Im Herzen der Wildnis - Roman
er sich zurücksinken und beobachtete das Nordlicht, das über den schiefergrauen Himmel flatterte und flirrte. Es dauerte lange, bis Josh zurückkehrte und unter die Decke kroch. Rob glaubte, dass er die restliche Nacht wach lag. Als Colin und er die Augen aufschlugen, bereitete Josh das Frühstück vor: Blaubeerpfannkuchen und Kaffee.
Randy und Shorty hatten an diesem Morgen nur Unsinn im Kopf und versuchten, Josh aufzuheitern. Die empfindsamen Hunde litten unter seiner Trauer, aber Randy schaffte es, Josh mit seinen Streichen zum Lachen zu bringen. Wenn er wieder einmal etwas ausgefressen hatte, setzte er sich aufrecht hin, stemmte die Pfoten auf den Boden, wedelte mit seinem Schwanz und grinste. Wie seine Augen dann leuchteten! Sein Hecheln mit heraushängender Zunge klang, als ob er übermütig kicherte! Und wenn Josh ihn schalt, schmiegte er sich ganz dicht an ihn und guckte ihn treuherzig an. Die ganze Rasselbande, die aufmerksam beobachtete, wie sich Joshs Miene dabei aufhellte, rümpfte die Nasen, zeigte ihm die Zähne und lachte ihn an. Josh knuddelte alle fünf Hunde, rang mit ihnen, kitzelte sie am Bauch und wälzte sich mit ihnen auf der Wiese. Die Hunde kläfften, heulten, knurrten, winselten und kicherten! Randy gab dabei Laute von sich wie ein vor Vergnügen glucksendes Baby. Lachende Huskys – so etwas hatte Rob noch nie gesehen!
Aber dann kam das Beste: Josh sagte »I love you«, und Randy antwortete mit einem gejaulten »Ay-ouw-you«, gefolgt von einem langen, gefühlvollen Heulen. Randy konnte natürlich nicht wirklich sprechen, aber er wiederholte Joshs Worte immer wieder mit einem derart niedlichen »Ay-ouw-you«, dass Colin und Rob Tränen lachten. Wieder ernst, dachte Rob daran, wie sehr Josh der Verlust seines treuen Will schmerzen musste. Und wie furchtbar es für ihn gewesen wäre, hätte er auch Randy verloren.
Keuchend richtete Josh sich schließlich auf, schubste Randy von sich herunter und stand auf, um Colin und Rob beim Satteln der Pferde zu helfen. Als sie weiterritten, einen Canyon hinauf und über einen Felsgrat hinweg ins nächste Tal, änderte sich die Landschaft ständig. Bewaldete Berghänge und schroffe Felsstürze, Geröllhalden, Wasserfälle, Bergseen, Bäche und Moore wechselten sich ab. Der Abstieg ins nächste Tal war steil und gefährlich, aber Josh gelang es, mit Ians Winchester ein Bergschaf fürs Abendessen zu schießen.
Vom nächsten Höhenzug aus sahen sie unter sich ein weites Geröllfeld. Es war das Mündungsdelta des Gletscherflusses des gewaltigen Tazlina-Gletschers, der sich in einen glitzernden See ergoss. Dort unten am Ufer schlugen sie ihr Nachtlager auf. Rob und Josh, die mit dem Schlitten auch ihre Ausrüstung verloren hatten, nahmen prustend ein Bad im eiskalten Wasser und wuschen ihre Sachen, die über dem Feuer trockneten, während sie sich in den Schlafsäcken aufwärmten. Unterdessen bereitete Colin das Schaf zu. Er würzte das Fleisch mit frischen Kräutern. Zusammen mit heißen Steinen gab er es in einen Kochtopf, den er in die Glut des Feuers stellte.
Nach dem Abendessen versuchte Rob sich als Goldsucher. Er hockte sich mit der Bratpfanne in den Tazlina River und fand wirklich ein wenig Goldstaub. Colin schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter und zog ihn auf: Wenn er in einigen Tagen nach Valdez zurückkehrte, könnte er ja seinen Claim anmelden. Das Gold in der Pfanne im Wert von rund zwei Dollar reichte immerhin für ein Abendessen und eine Übernachtung bei Charlotte. Josh suchte derweil im Geröll nach Ästen, mit denen Rob den Claim abstecken konnte. Als Rob die Pflöcke mit der Bratpfanne tatsächlich einschlug und damit spaßeshalber die Gründung der Conroy Alaska Gold Mining and Trading Company verkündete, brachen Colin und Josh, Arm in Arm im Flussbett umhertaumelnd, in brüllendes Gelächter aus. Rob ertrug die Neckerei seiner Freunde mit einem Grinsen, denn er war froh, dass Josh sich wieder gefangen hatte. Bei der ausgelassenen Pokerrunde, die bis nach Mitternacht dauerte, verspielte er dann das Gold, das er gefunden hatte.
Am nächsten Morgen führte ein Canyon sie wieder hinauf in die verschneiten Höhen. Durch ein Tal mit Wiesen voller purpurfarbener Blüten trabten sie hinunter zum Nelchina-Gletscher, dessen Geröllfeld sie eine Stunde lang folgten, bevor sie unter großen Anstrengungen den reißenden Nelchina River überquerten und erneut in die Berge aufstiegen.
Am Tag darauf trafen sie südlich der Talkeetna
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