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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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sein wolltest, Rob: Du bist allein. Tom hatte Shannon, die für ihn da war, die ihn getröstet hat, als er krank war, die ihm bis zu seinem letzten Atemzug beigestanden hat. Du wirst am Ende niemanden haben.«
    »Sag mir, was ich tun soll.«
    Mit drei Schritten stand Evander neben ihm, riss die Schublade heraus und knallte den Umschlag mit den Fotos von dem Haus in Cinque Terre auf den Tisch. Robs Blick fiel auf die Aufnahme, die Evander vom Hafen und vom Felsen von Vernazza gemacht hatte. Das Foto hatte er vermutlich von der Terrasse des Hauses aus geschossen, mit dem Rob Shannon hatte überraschen wollen: ein romantisches Liebesnest in Cinque Terre! Rob hatte mit Shannon nach Italien reisen wollen, um ihr seine Liebe zu beweisen. Dass er ihr Vertrauen verdiente. Und dass die Affäre mit Sissy beendet war.
    »Rob? Wozu hast du eine der schnellsten Jachten der Welt? Fahr ihr nach, und hol sie dir zurück!«

28
    Sequoias, Nebel und Licht, dachte Shannon, während sie mit ihrem Bowiemesser an einer Sequoiawurzel herumschnitzte und auf die Stille jenseits des Rauschens des Redwood Creek lauschte. Sie betrachtete die Sequoias, die Farne und den Fluss und nahm die Stimmung in sich auf. Am späten Nachmittag wurde der Nebel wieder dichter. Über ihr sang ein Vogel, hinter ihr im Gebüsch raschelte es, doch sonst war es ruhig, und sie dachte: Hier im Wald kann ich meine innere Gelassenheit wiederfinden. Hier, wo alles begonnen hat, wo Rob und ich unter einer Decke am Lagerfeuer zueinandergefunden haben, kann ich Abschied nehmen.
    Ronan, der neben ihr zwischen den Farnen und Moosen herumkrabbelte, packte ihr Bein und zog sich an ihrem Reitstiefel in eine kniende Position hoch und richtete sich auf.
    »Hey, guck mal, was Mommy hier hat!« Shannon zeigte ihm das Wurzelholz, an dem sie eben mit ihrem Bowiemesser herumgeschnitzt hatte. Er streckte den Arm aus, um das dunkle Holz zu berühren. »Während meiner Reise um die Welt hatte ich auch so ein Wurzelholz dabei. Es sollte mich daran erinnern, woher ich komme und wohin ich eines Tages zurückkehren werde. Was meinst du, mein Süßer, wollen wir diese Wurzel mitnehmen? Sie hat eine schöne Maserung.«
    »Wauwauwauwauwau.«
    Sie steckte das Messer ein, zog die Satteltasche zu sich heran und holte Randy heraus. Sie stellte ihn auf ihr Knie, sodass Ronan ihn erreichen konnte. »Wuff! Wuff!«
    Ronan quiekte schrill. »Wauwauwauwauwau.« Dann geschah es! Er zog sich an ihrem Knie hoch und stand aufrecht!
    Sie beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn auf die Wange. »Das machst du toll, Ronan! Hat Daddy dir das beigebracht?«
    Er guckte zu ihr hoch. »Dada.«
    »Hat Daddy mit dir Laufen geübt?«
    »Dada.« Ronan hielt sich schwankend an ihr fest. Er kicherte, presste Randy an sich, taumelte und verlor den Halt. Shannon hielt ihn fest und ließ ihn behutsam ins weiche Moos sinken.
    Sie zuckte zusammen, als in der Nähe ein Ast knackte, und griff zur Winchester, die neben ihr am Baumstamm lehnte. Sie entsicherte das Gewehr und lauschte auf die Geräusche, die Bären machten, wenn sie durch den Wald streiften. Nein, das Knistern und Knacken im Unterholz stammte von einem Pferd.
    »Skip? Ich bin hier unten! Am Redwood Creek!« Die Huftritte kamen näher. »Skip!«
    »Er kann nicht kommen«, antwortete Caitlin, die zum Ufer herunterritt und den Hengst vor ihr zügelte. »Shannon.«
    Sie erhob sich, die Winchester noch in der Hand. »Ma’am.«
    Caitlin stieg ab, steif und ungelenk, fast ein bisschen unsicher, und Shannon merkte, dass ihre Großmutter alt wurde. Wenn sie mit fünfundsiebzig noch so gut in Form wäre, könnte sie dankbar sein.
    »Du siehst schrecklich aus«, meinte Caitlin.
    »Woher wissen Sie, dass ich hier bin?«
    Caitlin streckte ihre Beine, die vom Ritt von der Lodge hierher offenbar schmerzten. »Charlton hat mich heute Morgen angerufen. Er macht sich Sorgen um dich. Er sagte, du willst mit Ronan nach Alaska.«
    »Wo ist Skip? Ich habe ihm einen Brief geschickt.«
    »Er ist abgegeben worden. Skip konnte ihn nicht lesen.«
    »Aber Sie haben ihn gelesen?«, warf Shannon ihr vor.
    »Verurteile mich nicht derart selbstgerecht, Shannon!«, gab Caitlin in demselben scharfen Tonfall zurück.
    »Ich bin selbstgerecht?«
    »Skip liegt im Koma.«
    »Was?«, hauchte Shannon entsetzt. »Was ist passiert?«
    »Dein Bruder ist gestern Abend ausgegangen. Souper im Palace Hotel, dann in die Oper. Wo er sich danach herumgetrieben hat, weiß ich nicht. Kurz nach vier hat Mr

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