Im Herzen der Wildnis - Roman
wieder auslaufen. Nach San Francisco.
Eine letzte Kurve, dann hielt das Auto vor seinem Haus, das von tropischen Pflanzen fast überwuchert wurde. Mr Mulberry stieg aus und öffnete ihm den Schlag. »Bitte, Sir.«
Rob ließ seinen Blick über das Anwesen schweifen. Weitläufig, halb aus Stein und halb aus Bambus und von purpurnen Bougainvilleablüten überwuchert, bot das Haus einen ungehinderten Blick über den steilen Berghang hinunter auf Honolulu. »Wie schön es hier ist!«, sagte er zu Mr Mulberry, der mit einem Brief in der Hand neben ihn trat.
»Mr Conroy, wenn Sie gestatten …«
Rob drehte sich zu ihm um. Eine Truppe Tänzer und Musiker hatte sich im Garten eingefunden. Ein Mädchen, nur mit Blumen und Gräsern bekleidet, näherte sich ihm mit dem traditionellen Blütenkranz.
»Aloha o’e!« Sie hängte ihm die purpurnen Blumen um und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Wie geht es Ihnen?«
»Mahalo, es geht mir gut!«, antwortete er, und sie strahlte. Sie wollte sich schon abwenden, als er ihre Hand nahm, sie sanft zu sich heranzog, seinen Arm um sie legte und ihren Kuss erwiderte. Ihr Lächeln war bezaubernd, und ihre Augen leuchteten.
Wirklich schade, dass ich morgen schon wieder abreisen werde!, dachte er entzückt. Mit beiden Händen hob er die Kette aus Blumen, die für die Lebensfreude der Hawaiianer stand, und atmete tief den betörenden Duft ein.
Mr Mulberry trat neben ihn und überreichte ihm den Brief, den er eben von einem Hausangestellten entgegengenommen hatte. »Von Ihrem Vater, Sir.«
Während die Musiker einen mitreißenden Trommelrhythmus anstimmten, der Rob unwillkürlich mit dem Fuß wippen ließ, formierten sich die Tänzerinnen zu einem Hulatanz. Er ließ sie nicht aus den Augen, während er den Umschlag aufriss.
Rob,
ich hoffe, das kleine Geschenk gefällt Dir. Ich weiß, Du liebst Überraschungen. Genieß Deinen Aufenthalt auf Oahu und Deinen Junggesellenabschied. Ich denke, Du hast auch ohne Evander Deinen Spaß. Wir sehen uns nächste Woche in San Francisco. Ich freue mich auf Dich, mein Junge.
Tom
»Wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf, Sir: Sie haben einen wundervollen Vater.«
»Den besten der Welt, Mr Mulberry.«
»In der Tat, Sir. Die Mädchen stehen während des Abends und der Nacht zu Ihrer Verfügung, Sir. Ganz nach Belieben. Für Musik und Tanz oder nach dem Abendessen für … einen angenehmen Abend.«
»Prima Idee von Tom.«
»Es wird kein Wunsch unerfüllt bleiben.« Er räusperte sich: Themenwechsel. »Es sind noch weitere Telegramme eingetroffen. Eines von Caitlin Tyrell, die Sie für den Tag Ihrer Ankunft zu einer festlichen Dinnerparty einlädt, damit Sie und Shannon … Mrs Conroy sich kennenlernen können. Ein anderes von Charlton Brandon. Er will Sie an Ihrem Schiff abholen und nach Brandon Hall geleiten. Nach Ihrem Gespräch bringt er Sie zu dieser Dinnerparty.«
»Ich fasse es nicht! Er weiß schon davon?«, rief Rob aus. »Na schön, antworten Sie Tom, Caitlin und Charlton, dass ich am Sonntag in San Francisco eintreffe.«
»Wie Sie wünschen, Sir.«
»Hat Shannon mir nicht geschrieben?«
»Tut mir leid, Sir, aber von ihr ist keine Nachricht dabei.«
Warum er enttäuscht war, wusste er nicht. Ein bisschen unwillig wandte er sich wieder den Tänzerinnen zu.
Vor dem Abendessen, das auf der Terrasse mit Blick auf den Pazifik serviert werden sollte, zog er sich um. Im Haus war es angenehm kühl. Die weiten Räume waren hell und luftig, weil die Bambuswände das Sonnenlicht und eine kühle Brise hereinließen. Mr Mulberry zeigte ihm das Schlafzimmer gegenüber seinem eigenen, mit einem Bett mit Moskitonetz. Die hawaiianischen Möbel waren schlicht, aber elegant. »Wenn Sie Ihre Flitterwochen auf Hawaii verbringen wollen, könnte ich diesen Raum für Mrs Conroy herrichten lassen …«
Rob warf einen Blick in das Bad unter freiem Himmel, das nur durch einen Palisadenzaun vom Garten abgetrennt war. Die Badewanne war in den Steinboden eingelassen, die Dusche war ein offener Bambusverschlag, und das Waschbecken ruhte auf einer Platte aus Wurzelholz, die an den Stämmen zweier tropischer Bäume befestigt war. Auf einem weißen Handtuch leuchtete eine purpurfarbene Blüte. »Ich denke, es wird ihr gefallen«, nickte Rob, als sie ins Zimmer zurückkehrten. »Aber ich hoffe doch, dass wir zumindest eine Nacht in meinem Bett verbringen.«
»Ja, Sir.« Mr Mulberry lächelte verhalten. »Ich dachte, Sie wünschten getrennte Schlafzimmer …«
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