Im Herzen der Wildnis - Roman
Fahrt mit einem Lächeln. Der Polarstern funkelte am kristallklaren Sternenhimmel, als Skip sich auf die Ruderbank hockte und das späte Abendessen auspackte: Sandwiches mit Roastbeef, dazu für jeden eine Flasche Ale.
Als sie schließlich unter Deck ging, um einige Stunden zu schlafen, übernahm Skip das Ruder. Der Wind war stark, aber stetig und trieb sie mit hoher Geschwindigkeit über die aufgewühlte See. Nach dem Frühstück schickte sie Skip in seine Koje und studierte am Ruder die im Wind flatternden Karten. Die Dünung nahm zu, und die Segel waren in der steifen Brise zum Zerreißen gespannt. Jedes Mal, wenn der Bug in die Wellen krachte, erzitterte der Rumpf vom Anprall der Wassermassen, und die Böen peitschten die Gischt über das Deck. Der Wind wurde kühler, und sie zog sich einen Wollpullover über, ohne das Steuerrad loszulassen. Sie brauchte beide Hände, um das Boot in den Wogen auf Kurs zu halten.
Am Morgen kam dann die Überraschung! Ein gekrümmter Rücken tauchte inmitten der wogenden Gischt auf! Eine große Schwanzflosse! Und eine Wasserfontäne! Ohne das Fernglas abzusetzen, rief Shannon: »Skip, wach auf! Wale voraus!«
Verschlafen stürmte ihr Bruder aus der Kabine. »Wo?«
Shannon reichte ihm das Glas und deutete aufgeregt nach vorn. »Hier, guck du mal!«
Er stellte sich neben das Ruder und beugte sich zur Seite, um den Mast außer Sicht zu haben, während er das Glas einstellte.
»Siehst du was?«
»Noch nicht.« Dann machte er die Wale aus. »Warte mal … doch, jetzt sehe ich sie! Es sind zehn, zwölf … nein, da sind noch viel mehr! Ist das toll!«
Eine Schule Buckelwale, die wie jedes Jahr im Frühjahr von Hawaii nach Alaska wanderten, kreuzte ihren Kurs! Neugierig umkreisten die Wale das Boot und folgten ihm über eine Stunde lang nach Norden. Skip übernahm das Ruder, während Shannon voller Begeisterung zum Bug taumelte und ein spektakuläres Foto nach dem anderen schoss, als die Wale sprangen und sich mit Wucht in die Wellen warfen, dass die Gischt nur so spritzte. Vielleicht war das National Geographic an einer Reportage über die Wale interessiert? Und dann machte sie vom schwankenden Bugspriet aus das Foto! Keine fünf Yards entfernt erhob sich eine gewaltige Schwanzflosse, als ein Wal neben dem Boot abtauchte, und Shannon, tropfnass, aber glücklich, drückte auf den Auslöser!
Nachdem sie auf die Wale getroffen waren, segelten sie an den Zedernwäldern Oregons entlang in Richtung Vancouver Island auf halbem Weg nach Alaska.
Rob beugte sich über seinen Dad und umarmte ihn fest. »Ich bin dann weg!«
»Mach’s gut, mein Junge!« Tom strich ihm über den Rücken. »Und viel Spaß heute Abend!«
Rob richtete sich auf und lachte vergnügt. »Tata! Und grüß Evander von mir!«
Tom grinste. »Er genießt das Surfen auf Hawaii, so schnell wird er wohl nicht nach San Francisco kommen. Lass mich nicht wieder so lange allein, Rob! Komm bald zurück!«
»Mach ich!« Rob musterte seinen Dad besorgt, doch Tom ließ sich wieder einmal nicht anmerken, wie er sich fühlte. Was hatte er denn bloß?
Mr Portman geleitete ihn zur Tür der Suite. »Passen Sie auf ihn auf!«, bat Rob den Butler leise. »Sollte er wieder einen Schwächeanfall haben, telegrafieren Sie mir nach Valdez. Mr Mulberry wird dafür sorgen, dass ich die Nachricht erhalte, wo auch immer ich bin. Ich werde sofort zurückkehren.«
Gestern Abend hatte sein Dad mit ihm das Anwesen besichtigen wollen, das er für ihn und Shannon kaufen wollte. Während der Fahrt war Tom plötzlich neben ihm zusammengebrochen. Keuchend hatte er um Atem gerungen, und sein Herz hatte gerast. Rob hatte die Kutsche sofort umkehren lassen. Zurück im Hotel, hatte er bei den Tyrells angerufen. Caitlin hatte ihm Alistair McKenzie empfohlen, einen Freund der Familie, und ihm angeboten, den Doktor umgehend ins Hotel zu schicken.
Dr McKenzie hatte Tom untersucht, aber er hatte nichts gefunden, was auf einen Herzinfarkt schließen ließ. Obwohl Tom sich seit Wochen erschöpft fühlte und bedrückt war, konnte der Doktor nicht feststellen, was ihm fehlte. Nachdem er sich verabschiedet hatte, war Rob den ganzen Abend nicht von Toms Seite gewichen. Bei einem Glas Wein hatten sie die neuen Schellacks gehört und hatten sich dabei stundenlang unterhalten. Mr Portman hatte seinen freien Abend gehabt, daher hatte Rob seinen Dad ins Bett gebracht und war neben ihm sitzen geblieben, bis er eingeschlafen war. Dann hatte er sich neben ihn auf das
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