Im Herzen der Wildnis - Roman
Er verstummte sofort, als er Robs erhobene Augenbrauen bemerkte.
»Mr Mulberry, der Sinn dieser Ehe ist es, einen Erben zu zeugen. Das schaffe ich beim besten Willen nicht allein.« Er zog das leicht zerknitterte Foto von Shannon aus seiner Hosentasche. »Seien Sie so gut und besorgen Sie mir hierfür einen Rahmen.«
Jetzt guckte er aber! »Ja, Sir. Bitte verzeihen Sie, Sir!«
Nach dem Rundgang durch das Haus, das für Shannon umgestaltet werden sollte, ging er auf die Terrasse, wo während weiterer Hulatänze das Abendessen serviert wurde: Thunfisch und Lachs, beides roh und mariniert, tropische Früchte und ein Dessert aus süßer Kokosmilch. Nach dem Essen lehnte er sich entspannt zurück, legte die Füße hoch und genoss bei einem Glas Whiskey die Stille. Als er aufmerksam horchte, nahm er die leisen Geräusche wahr, die zu dieser Stille gehörten. Von Weitem konnte er das Rauschen des Pazifiks am Strand hören. Nicht weit entfernt streifte ein kleines Tier durch den Garten und raschelte durch das tropische Unterholz. Und über ihm wiegten sich die Palmenblätter leise in der sanften Brise. Was für ein traumhaft schöner Abend!
Gegen Mitternacht zog er sich für die Nacht zurück. Nach einer erfrischenden Dusche unter freiem Himmel in Shannons Bambusbad schlüpfte er zwischen die kühlen Laken seines Bettes, räkelte sich in den Kissen und betrachtete Shannons Foto auf dem Nachttisch.
Er war schon fast eingeschlafen, als er ein leises Geräusch hörte. Er richtete sich auf und blickte zur Tür hinüber. Das Mädchen, das ihn am Nachmittag mit einem Blütenkranz und einem Kuss begrüßt hatte, stand in der offenen Tür. Sie war nackt. Ihr Körper war schlank und geschmeidig, und ihr Lächeln war eine wundervolle Verheißung.
Wie soll ich da widerstehen?, dachte Rob. Sie ist ein Geschenk von Tom, und Geschenke weist man nicht zurück.
Er hob das Moskitonetz an, und während er Shannons Foto auf dem Nachttisch umklappte, kroch sie zu ihm ins Bett. Sie beugte sich über ihn, strich sanft über die festen Muskeln seiner Brust und ließ ihre Hand dann tiefer gleiten. Zwischen seinen Schenkeln blieb sie liegen und streichelte ihn sanft. Als Rob genüsslich schnaufte, warf sie sich lachend neben ihn und schmiegte sich an ihn. Wie sie duftete! Wie samtig weich ihre Haut war! Und wie zart ihre Hände auf seinem Körper waren, ihre Lippen, ihre Haare! Mit einem lustvollen Seufzen ließ er sich in die Kissen sinken. Er küsste sie, legte seine Arme um sie und zog sie auf seinen erregten Körper. Entzückt entdeckte er ein zweites Mädchen in der Tür. Als er das Moskitonetz anhob, kroch auch sie ins Bett.
Oh Tom, was für ein großzügiges Geschenk!
Mitten in der Nacht wand er sich aus ihren Armen und stand leise auf, ohne sie zu wecken. Mit Shannons Foto ging er hinüber in ihr Zimmer, um dort den Rest der Nacht zu verbringen. Entspannt schmiegte er sich in die seidigen Laken und betrachtete im Mondschein ihr Bild. Wie es sich wohl anfühlen würde, sie zu lieben und hinterher in ihren Armen zu liegen?
Auf der Suche nach Geborgenheit umarmte er das Kissen neben sich und war schon bald eingeschlummert. Sein letzter Gedanke vor dem Einschlafen galt ihr.
Mit einem Ruck setzte sie sich auf. Im Licht der Nachttischlampe betrachtete Shannon das Fläschchen neben ihrem Bett. Alistair McKenzie hatte es ihr vor Wochen gegeben. Einige Tropfen täglich konnten eine Empfängnis verhindern. Und die ganze Flasche? Was, wenn sie die volle Dosis nahm? Er hatte sie davor gewarnt, zu viel einzunehmen: Die Nebenwirkungen waren erheblich, die Risiken nicht abzuschätzen. Sie wusste, eine Abtreibung war lebensgefährlich. Sie konnte verbluten und sterben. Sollte sie es wagen?
Ihr Blick fiel auf den Bilderrahmen mit Robs Foto. Verzweifelt ließ sie sich in die Kissen fallen. Ihr Kopf war leer, als wäre ihr der Verstand abhandengekommen, und es fiel ihr schwer, klar zu denken. In ihr gab es nur Gefühle.
Ich bekomme ein Baby.
Sie horchte nach innen, konnte aber keine warme Welle der Freude spüren, kein Gefühl von Geborgenheit. Sie legte ihre Hand auf den flachen Bauch und streichelte ihn sanft.
Dieses Krümelchen in mir, das meine ganze Welt ins Wanken bringt, wird einmal ein Kind sein. Mein Sohn oder meine Tochter. Mein Kind mit Jay.
Alistair hatte recht. Ihr Leben, wie sie es in den letzten Jahren selbstbestimmt gelebt hatte, war zu Ende. Nichts würde mehr so sein wie früher – auch für den künftigen Vater.
Ob Jay in
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