Im Herzen der Wildnis - Roman
Verzeihung bitten. Ich werde ihr sagen, wie sehr ich sie liebe. Und dass ich sie wiedersehen will.«
Trotz der leisen Brise war der Abend auf dem Meer sommerlich warm, und Randy hechelte mit seitlich heraushängender Zunge. Es sah aus, als lächelte er zufrieden.
Als Shannon nach dem Abschied von Caitlin mit Ronan auf dem Arm das Landhaus betrat, stand Rob am Fenster des Salons und blickte auf ihr Boot, hinter dessen Schattenriss die Bay im Abendlicht glitzerte und funkelte. Er drehte sich zu ihr um. »Hey.«
»Hey.« Shannon blieb einige Schritte vor ihm stehen. Auf dem Tisch neben ihr lag das Päckchen von Josh aus Nome. Rob hatte es mitgebracht. Offenbar dachte er, sie hätte es vergessen und wollte es vielleicht nach Alaska mitnehmen.
Mit einem Strauß weißer Rosen und einem Kuschelbären kam Rob auf sie zu. Er wirkte unsicher. Als fürchtete er, von ihr abgewiesen zu werden.
Ronan auf ihrem Arm schmiegte sich an sie und streckte die Hand nach ihm aus. »Dada.«
»Ja, mein Süßer, dein Daddy ist hier.« Shannon rieb ihre Nase an seiner Wange. »Wollen wir Daddy verraten, was du vorhin getan hast? Dass du dich an meinem Bein hochgezogen hast und aufgestanden bist? Weil Daddy mit dir Laufen geübt hat?«
Rob hatte Tränen in den Augen. »Er ist aufgestanden? Das ist ja toll. Da wäre ich gern dabei gewesen.«
Shannon nickte.
Mit einem verkrampften Lächeln überreichte Rob seine Geschenke: Ronan den Rosenstrauß, ihr den Kuschelbären.
»Ist der süß!«, lachte sie. Der niedliche Bär trug einen dicken Verband um den Kopf, und sein verbundener Arm hing in einer Schlinge, die Rob aus einer Mullbinde gefertigt hatte.
Rob gab vor, seinen Irrtum erst jetzt zu bemerken. Er überreichte ihr den Rosenstrauß und gab Ronan den Kuschelbären. Ihr Sohn quietschte, als er ihn an sich drückte.
Shannon sah Rob an. »Der Bär ist verletzt. Was fehlt ihm?«
»Na ja, er wurde von den Ereignissen überrollt. Sein Herz ist gebrochen. Er fühlt sich einsam. Und er ist traurig.«
Obwohl sie mit den Tränen rang, musste sie lachen.
Rob nahm ihr Ronan ab, damit sie die Rosen betrachten konnte. Er küsste Ronan zärtlich. »Hey, wie gefällt dir der Bär?«
Ronan patschte ihm mit der Hand ins Gesicht. »Dada.«
»Ich hab dich auch lieb.« Rob vergrub sein Gesicht an Ronans Schulter. Weinte er?
Shannon schnupperte an den Rosen und berührte mit den Fingerspitzen sanft die Blüten, um ihm Zeit zu lassen, sich wieder zu fangen. »Die Rosen sind wunderschön, Rob! Und wie sie duften!«
Er nickte gerührt und blinzelte. »Shannon, ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen. Letzte Nacht habe ich dir sehr wehgetan.«
Sie nickte stumm.
»Ich habe nicht mit ihr geschlafen.«
»Ich will nicht darüber reden, Rob.« Ihre Stimme klang nicht so fest, wie sie es sollte.
Er stieß den Atem aus. »Während der letzten Stunden hatte ich viel Zeit, um nachzudenken. Es wäre leicht, dich jetzt einfach um Verzeihung zu bitten, um dich in einigen Wochen erneut zu verletzen. Du hast mir vertraut, und ich habe dich enttäuscht …« Er begann, in der Tasche seiner Jeans nach etwas zu kramen. »Wo ist bloß der Zettel, den Evander mir geschrieben hat, damit ich alles richtig mache? Ach, hier ist er.«
Shannon nahm ihm einfach den Zettel aus der Hand und entfaltete ihn. Er stammte natürlich nicht von Evander, sondern von Rob. Es war ein Liebesbrief, der ihr die Tränen der Rührung in die Augen trieb und ihr das Herz zusammenkrampfte, ein Bekenntnis zu seinen Gefühlen, eine aufrichtige Bitte um Verzeihung, ein Versprechen.
Rob war so aufgewühlt wie sie, und sie glaubte, er wäre froh, dass er das, was er ihr sagen wollte, als Liebesbrief formuliert hatte.
Draußen versank die Sonne hinter dem Nebel. Der Himmel erglühte in feurigen Farben, die die Lodge in zauberhaftes Licht tauchten.
»Verzeihst du mir?«, fragte er leise.
»Ja.«
Er schluckte. »Gestern in der Kirche hast du meine Hand gehalten und gesagt, du würdest mich wieder heiraten. Stehst du noch dazu?«
»Ja.«
»Wann?«, fragte er sofort nach.
Shannon musste lachen, und er umarmte sie und hielt sie fest. »Ich liebe dich«, flüsterte er und küsste sie zärtlich.
»Ich liebe dich auch.«
»Im Juli?«, fragte er. »In einer kleinen Dorfkirche in Italien?«
Sie schmunzelte. »Wie romantisch!«
»Und die Flitterwochen verbringen wir in unserem Haus am Meer. Nur du und ich und Ronan.« Er ließ sie los und holte einen Umschlag vom Tisch. »Du glaubst doch
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