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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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dieses Unternehmen aufgebaut, und ich werde es leiten bis zu dem Tag, an dem ich sterbe«, stutzte Caitlin ihren Sohn zurecht. »Ich habe dir gesagt, dass es nur einen Erben geben wird. Und wenn du weiter gegen mich intrigierst, wirst du das nicht sein, Reámon. Ist das jetzt klar?«
    Shannon blickte in den Saal. An der gegenüberliegenden Wand hing das Porträt ihres Cousins Eoghan. Es zeigte den Abgeordneten und künftigen Senator Tyrell. Die Arme entschlossen verschränkt, den Kopf nachdenklich gesenkt und den Blick nach oben gerichtet, als hätte er sein Ziel deutlich vor Augen: Eoghan, die Hoffnung der Tyrells als Nachfolger seines Bruders, des gefallenen Kriegshelden Rory, der seine politischen Ämter niedergelegt hatte, um in den Krieg zu ziehen. Eoghan, die Zukunft Amerikas, die Ikone einer aufstrebenden Nation. Das Porträt würde eines Tages auch einem Präsidenten der Vereinigten Staaten würdig sein.
    »Reámon?« Caitlins scharfer Tonfall riss Shannon aus ihren Gedanken. »Ist das jetzt klar?«
    »Ja, Ma’am.« Vor seinem Sohn Eoghan gedemütigt zu werden war ein harter Schlag für Reámon. Eoghan hatte die Schultern hochgezogen und traute sich nicht aufzusehen. Präsident McKinley wagte er zu trotzen, Caitlin konnte er nicht die Stirn bieten.
    Skip nutzte die Gelegenheit, um zur Treppe zu huschen.
    »Skip!«, rief Caitlin, die ihn durch die offene Tür gesehen hatte. »Da bist du ja endlich! Wo hast du gesteckt?«
    Den Fuß schon auf der ersten Stufe, drehte er um und ging an Shannon vorbei in den Speisesaal. »Im Club, Ma’am.«
    Caitlin musterte ihn missbilligend. »Du bist berauscht.«
    Skip marschierte an Eoghans Stuhl vorbei zum Tisch mit den Kristallkaraffen, um sich einen Bourbon einzuschenken.
    Entschlossen folgte Shannon ihm und nahm ihm das Glas aus der Hand, um es wegzustellen. »Schluss jetzt, es reicht.«
    Caitlin beobachtete Shannon und Skip stirnrunzelnd. »Hast du wieder Opium genommen?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Skip, warum tust du das?«
    Er schwieg.
    »Ich habe dich etwas gefragt, und du wirst mir gefälligst antworten!«, herrschte Caitlin ihn an. »Was ist bloß los mit dir?«
    »Was soll mit mir los sein? Ich trinke einen Bourbon. Das ist in einer Familie von streitsüchtigen irischen Säufern doch nichts Ungewöhnliches.« Skip sah Reámon und Eoghan an, nahm Shannon das Glas aus der Hand und prostete ihnen zu. »Sláinte.« Dann kippte er den Bourbon herunter.
    Onkel Reámon haute wütend mit der Faust auf den Tisch. »Skip, verdammt nochmal!«
    »Ruhe!«, brachte Caitlin ihren Sohn zum Schweigen. »Der Junge hat recht, Reámon. Du trinkst jeden Abend in der Bibliothek. Glaubst du, ich habe die Whiskeyflaschen hinter den Bücherreihen nicht bemerkt?«
    Skip goss sich noch einen Bourbon ein und schlenderte mit dem Glas zur Tür.
    »Skip!«, rief Caitlin und hielt ihn an der offenen Tür auf.
    Er blieb stehen. »Ma’am?«
    »War der eine Bourbon nicht genug?«
    »Ich bin noch nicht berauscht genug, um euch alle zu ertragen. Ich kann den Schmerz noch spüren.« Skip deutete auf sein Herz. »Aber wenn ich noch ein bisschen trinke, vergeht er.« Er blickte Onkel Reámon an. »Nicht wahr, Sir? Sie kennen doch das Gefühl, wenn man nichts mehr spüren kann.«
    »Skip, ich warne dich!«, brauste der auf.
    »Sei doch still, Reámon!«, wies seine Mutter ihn zurecht. »Skip, bleib hier!«
    »Ma’am?«
    »Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt und das ihn am Leben hält. Bei dir bin ich in all den Jahren, seit Kevin dich adoptiert hat, noch nicht dahintergekommen, was es ist.«
    »Ich suche noch danach. Wenn ich es gefunden habe, lass ich Sie wissen, was es ist. Gute Nacht!«
    Das war nicht der liebenswert versponnene Skip, den Shannon kannte. Seine Verbitterung erschreckte sie.
    »Du bleibst gefälligst hier!«, rief Caitlin ihn zurück.
    »Ich gehe ins Bett. Ich will allein sein.«
    »Du bleibst hier, bis ich dir sage, dass du gehen kannst.«
    »Was wollen Sie mir sagen, was ich nicht schon hundertmal gehört habe?«
    »Skip, du richtest dich zugrunde!«
    »Nein, Ma’am. Das können Sie, wie alles andere, viel besser als ich.«
    »Du wirst in einer Opiumhöhle in Chinatown enden.«
    »Ja, so kann es kommen.«
    »Aber nicht, solange deine Schwester dich immer wieder aus dem Sumpf deines Selbstmitleids rettet.« Caitlin sah Shannon streng an. »Du hast das Abendessen mit Tom Conroy abgesagt, um Skip aus dem Club zu holen.«
    Shannon nickte kurz. Fragen ohne Fragezeichen waren Vermutungen

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