Im Herzen der Wildnis - Roman
Versuch ein bisschen zu schlafen.«
»Weckst du mich, wenn Dr McKenzie zurückkommt?«
»Mach ich. Aber jetzt ruh dich aus.«
Er wollte aufstehen, doch Tom hielt seine Hand fest. »Evander, ich habe Angst.«
»Ich auch, Tom. Glaub mir, ich habe auch Angst.«
Als sie am Morgen erwachten, lag der Schnee zwei Inches hoch auf den Zelten und den Schlitten, und die Huskys kuschelten sich unter die flauschige Schneedecke. Nach einem Frühstück mit Bohnen und Speck und einem starken Kaffee schirrte Josh die Hunde an, während Rob das Zelt abbaute und den Schlitten belud. Auf den Abwasch verzichteten sie an diesem Morgen, zumal sie in wenigen Stunden den Gletscher verlassen und das Geschirr unten am reißenden Klutina River viel leichter waschen konnten.
Während Josh die Booties festzurrte, warf er Ian immer wieder Blicke zu. Und auch Ian sah immer wieder zu ihm herüber. Sein Freund war offensichtlich gespannt, wie er auf Robs Geständnis reagierte, dass Ian für ihn arbeiten wollte. Als Josh ihm zunickte, entspannte er sich sichtlich, gab Orlando einen Klaps, sprang auf und kam herüber.
Josh blickte auf, während er Randy festhielt, der übermütig herumsprang. »Lass uns reden, Ian. Heute Abend.«
Ian atmete tief durch. »Ist gut.«
»Seid ihr beide so weit?«
Ian drehte sich zu Colin um, der mit hochgezogener Kapuze und Schneebrille neben dem Schlitten wartete. »Sieht so aus.«
Josh streichelte Randy, dann stand er auf. »Rob? Steig auf!«
Rob wäre gern gefahren, aber der Weg über den steilen Kamm der Gletscherscheide auf die andere Seite der Chugach Mountains war zu schwierig, denn am Fuß der plötzlichen Steigung mussten sie auf der Süd- wie auf der Nordseite tiefe Gletscherspalten umfahren. Das war einfach zu gefährlich für einen Cheechako. Weiter unten, wo der Klutina-Gletscher sich ins Tal ergoss, konnte er sich dann ein wildes Hundeschlittenrennen mit Ian liefern.
»Mush!«, rief Josh den Hunden zu, und sie warfen sich kläffend in die Geschirre. Mit einem knirschenden Tappen der Booties und einem leisen Sirren der Kufen auf dem frischen Schnee glitt der Schlitten dahin, und bald hatten sie den Fuß der Steigung erreicht.
Colin sprang vom Schlitten, seilte sich an, zog sich die Schneeschuhe über und stapfte mit einem langen Stock voran. Mit der Stange stocherte er im Schnee, um Gletscherspalten aufzuspüren. Ian, der ihn mit dem Seil sicherte, folgte ihm, und Josh hielt sich in Ians Spuren. Das Eis hielt, aber das Gelände wurde immer schwieriger, nicht zuletzt, weil sie den Schlitten über schroffe Verwerfungen schieben mussten. Die Huskys warfen sich ins Geschirr, und Rob half ihm, den Schlitten zu schieben, aber sie kamen nur sehr langsam voran. Und der steile Abhang hinauf zur Gletscherscheide lag noch vor ihnen!
In der eisigen Luft quoll der Atem der Huskys als weiße Wolken aus ihren Nasen, und auch Colin, Ian, Rob und er selbst mussten sich ins Zeug legen, um den Schlitten gegen das Schneetreiben den steilen Abhang hinaufzuwuchten. Immer wieder mussten sie Schnee von ihren Schutzbrillen wischen.
Erschöpft kamen sie schließlich oben auf dem Kamm an und sanken keuchend in den Schnee. Für die grandiose Berglandschaft, die im Gestöber nur schemenhaft zu erkennen war, hatten sie keinen Blick.
Rob schob die Schneebrille hoch, kippte rückwärts in den Schnee und atmete tief durch. »Und das ist der Weg zu den Goldfeldern Alaskas?« Er lachte trocken und streichelte Will, der sich hechelnd neben ihn gelegt hatte. »Das australische Outback ist dagegen ja richtig angenehm. Kein Eis, kein Schnee, keine Kälte, dass selbst die Huskys zu dir in den Schlafsack kriechen.« Er klopfte Will auf die schneebedeckten Flanken.
»Das ist doch noch gar nichts! Du solltest mal Ende Juni herkommen. Da rauscht das Schmelzwasser wie ein Gebirgsbach über das Eis, und der Gletscher ist nicht nur gefährlich, so wie jetzt, sondern völlig unpassierbar. Das Eis gleitet auf dem Schmelzwasser zwischen Firn und Fels schneller zu Tal, reißt weite Gletscherspalten auf und setzt sich immer wieder mit einem ohrenbetäubenden Knallen und Krachen, dass du denkst, du wärst in eine wüste Schießerei geraten. Und wenn eine Lawine von den Berghängen abgeht, wird’s erst richtig aufregend.« Josh packte Robs Hand, zog ihn mit Schwung wieder hoch und knuffte ihn freundschaftlich in die Seite. »Du machst dich wirklich gut, Cheechako.«
»Danke, Josh. Und wie kommen wir wieder nach Valdez?«
»Mit den Pferden
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