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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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ihre Einsamkeit. Sie hatte ihren Schmerz herausgeschrien, ihre Verletztheit, ihre Ohnmacht. Sie hatte Ronan fest im Arm gehalten, als sollte er ihr auch noch entrissen werden, und hatte ihre aufgewühlten Gefühle laut herausgeweint.
    Rob hatte sie und Ronan in die Arme geschlossen, aber es hatte lange gedauert, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Am Ende hatten alle drei geweint. Und selbst heute brannten Robs Augen, wenn er sich an diesen schwersten Augenblick in seiner Ehe erinnerte. Damals waren sie zum ersten Mal wirklich Eltern gewesen – Ronans Mommy und Daddy.
    Ein leises Knistern in der Leitung. »Rufst du mich morgen Nacht an?« Sissys Stimme klang gepresst.
    »Ja.«
    Ihre Stimme kippte. »Ich freue mich darauf.«
    Er musste schlucken. »Ich auch.«
    »Ich liebe dich.« Sie legte so schnell auf, dass er glaubte, sie könnte sich nicht mehr beherrschen.
    Behutsam legte er auf. Eine Weile saß er regungslos, dann verließ er sein Arbeitszimmer. Durch den dunklen Flur tappte er die Treppe hinauf. Im Kinderzimmer konnte er Ronan wimmern hören. Er schaltete das Nachtlicht an und ging zur Wiege. Da lag der niedliche Fratz, reckte die Fäustchen in die Luft, gluckste fröhlich, als er ihn sah, und strampelte seine Decke weg!
    Als Rob ihn aus der Wiege hob, guckte er ihn mit seinen großen dunklen Augen an, warf den Kopf zurück und quietschte vor Vergnügen. Rob nahm ihn auf den Arm, und der Kleine legte den Kopf an seine Schulter, während er ihn zum Fenster trug. Anders schlief er doch nicht ein. Und wenn er nicht gestillt werden musste, konnte Shannon noch ein wenig schlafen. Nach dem Souper im Palace Hotel und der Aufführung von La Traviata war sie sehr müde gewesen und gleich ins Bett gegangen.
    Ronan packte den Kragen seines Hemdes und zog sich daran hoch. Plötzlich sah er sehr angestrengt aus.
    »Bist du fertig?«, fragte Rob.
    Der Kleine quietschte übermütig.
    »Na schön, dann wollen wir mal.« Er trug Ronan zur Wickelkommode und legte ihn vorsichtig auf die Unterlage. »Meinst du, wir zwei Jungs schaffen das?«
    Ronan grinste und sabberte, während Rob ihm die Hose auszog und an den Windeln herumnestelte. Das fand der Kleine so toll, dass er vor lauter Freude zu strampeln begann. Er wand sich unter Robs Händen, warf sich hin und her, bekam dabei über seinem Kopf eine gefaltete Windel zu fassen und riss sie schwungvoll an sich. Rob nahm sie ihm ab. »Na, siehst du, es geht doch. Wir beide sind ein gutes Team.«
    Ronan kicherte und trat nach ihm, als er ihm schließlich die Windel anlegen wollte.
    »Ich hab dich auch lieb.« Obwohl du mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hast, fügte er im Stillen hinzu. Mit deinem Geschrei hältst du uns alle auf Trab, ganz besonders deine Mommy. Aber du schenkst mir ein Gefühl der Wärme und der Geborgenheit, die mich den Tod meines Vaters und die Einsamkeit ohne ihn vergessen lässt.
    »Wawawa.« Ronan zog die Beine an, um nochmal zuzutreten.
    Rob packte seine Beine, hob ihn an und schob die dreieckig gefaltete Windel unter seinen Po. Drei Handgriffe, und die Windel saß.
    Ronan zog eine Schnute und guckte Rob mit großen Augen an.
    »Mr Ronan Conroy, wenn ich bitten darf. Du bist müde, und dein Daddy möchte jetzt auch gern ins Bett.«
    Der Kleine quengelte, als Rob ihn hochnahm und zu seiner Wiege trug. Sobald er zugedeckt war, strampelte er wieder und reckte die Fäustchen. Ronan kniff die Augen zusammen und verzog den Mund. Das erste Kullertränchen hing schon in seinen Wimpern, als er noch tief Luft holte, um laut loszubrüllen. Wenn er schrie, wachte Shannon auf. Rob nahm ihn auf den Arm. Der Kleine guckte ihn mit tränennassen Augen an. Rob schmuste mit ihm, und sofort lachte er wieder. Während er mit ihm zum Schlafzimmer ging, sang er leise Twinkle, twinkle, little star. Tom hatte ihm das Lied früher vorgesungen. Ronan legte den Kopf an seine Schulter und schmiegte sich an ihn. Leise öffnete Rob die Schlafzimmertür und sang flüsternd weiter. Er setzte sich auf das Bett und legte Ronan neben Shannon. Verschlafen drehte sie sich auf den Rücken. »Hey.«
    »Hey.« Er beugte sich über Ronan, der vor Vergnügen um sich schlug, und küsste sie.
    »Du machst dich gut als Daddy.« In der Dunkelheit konnte er ihr Gesicht nicht erkennen, aber er glaubte, sie lächelte. »Nicht nur ich finde das.«
    »Kann ich heute Nacht hier schlafen?«
    Shannon räkelte sich in die Kissen. »Komm ins Bett.«
    Rob zog sich aus und legte sich neben sie. Ronan zappelte

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