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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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über Triumph und Tragik der Familie Tyrell, über Sieg und Niederlage im täglichen Kampf, und die Flasche war schon fast leer. Leise schloss sie die Tür hinter sich und verließ das Haus.
    Mit dem Duryea fuhr Shannon zum Jachthafen. Sie wurde erst ruhiger, als sie an der Mole aus dem Auto sprang und zu ihrem Boot hinüberging. Sie sprang hinunter auf die Lone Cypress , setzte die Positionslichter und machte die Taue los. Dann zog sie ihre Handschuhe an, hisste die Segel und ging ans Ruder. Sie stand im Wind. Sie richtete die Segel aus, ließ sich vom Wind eine Bootslänge nach Osten in Richtung der nächsten Mole drücken, ging auf Steuerbord, wendete dann aber sofort mit einem kurzen Kreuzschlag auf Backbord, um das Boot fort von der Mole zu manövrieren und es aus dem Jachthafen hinaus in die Bay zu steuern. Um das Golden Gate zu durchqueren, musste sie gegen den Wind kreuzen. Das Boot nahm Fahrt auf. Kurz darauf durchpflügte sie die Bay in östlicher Richtung, dann wendete sie zum Golden Gate, und die Lichter von San Francisco glitten an ihr vorbei. Die Böen rissen die Gischt von den Wellen, das Salz und die Kälte brannten auf ihrem Gesicht – ja, so gefiel es ihr!
    Trotz des böigen Windes hatte sie das Boot völlig unter Kontrolle. Jeder Handgriff war ihr vertraut. Am Ruder entspannte sie sich, und ihr Kopf wurde klar.
    Sobald sie den Windschatten des Golden Gate verließ, erbebte der Rumpf unter dem Aufprall, wenn der Bug in die Wogen tauchte. In voller Fahrt schoss sie über das Wasser, hinaus aufs offene Meer, und drehte auf Nordwest. Zwanzig Minuten später wendete sie mit knallenden Segeln auf Südwest und segelte weiter hinaus in die Weiten des Pazifiks.
    Das Boot krachte ins nächste Wellental und schoss auf der anderen Seite so ungestüm wieder hinauf, dass es einen Moment lang über dem Wasser zu schweben schien. Ein rascher Blick zurück: Die Lichter von San Francisco waren hinter dem Horizont verschwunden. Um sie herum nichts als das Meer, die Sterne und die Finsternis.
    Gegen Mitternacht wendete Shannon das Boot mit dem Bug durch den Wind, jetzt wieder nach Norden. Die Böen waren eiskalt, die mit Gischt gesättigte Luft schmeckte nach Salz. Sie hielt ihr Gesicht in den Wind.
    Rob. Eine Weile dachte sie darüber nach, was Tom ihr über seinen Sohn erzählt hatte und was sie dabei empfunden hatte. Sie hätte sich Skip so gern anvertraut, aber das war unmöglich. An der panischen Angst, sie könnte ihn verlassen, um mit Rob in Kapstadt oder Sydney zu leben, würde er zugrunde gehen. Wie immer musste sie ihre Entscheidung allein treffen.
    Sie segelte hart am Wind. Mit großer Wucht krachte das Boot in die Wellen. Die Gischt spritzte auf und regnete auf sie herab. Gegen halb zwei wendete sie erneut und ging auf Südkurs.
    Und der andere, der geheimnisvolle Fremde? Das vertraute Gespräch, die innigen Gefühle zwischen ihnen, die Berührung, der Kuss zum Abschied. Warum hatte sie ihn gehen lassen?
    Kurz vor drei Uhr morgens wendete Shannon das Boot und schoss über die Wellen zurück nach San Francisco.
    Sie hatte sich entschieden.

5
    Schon als Shannon den Duryea an den Straßenrand fuhr, um vor dem Hotel zu parken, schaute sie sich nach dem Straßenwerber um. Doch es war keine Spur von ihm zu sehen. Kurz nach fünf. Noch viel Zeit bis zum Abendessen mit Tom.
    Sie stieg aus und ging zum Portal hinüber. Immer wieder blickte sie sich nach ihm um. Aber er kam ihr nicht mit einem strahlenden Lächeln entgegen und hielt ihr mit einem Augenzwinkern den Gehstock hin, damit sie noch einmal darüber stolpern konnte, damit er sie noch einmal zum Kaffee einladen konnte, damit sie beide es besser machen konnten als beim ersten Mal. Eine Viertelstunde lang ging sie auf dem Gehweg auf und ab. Aber er kam nicht.
    War es doch nur ein Traum voller Hoffnung und Sehnsucht?, fragte sie sich enttäuscht. Ja, vielleicht. Aber dieser Traum war zu schön, um ihn nicht bis zum Ende zu träumen. Seit der Trennung von Marcantonio war sie mit keinem Mann mehr zusammen gewesen. Nicht, dass es an Gelegenheiten gefehlt hätte. Für eine attraktive Frau war es nicht schwer, einen Mann fürs Bett zu finden – mit Marcantonio war es ja nicht anders gewesen. Sie hatte es nicht gewollt. Aber die Leidenschaft, mit der sie in Rom geliebt worden war, fehlte ihr.
    Sie atmete tief durch und betrat das Hotel. In der Lobby war er nicht. Und in der Bar? Beim Barkeeper bestellte sie Cappuccino mit Amaretto. Ja, sicher, er erinnerte sich an

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