Im Herzen der Wildnis - Roman
ein langer Artikel über die Hochzeit. Daneben war das Foto von Shannon und Rob, die sich am Ende des Brautwalzers einen innigen Kuss gaben, der unter den Gästen im Hintergrund wahre Beifallsstürme hervorzurufen schien. Josh erkannte Sissy, die sich eine Träne abwischte. Er las die Bildunterschrift: S HANNON O’H ARA T YRELL UND R OB C ONROY . E INE TEMPERAMENTVOLLE L IEBE , EINE GEFÜHLVOLLE A FFÄRE , EIN WUNDERVOLLER T RAUM VOM G LÜCK ZU DRITT .
Joshs Blick huschte zurück zu Shannon in Robs Armen, küssend, strahlend, verliebt. Ihr Abendkleid konnte nicht verbergen, dass sie schwanger war. Von ihm .
Sein Herz setzte einen Schlag aus.
Colin legte ihm die Hand auf die Schulter und schüttelte ihn sanft. »Hey, Josh, was ist denn? Gefällt dir meine kleine Schwester? Ich finde, sie sieht toll aus. Einfach umwerfend.«
Josh deutete auf Shannon, die Rob küsste. Unwillkürlich tastete er nach dem Brief an sie, den er immer bei sich trug, das Notizbuch voller Träume, Hoffnung und Sehnsucht. Seine Stimme versagte fast, als die aufgewühlten Gefühle aus ihm hervorbrachen: »Das ist … Shania.«
Jake begann unbändig, fast schon verzweifelt zu lachen. Aber als er Colin und Josh ansah, war er sofort still. »Oh, Josh, das tut mir so leid.«
26
Die Uhr auf dem Kamin schlug fünf, als Sissy sich mit dem Fotoalbum in den Sessel ihm gegenüber setzte und die Beine übereinanderschlug. Auf dem Tisch zwischen ihnen standen zwei Rotweingläser und ein Teller mit Snacks. »Geht der Trauzeuge heute Abend mit der Braut essen? Ich habe für halb acht im Cliff House reserviert. Hast du Zeit?«
»Shannon ist bei den Sassons. Bis dahin ist sie zurück.«
Ob Sissy nickte, weil sie von Claires tragischem Unfall in der Zeitung gelesen hatte oder weil sie akzeptierte, dass er sich um seine Frau bemühte, wusste er nicht. »Ja? Nein?«
»Nein.« Rob trank seinen Wein aus und goss sich erneut ein.
»Sieht aus, als wolltest du noch bleiben«, provozierte sie ihn.
»Ich denke darüber nach«, sagte er leichthin.
Sie lachte trocken. »Ich will nicht denken, Rob. Ich will etwas anderes tun.« Er wusste, was sie meinte. Und es hatte nichts mit dem Fotoalbum zu tun, mit dem sie jetzt zu ihm kam, um sich neben ihn auf das Sofa zu setzen. Er legte seinen Arm um sie und zog sie ganz nah an sich heran. Sie schob das Album auf seine Knie. »Eure Hochzeit war so schön.«
»Eure wird genauso schön.«
Sie lächelte traurig. »Ich habe den falschen Bräutigam.«
»Lance ist ein wundervoller Mensch. Er ist gütig, er ist sanft, und er liebt dich. Und seinen Harvard-Tonfall und seine New-England-Selbstgefälligkeit wird Charlton ihm schon noch austreiben.« Als Sissy kicherte, küsste er sie. »Und denk nur mal an die Wohnung in der Park Avenue. Oder den Landsitz in Oyster Bay an der Gold Coast von Long Island, ein echtes Château aus Frankreich, Stein für Stein wieder aufgebaut, stell dir das mal vor!«, neckte er sie. »Oder das Anwesen nahe den Hamptons am Strand von Long Island. Oder … warte mal … Mehr Anwesen haben die Burnettes nicht?«
Lachend schlug sie nach ihm. »Mr Conroy, du bist so ein fieser Snob!«
»Na klar!« Er zog sie näher an sich heran und streichelte sie mit seinen Lippen. »Mrs Burnette.«
Sie seufzte. »Noch nicht.«
»Aber im Juni.« Er blätterte durch das Album. Shannon und er Hand in Hand vor dem Altar, neben ihnen Evander und Skip. Shannon und er Arm in Arm vor der Kirche: der Brautkuss. Shannon und er beim Brautwalzer. Und da war das Foto des Kusses, das auf der Titelseite des Examiner abgebildet war.
Mit verträumtem Blick strich Sissy über das Foto. »Ihr beide seht so glücklich aus.«
Er liebkoste sie sanft. »Waren wir auch.«
»Seid ihr es noch?« Er zögerte einen Augenblick zu lange. »Siehst du? Deswegen habe ich Angst. Shannon und du, ihr seid nicht glücklich, obwohl ihr euch liebt. Gwyn und Eoghan sind es auch nicht, obwohl sie einen süßen kleinen Jungen haben. Lance hat mir erzählt, dass seine Schwester sich immer wieder nach Long Island flüchtet, um sich bei ihren Eltern auszuheulen. Lance berichtet von …« Sie überlegte offenbar, ob sie sich ihm anvertrauen sollte.
»Ich weiß, dass Eoghan seine Frau verprügelt.«
»Woher?«
»Na, von Shannon. Gwyn hat ihr in den letzten Wochen schon mehrmals telegrafiert. Jedes Mal schrieb sie, sie wäre in Tränen aufgelöst. Vor Caitlin hat sie furchtbare Angst. An sie kann sie sich in ihrer Not nicht wenden. Aber Shannon kann
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