verdrehte die Augen. »Also gut. Aber versprich mir, dass du ihm keine Chance gibst, dir was anzutun.«
    »Okay.«
    Obwohl er immer noch skeptisch dreinschaute, erhob er keine Einwände mehr, während er zu Sunshines Loft an der Canal Street fuhr. Aber er fluchte unentwegt vor sich hin. Gut dass sie gelernt hatte, vulgäre Männer zu ignorieren.
    Ihr Loft lag direkt über der Bar ihres Vaters. Um den Fremden aus dem Dodge und nach oben zu hieven, brauchten sie eine gute Viertelstunde. Sunshine führte Wayne hinter den rosa gebatikten Baumwollvorhang, durch den sie den Schlafbereich von dem großen Raum abgeteilt hatte. Vorsichtig legten sie den unbekannten Gast auf das Bett.
    »Gehen wir«, sagte Wayne und ergriff ihren Arm.
    Aber sie schüttelte ihn ab. »Wir können ihn nicht allein lassen.«
    »Warum nicht?«

    »Weil er voller Blut ist.«
    Waynes Miene nahm jenen gepeinigten Ausdruck an, den jeder in Sunshines Nähe früher oder später zeigte. Meistens früher.
    »Setz dich aufs Sofa. Ich muss ihn ausziehen.«
    »Sunshine …«
    »Bitte, Wayne, ich bin neunundzwanzig Jahre alt, eine geschiedene Künstlerin, die auf dem College nackte Kerle gezeichnet hat, und ich bin mit zwei älteren Brüdern aufgewachsen. Also weiß ich, wie nackte Männer aussehen. Alles klar?«
    Während er etwas Unverständliches vor sich hin murmelte, verließ er die Schlafecke und sank aufs Sofa.
    Nach einem tiefen Atemzug wandte sie sich wieder zu ihrem schwarz gekleideten Helden. Reglos lag er auf ihrem Bett. Er sah erschreckend aus. Ganz langsam, um ihm keine zusätzlichen Schmerzen zu bereiten, zog sie den Reißverschluss seiner Lederjacke herunter. Was für ein schönes Stück... Jemand hatte es mit roten und goldenen keltischen Schriftzeichen bemalt. Einfach wunderbar, ein echtes Kunstwerk. Das konnte sie beurteilen, denn sie hatte sich schon immer für Gegenstände aus alten Zeiten begeistert, besonders für die keltische Kultur.
    Verwirrt kniff sie die Augen zusammen, nachdem sie die Jacke geöffnet hatte. Darunter trug er nichts. Nur glatte gebräunte Haut, die ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Noch nie hatte sie einen so traumhaften männlichen Körper gesehen. Jeder einzelne Muskel war perfekt. Obwohl er völlig entspannt dalag, strahlte er eine fast übermenschliche Kraft aus.
    Der Mann musste ein Gott sein! Diese makellosen Proportionen
wollte sie zeichnen, für die Ewigkeit festhalten. Vorsichtig zog sie ihm die Jacke aus und legte sie auf das Bett. Dann knipste sie die Lampe an, die auf dem kleinen, mit einem Tuch bedeckten Nachttisch stand, und musterte den Fremden genauer.
    Caramba! Er sah noch besser aus als jene Angreifer.
    Schmeichelnd umrahmte das wellige goldblonde Haar sein Gesicht, die beiden dünnen Zöpfe lagen auf seiner Brust. Unglaublich lange Wimpern beschatteten die Wangen, die klassischen Züge wirkten unbezähmbar, aber auch würdevoll und kultiviert.
    Zum zweiten Mal wurde sie von einem eigenartigen Déjà-vu-Gefühl erfasst, sie stellte sich vor, er wäre wach und würde sich lächelnd über sie neigen, langsam in sie eindringen, hinaus- und hineingleiten... Bei diesem Gedanken leckte sie sehnsüchtig über ihre Lippen. Ein Fremder, der eine so starke Anziehungskraft auf sie ausübte - so etwas hatte sie schon lange nicht mehr gespürt.
    Mädchen, du brauchst endlich

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