Im Herzen der Wildnis - Roman
Mountains endlich auf den gewaltigen Matanuska River. Eine Herde zotteliger Moschusochsen graste ruhig am Flussufer, Weißkopfadler schwebten in der kristallklaren Luft, und ein Bär verschwand im dichten Nadelwald. Im grellen Sonnenschein erglühte das Tal in derart leuchtenden Farben, dass Rob dachte, der Indian Summer sei schon angebrochen und verfärbe die Gräser, Blätter und Blüten.
Während der späten Abenddämmerung tauchte die untergehende Sonne die Berge in ein zauberhaftes Licht. Während Rob die Ausrüstung ablud, die Pferde absattelte und die Huskys fütterte, konnte er den Blick nicht abwenden.
Fein wie Haare, die der Wind verwirbelt, huschte in dieser Nacht das Polarlicht über den Himmel. Der Sonnenaufgang fünf Stunden später war sogar noch spektakulärer! Rob schien es, als blickte er ganz tief in einen Opal. Ein greller Blitz aus grünem Licht zuckte jäh über den dunklen Himmel, bevor die aufgehende Sonne die Wolkengespinste in ein flammendes Glühen tauchte, das den Polarstern verblassen ließ. Wie wunderschön Alaska war!
Rob ließ das Buch sinken, als Josh neben ihm auf dem Bett eine Melodie zu summen begann. Er klappte das Buch zu, das er vor einigen Tagen in der Hütte gefunden hatte, und drehte sich zu ihm um. Um Colin, der im Bett über ihnen schlief, nicht zu wecken, fragte er leise: »Ist das Liszts Liebestraum? «
Josh hockte mit dem Rücken zur Wand und schrieb schon wieder einen Brief. Randy lag ausgestreckt zwischen ihnen.
»Ist das euer Lied?«, fragte Rob.
Wieder nickte Josh und schrieb weiter. Seit seine Briefe an Shania mit dem Schlitten verloren gegangen waren, hatte er schon wieder einen ganzen Stapel geschrieben. Nach einem Abendessen hatte er Rob von seiner Liebe erzählt, und auch Rob hatte sich ihm anvertraut und ihm von seinen Gefühlen für Shannon und Sissy erzählt. Dieses Gespräch vor einigen Tagen hatte sie beide sehr berührt. Sie waren sich an diesem Abend sehr nahegekommen.
Rob ließ sich auf das Bett zurücksinken und starrte zur Decke der Hütte, in der Colin, Josh und er seit Tagen festsaßen, weil es in Strömen goss. An einen Aufstieg in die Berge zu Håkons und Arnes Lager war nicht zu denken.
Die Hütte gehörte zu einem Handelsposten der Brandon Corporation am Matanuska. Josh hatte sie hierhergeführt, weil er gehofft hatte, sie könnten hier ihre Vorräte ergänzen. Aber der Handelsposten war vor Kurzem überfallen und ausgeplündert worden.
Das Leben eines Händlers in der Wildnis war hart. Der Sommer in Alaska dauerte von Ende Mai bis Anfang September. Dann fiel der erste Schnee, und es wurde schwieriger, neue Vorräte oder Waren zu beschaffen. Viele Handelsposten hatten gegen Ende des langen Winters nur noch kleine Warenbestände, die nach der Schneeschmelze aufgefüllt werden mussten: Vorräte, Konservendosen, Kleidung, Stoffe, Werkzeug, Ausrüstung, Waffen. Alles wurde von San Francisco über Valdez herangeschafft, den einzigen eisfreien Hafen Alaskas. Die Händler jagten für den eigenen Bedarf, stellten jedoch keine Fallen, denn die Pelze lieferten die Trapper und Indianer der Gegend. Freundschaftliche Beziehungen waren lebensnotwendig, wenn man Handel treiben und Gewinn machen wollte. Josh erklärte, dass die Indianer sich oft über die Preise beklagten, die die Händler für ihre Felle boten. Mehr als einmal sei es dabei zu Schießereien gekommen.
Colin, Josh und Rob hatten sich in der Hütte eingerichtet, die noch vorhandenen Vorräte geplündert und ihre Ausrüstung ergänzt: Decken, Schlafsäcke, Zelte, Kleidung, Gewehre und Munition für ihn und Josh, der nur wenige persönliche Dinge behalten wollte, die Ian gehört hatten.
Wie schön war es doch, sich waschen und rasieren zu können! Nach einer kurzen Rast waren sie aufgebrochen, um nach dem Händler zu suchen. Natürlich hatten sie ihn in den weiten Wäldern des Matanuska Valley nicht gefunden. Dafür waren sie auf eine Herde Karibus gestoßen. Rudel um Rudel hatte schwimmend den Matanuska überquert, und überall um sie herum waren Karibus gewesen. Die Rentiere waren aus dem kalten Fluss gestiegen, hatten sich das Wasser aus dem Fell geschüttelt und waren ruhig stehen geblieben, ohne vor ihnen in die Wälder zu fliehen. Große Böcke mit prächtigen Geweihen hatten auf den Uferwiesen geäst, umgeben von ihren Kühen und Kälbern. Immer neue Scharen waren am anderen Ufer aus dem Wald aufgetaucht, aus dem das Knacken der Äste und das Rauschen der Nadeln gedrungen war, das
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