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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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bis zu hundertfünfzig Yards weiten Bogen und war so stark, dass er dort, wo er donnernd und fauchend das Geröll umgrub, noch einen Menschen töten konnte. In Kalifornien konnte man ›am Ende des Regenbogens‹ also tatsächlich Gold finden.« Shannon lächelte matt. »Aber die Zerstörungen in den Bergen durch die Gier nach dem Gold, das uns reich gemacht hat, waren erschreckend. Mein Vater hat uns Pflicht und Verantwortung gepredigt. Selbstdisziplin, Entschlossenheit und Mut. Die Ehrfurcht vor der Natur und ihrer majestätischen Größe hat er uns hier im Schatten der Sequoias gelehrt. Wir waren oft hier, sind die Wildpfade entlanggeritten und haben hier unsere Zelte aufgeschlagen. Nicht weit von hier bin ich meinem ersten Bären begegnet.«
    Toms Blick huschte zur Winchester an ihrem Sattel.
    Je weiter sie in den Wald vordrangen, desto dichter standen die Bäume, unter denen der Farn wucherte. Der Nebel wehte vom Pazifik herüber, blieb zwischen den Bäumen hängen und stieg hinauf zu den Berggipfeln.
    Tom sah sie von der Seite an. »Du guckst ganz verträumt.«
    »Unter den Sequoias habe ich immer ein überwältigendes Gefühl von Geborgenheit, Seelenruhe und Glück.«
    Er nickte versonnen. »Ja, ich empfinde dasselbe. Es ist so friedlich und ruhig.«
    »In drei Wochen, wenn im März der Mohn blüht, ist die Stimmung hier im Wald atemberaubend.«
    »Shannon, ich freue mich, dass du mir das alles zeigst. Ich verstehe, was dir dieser Ort bedeutet.«
    »Und ich freue mich, dass du hier glücklich bist.«
    »Das bin ich! Und auch Rob wird sich hier sehr wohl fühlen, wenn du mit ihm hierherkommst.« Als sie fragend die Augenbrauen hob, sagte er: »Er hat geantwortet.«
    »Und?«
    »Er hat sich in der afrikanischen Wildnis ausgetobt und einen Löwen erlegt. Du weißt ja, wie große Jungs so sind. Es war wohl ziemlich gefährlich.«
    »Ist er verletzt?«
    Tom schüttelte den Kopf. »Er hinkt ein bisschen.«
    »Und?«, fragte sie angespannt.
    »Er freut sich auf dich. Er will dich kennenlernen.«
    Sie dachte an Jay, und ihr Herz krampfte sich zusammen.
    »Er hat noch in Kapstadt zu tun, aber er wird in den nächsten Tagen nach Sydney abreisen.«
    Sie senkte den Blick.
    Tom spürte wohl ihre Befangenheit, sagte aber nichts.
    Shannon blickte auf. »Ich muss dir auch etwas sagen.« Abwartend sah er sie an, und sie fuhr fort: »Du erinnerst dich, dass ich dir erzählt habe, William Randolph Hearst habe mich gebeten, eine Expedition nach Alaska zu machen? Ich habe gestern ein Telegramm aus New York bekommen.«
    »Und was stand drin?«
    »Kein Wort. Nur ein Fragezeichen.«
    »Und wie hast du ihm geantwortet?«
    »Mit einem Ausrufezeichen. Ich fahre im Mai nach Valdez.«
    »Und Rob?«
    »Ich fahre nach Alaska. Mit ihm oder ohne ihn.«
    »Verstehe.«
    »Tust du das?«, fragte sie sanft.
    Tom nickte versonnen. »Du machst dich von seinen Launen nicht abhängig.« Er meinte Robs Safari in Südafrika.
    »Nein, Tom, weder vor der Hochzeit noch danach.«
    Er atmete langsam aus. Er schien zu bedenken, dass er sich zwar mit Caitlin einig war, dass sie und Rob heiraten sollten, dass aber weder ihr künftiger Ehemann noch sie heiraten wollten . Offensichtlich liebten sie beide ihre Freiheit.
    »Ich werde nach New York fahren, um mit Hearst über die Expedition zum Yukon zu reden. Ich nehme Caitlins Pullmanzug, und ich würde dich gern mitnehmen. Wir wohnen im Waldorf Astoria. Während ich mich mit Hearst treffe, siehst du dir Manhattan an. Der Central Park ist nicht so spektakulär wie das hier …« Sie beschrieb mit ihrem Arm einen weiten Bogen. »… aber auch sehr schön. Abends gehen wir in die Met. Ich habe zwei Karten für Aida . Und ich stelle dich meiner Mutter Alannah O’Hara vor, geschiedene Tyrell, verwitwete Stanhope. Was sagst du dazu?«
    Ein warmes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Danke, dass du mich gefragt hast, Shannon. Ich würde mir New York wirklich gern ansehen. Und ich würde natürlich gern Lady Stanhope kennenlernen.« Er schmunzelte. »Wann fahren wir?«
    »Der Zug ist noch in Sacramento. Eoghan benutzt ihn für seinen Wahlkampf. Im November finden die Senatswahlen statt, mein Cousin wird mich nach Washington begleiten.«
    »Und was willst du dort?«
    »Mit dem Präsidenten reden.«
    »Der National Geographic Society?«
    »Der Vereinigten Staaten von Amerika.«
    »Ich bin beeindruckt.«
    »Eoghan hat den Termin vereinbart. McKinley schätzt ihn als künftigen Präsidentschaftskandidaten. Ich habe

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