Im Herzen der Wildnis - Roman
Birken aufgetaucht war.
Josh war um sein Leben gerannt, dem Grizzly entgegen. Seine einzige Chance war das Birkenwäldchen gewesen. Die Bärin war einen Augenblick lang verunsichert gewesen, weil ihre Beute sich nicht so verhielt, wie sie es erwartet hatte, sondern laut brüllend auf sie zugestürmt kam. Irritiert war sie stehen geblieben und hatte beobachtet, wie Josh auf eine Birke gesprungen und an den Ästen hinaufgeklettert war. Als er in zehn Fuß Höhe den Wipfel erreicht hatte, hatte sich der Grizzly am Stamm aufgerichtet. Josh hatte nach der Bärin getreten, um sie abzuwehren, aber sie hatte wütend mit ihren Tatzen zurückgeschlagen, hatte mit den scharfen Krallen Joshs Mokassins zerfetzt und sein Bein aufgerissen. Josh hatte sich zusammengekauert und sich an den Ästen festgehalten, als der Grizzly begann, die Birke zu entwurzeln und umzustoßen. Der kleine Baum hatte derart geschwankt, dass Josh den Halt verloren hatte und ins Tundragras gestürzt war. Sofort hatte er versucht aufzuspringen, um zu flüchten, aber die Wunde an seinem Bein hatte ihn vor Schmerz aufstöhnen lassen. Dann war der Grizzly über ihm gewesen, brüllend, mit angelegten Ohren und gefletschten Zähnen, und Josh hatte gewusst, das war’s, er konnte nicht mehr weglaufen. Ein Schlag mit den Tatzen, ein Biss ins Genick, und er wäre tot.
Mit einem Stöhnen hatte er sich ins Gras zurücksinken lassen und keuchend ausgeatmet. Dann war er reglos liegen geblieben und hatte gewartet, was die Bärin täte, wenn sie glaubte, er wäre nach dem Sturz vom Baum verendet. Grollend war sie um ihn herumgestampft, hatte schnaufend gewittert und war dabei so nah an ihn herangekommen, dass Josh ihren Atem hatte riechen können. Trotz seiner Angst hatte er ganz still gelegen, hatte sich tot gestellt und mit angehaltenem Atem auf das Rascheln gelauscht, als die Bärin sich entfernt hatte, um sich um ihr Junges zu kümmern.
Dann war ein Schuss gefallen! Der Grizzly hatte gebrüllt und war mit einem dumpfen Grollen in sich zusammengesunken. Als Josh sich aufgerichtet hatte, war Jake mit der Winchester im Anschlag auf ihn zugelaufen. Er hatte ihn zu dem alten Schiff zurückgebracht, während Colin den geschossenen Elch aufgebrochen und zerlegt hatte. Als Josh auf seiner Koje gelegen hatte, hatte Jake die Wunde gesäubert und genäht. Danach hatte Josh sich einige Tage Ruhe gegönnt und sich die Zeit mit Lesen vertrieben.
»Dein Gepäck ist schon an Bord«, sagte Jake, während er Josh über den Schotter am Ufer führte. »Die Huskys auch.«
Josh grinste. »Auf ins Land des Goldes!«
Während der Fahrt auf dem Steamer machte Josh es sich in einem Faltstuhl an Deck bequem, ließ sich Bratkartoffeln mit Speck bringen, nach denen er sich seit Wochen gesehnt hatte, ließ sich ein Bier nach dem anderen ausgeben und berichtete den Goldsuchern, die von Dawson nach Nome fuhren, von ihren Abenteuern in der Wildnis. Es war wunderbar, in die staunenden Gesichter zu blicken, das verletzte Bein hochzulegen und zu erzählen. Nach den Wochen in der Einsamkeit erging es Colin und Jake ähnlich. Auch sie wurden von Cheechakos belagert, die einen kurzen Sommer am Klondike Gold gewaschen hatten.
Später holte einer der Männer seine Geige und fiedelte ein beschwingtes Lied, das Joshs Huskys in fröhliches Heulen ausbrechen ließ. Randy sang sogar zu der Melodie, zuerst leise winselnd, dann laut heulend, und die Männer schlugen sich auf die Schenkel und brüllten vor Lachen. Randy grinste zufrieden, wedelte mit dem Schwanz und hockte sich neben Josh, um sich von ihm knuddeln zu lassen. Er genoss die Aufmerksamkeit und beantwortete sein »I love you« mit einem hingebungsvoll gejaulten »Ay-ouw-you-ooooh«, gefolgt von einem gefühlvollen Heulen. Die Männer, die sich um Josh drängten, konnten sich überhaupt nicht mehr beruhigen. Sie stampften mit den Füßen, klatschten und johlten derart begeistert, dass Randy ganz aufgeregt mit dem Schwanz wedelte.
Josh genoss die ruhige Fahrt auf dem Yukon. Er hatte viel Zeit, den endlosen Brief an Shania in seinem Notizbuch weiterzuschreiben. Am Tag darauf steuerte der Kapitän ein Holzfällercamp an, um Holz für die Dampfmaschine aufzunehmen. Das Treibholz am Ufer war so dicht, dass die Passagiere, die an Land gingen, immer wieder durch die Äste und Zweige brachen und sich das Verladen um Stunden verzögerte. Doch schließlich hatten sie genügend Holz für die nächsten Tage geladen und legten wieder ab. Als gegen sechs Uhr
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