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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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von einer Liebesnacht nach Hause gekommen. Er wollte zu Shannon ins Bett kriechen, als er merkte, dass ihr Kopfkissen ganz nass von ihren Tränen war. Sie hatte geweint, weil sie gewusst hatte, wo er gewesen war! Im Schlaf hatte sie sich im Bett herumgeworfen, und er hatte es nicht gewagt, sich zu ihr zu legen. Er hatte die Nacht in einem der Gästezimmer verbracht, schlaflos vor Reue. Seitdem hatte er sich nicht mehr mit Sissy getroffen. Aber konnte er sich wirklich ändern?
    »Soll ich weiterreden? Ein bisschen Liebesgeflüster am Telefon, das dich tröstet? In meinem Schlafzimmer duftet es nach Rosen.«
    »Gefallen sie dir?«
    »Sie sind wunderschön. Deine Karte hat mich sehr berührt, Rob. Eine Rose für jeden Monat, den wir uns kennen.«
    »Es werden mehr werden. Im Mai ist das erste Dutzend voll. Trägst du das Parfum, das ich dir geschenkt habe?«
    »Ja, mein Liebster. Ich liege im Dunkeln. Das Mondlicht schimmert auf meiner Haut. Ich wünschte, du wärst hier.«
    »In Gedanken bin ich bei dir.« Rob ließ sich gern von ihr verführen. Wie gern würde er sie jetzt im Arm halten, ihre Wärme spüren, ihren Herzschlag hören, ihren Duft einatmen.
    »Du bist ein braver Junge.«
    »Das stimmt.«
    »Viel zu tugendhaft. Und sehr treu.«
    »Ich liebe meine Frau.«
    »Und trotzdem telefonierst du jede Nacht mit mir.« Für einen Augenblick war es still in der Leitung. »Ich will dich öfter sehen, Rob. Es reicht mir nicht, dir im Cliff House oder im Palace Hotel zu begegnen und dir einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange zu hauchen. Oder dich den ganzen Abend in deiner Loge in der Oper anzustarren, während du vorgibst, mich nicht zu bemerken, weil du …«
    »Ich habe dich bemerkt, Sissy«, lenkte Rob das Gespräch wieder dorthin, wo er es haben wollte. »Ich habe deine Blicke gespürt, die mich gestreichelt haben.«
    »Hat sie es gemerkt?«
    »Natürlich hat sie es gemerkt. Sie hat meine Hand genommen.«
    »Und du hast den Arm um sie gelegt und sie geküsst.«
    »Sie war traurig, Sissy.«
    »Weil du nicht mit ihr schläfst?«
    »Ja.«
    »Und weil du mit mir telefonierst?«
    »Ja.«
    »Sie weiß es also.«
    »Wir vertrauen uns, Sissy. Ich weiß, wie sehr es sie verletzt.«
    Ein Schniefen drang durch die Leitung.
    »Weinst du?«, fragte er behutsam. »Mein Liebes, bitte …«
    Sie antwortete nicht sofort. »Ich könnte es nicht ertragen, wenn du mich verlässt, Rob.«
    »Ich verlasse dich nicht, Sissy. Ich liebe dich.«
    »Dann liebe mich. Du fehlst mir so.«
    »Ich sehne mich auch nach dir.«
    »Lance ist in New York, er kommt erst im Mai nach San Francisco. Wir könnten uns in Joshs Haus treffen und …«
    »Nein.«
    Sie seufzte resigniert. »Wann sehen wir uns wieder?«
    »Noch nicht.«
    Sie stöhnte entnervt. »Rob, seit drei Monaten …«
    »Sissy, ich brauche Zeit. Ich möchte meine Ehe retten. Shannon geht es nicht gut. Ich kann ihr das nicht antun.«
    »Hat sie immer noch Schmerzen?«
    »Ja.«
    »Tut mir leid.«
    »Sissy, sie ist nur knapp dem Tod entronnen. Das Fieber nach der Notoperation mit den starken Blutungen und der Wundinfektion hat sie fast umgebracht. Und Alistair McKenzies Nachricht, sie könne und dürfe keine weiteren Kinder mehr haben, war einfach zu viel für sie.«
    Aber was noch viel schlimmer für sie und ihn war: Es war ihr so schlecht gegangen, dass Alistair ihr wochenlang hatte Opium geben müssen. Nach ihrem Kampf um Skips Leben hatte sie das als eine schwere Niederlage empfunden, als eine unverzeihliche Schwäche einer Mutter, die für ihr Kind stark sein muss, um es zu beschützen.
    Rob wusste noch, wie sie reagiert hatte, als Alistair ihr offenbart hatte, eine weitere Schwangerschaft könnte sie das Leben kosten – falls sie überhaupt noch einmal empfangen könnte. Schock, Trauer und Enttäuschung waren ihr ins Gesicht geschrieben gewesen. Keinen Sex in den nächsten Monaten! Keine Leidenschaft! Keine Lust! Er hatte ihr angesehen, wie viel Angst sie hatte, ihn zu verlieren, wenn er sein Vergnügen bei Sissy suchte, die noch nicht mit Lance verheiratet war. Shannons Schrei würde er nie in seinem Leben vergessen. Sie hatte sich auf dem Bett zusammengekrümmt, während sie Ronan gestillt hatte. Die ganze Verzweiflung war aus ihr herausgebrochen, ihre Trauer über Toms Tod, ihre Wut über den Verlust ihrer Freiheit, ihre Enttäuschung, dass Ronan ihr einziges Kind bleiben würde, ihre Angst, Rob zu verlieren, weil sie ihm keinen legitimen Erben schenken konnte, ihre Depressionen,

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