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Im Herzen der Wildnis - Roman

Im Herzen der Wildnis - Roman

Titel: Im Herzen der Wildnis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Sanders
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hatten, kletterten sie hinauf zur Zypresse. Auf dem Felsgrat, der den Felsen mit der Küste verband, wollten sie später das Lagerfeuer entzünden.
    Der geheimnisvolle Maler musste sie gesehen haben, denn als sie die Klippen über der Bucht erreichten, war er verschwunden. Keine Staffelei, kein Gemälde, nur eine romantische Aussicht auf die Zypresse auf ihrem vom Meer umtosten Felsen und den Sonnenuntergang hinter ihrem Boot.
    Eine Weile genossen sie den Blick auf den Pazifik, dann kehrten sie zu ihrem Lagerplatz zurück. Jay zog mit der Axt los, um Holz zu schlagen, und sie spießte die Sardinen auf Stöcke.
    Schon bald prasselte das Feuer, und Jay und sie schmiegten sich unter einer Decke aneinander, brieten die Sardinen, aßen sie mit Meersalz und Limonensaft aus der Hand und tranken dazu mexikanisches Bier. Plötzlich richtete Jay sich auf und schaute hinunter in die Brandung. »Was ist denn das? «
    Und schon kletterte er hinunter zum Wasser. Sie konnte nicht sehen, was er dort gefunden hatte, denn er verschwand kurz hinter einem Felsen. Aber als er zurück in den Feuerschein trat, zeigte er ihr eine leere Flasche, mit Korken und gerollter und verschnürter Nachricht.
    »Eine Flaschenpost!« Ihr Herz schlug plötzlich schneller.
    Jay zog den Korken heraus, ließ das Papier herausgleiten und klemmte sich die Flasche unter den Arm, um die Nachricht zu lesen. Er grinste und hielt ihr den Zettel hin: »Da steht: ›Shania, my love‹. Ist für dich.«
    Lachend nahm sie ihm die Flaschenpost aus der Hand, entrollte das Papier – eine aufgerissene Packung Chesterfields, was sonst? – und begann zu lesen: Es war eine Einladung, nächstes Wochenende mit ihm ins tief verschneite Yosemite Valley zu fahren. Sie ließ das Papier sinken. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. »Jay …«
    »Eine Blockhütte im Yosemite Valley mit Blick auf die Wasserfälle. Nur wir beide, eine Woche im Tal. Wir könnten ein bisschen mit den Schneeschuhen wandern, ausreiten oder in der Hütte den Schneekugelzauber genießen.«
    Das war der Augenblick, den Shannon so sehr gefürchtet hatte: Sie musste ihn enttäuschen. »Jay, es tut mir leid.« Er setzte sich neben sie, und sie nahm seine Hand. »Ich kann nächstes Wochenende nicht mit dir ins Yosemite Valley fahren.«
    »Aber wieso denn nicht?«
    »Ich muss nach New York. Ich fahre übermorgen.«
    »Was willst …«
    Als sie ihm den Finger an die Lippen legte, verstummte er sofort. »Keine Fragen, Jay. Nur Vertrauen. Und Liebe.«
    Aber es fiel ihm sichtlich schwer, sich daran zu halten. »Wie lange?«, fragte er leise.
    »Die Hinfahrt über Chicago dauert eine Woche. Dann ein paar Tage in New York. Ich werde fast drei Wochen weg sein.«
    Er atmete langsam aus. »Drei Wochen!«
    »Im Valley liegt noch im März genug Schnee für eine Schneeballschlacht! Wir fahren, sobald ich zurück bin.«
    Er nickte stumm.
    »Jay?« Sie drückte seine Hand. »Ich freue mich darauf, mit dir im Schnee herumzutollen.« Sie küsste ihn sanft, und er erwiderte ihre Liebkosung, wenn auch ein wenig verhalten. Er war enttäuscht.
    »Ich will dich öfter sehen, nicht nur an den Wochenenden.«
    »Das will ich doch auch, Jay. Ich vermisse dich, wenn du nicht bei mir bist.« Er nickte, und als er sie wieder ansah, sagte sie: »Ich habe auch eine Überraschung für dich.«
    »Und was?«
    Sie lächelte. »Ein bisschen Sternschnuppengeglitzer.«
    Nach dem Feuerwerk – nachdem die Funken auf sie herabgeregnet waren wie der Flitter in einer Schneekugel und sie sich ihre Sternschnuppenwünsche anvertraut hatten – kehrten sie aufs Boot zurück.
    Gewiegt von der sanften Dünung lagen sie die ganze Nacht eng umschlungen zwischen den zerwühlten Decken, sahen zum Sternenhimmel hinauf, lauschten auf die Brandung an den Felsen und streichelten und küssten sich zärtlich in den Schlaf.
    Während Josh sie in seinen Armen hielt, hatte er einen Augenblick das Gefühl, als wäre sie mit den Gedanken woanders. Dachte sie an ihren Verlobten? Und was war mit dem Ring an ihrem Finger, der ihr ein wenig zu eng war und daher eine Kerbe in ihrer Haut hinterlassen hatte? Würde sie ihn nach ihrer Rückkehr nach San Francisco wieder anlegen? Würde sie ihn in New York treffen? Josh atmete tief durch. Der Gedanke, sie könnte ihn , den Kerl mit Herz und Verstand, heiraten, tat ihm weh.
    Doch das wehmütige Ziehen verging, als sie sich mit einem Lächeln zu ihm umdrehte, ihre Arme ungestüm um seinen Nacken legte und ihn zu sich heranzog, um

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