Im Herzen der Zorn (German Edition)
Erscheinen der Furien in Ascension heraufbeschworen hatten. Wenn nicht, wessen Taten dann?
»Tatsächlich waren es zwei Todesfälle, ganz kurz hintereinander«, fuhr Em behutsam fort, während Skylar sie mit offenem Mund anstarrte. »Es gab noch einen anderen Selbstmord, nur ein paar Wochen bevor … bevor Chase starb. Ein Mädchen namens Sasha.«
»Oh mein Gott«, flüsterte Skylar. »Das klingt ja furchtbar.«
»Das war es«, antwortete Gabby. »Ist es. Ascension ist immer noch dabei … sich zu erholen.«
»Sasha … ihr Nachname war Bowlder, nicht wahr?«, fragte Skylar vorsichtig.
Em zog die Knie fest an ihre Brust.
»Ja, das war sie«, erwiderte Gabby.
»Ich hab eine ihrer Zeichnungen im letzten Jahrbuch gesehen«, sagte Skylar. »Ich habe es mir angeschaut … um ein paar Inspirationen für den Ball zu bekommen. Na ja, die Zeichnung war jedenfalls, also … interessant.«
»An die Zeichnungen hatte ich gar nicht mehr gedacht«, sagte Em und nickte bei dem Gedanken daran. »Mensch, erinnerst du dich noch, Gabs?«
Gabby seufzte. »Ja, sie waren ein bisschen seltsam. Und in ihrem Fall auch nicht gerade hilfreich.«
Skylar sah sie fragend an.
»Sasha hatte nicht den besten Ruf«, erklärte Gabby. »Sie war ein wenig – wie sagt man gleich – exzentrisch. Stimmt’s, Em? Die Leute machten sich über sie lustig, behaupteten zum Beispiel, sie hätte es mit Hexerei, übernatürlichen Kräften und so …«
Em unterbrach sie mit einem verächtlichen Schnauben. »Und nicht nur das. Aber das waren alles nur Gerüchte.«
»Ich weiß, Emmy, ich bringe Skylar ja bloß auf den neuesten Stand«, erwiderte Gabby. »Einmal hab ich gehört, sie hätte einen Frosch aus dem Bioraum geklaut, um ihn im Wald als Opfergabe darzubringen!«
Skylar zog eine Grimasse. »Vielleicht dachte sie ja, er würde sich in einen Prinzen verwandeln«, witzelte sie.
»Außerdem hieß es, sie würde immer und überall so eine spezielle Tüte Kräuter mit sich herumtragen …«
»Könnten wir jetzt vielleicht wieder über Partys reden?«, unterbrach Em erneut und ließ diesmal keinen Zweifel daran, dass sie das Thema wechseln wollte.
Es folgte kurzes Schweigen, dann hüstelte Gabby noch einmal. Anschließend fing sie hastig und übertrieben heiter an zu sprechen. »Partys, klar«, sagte sie und warf Em einen entschuldigenden Blick zu. »Also, ich finde, außer der Pyjamaparty – die übrigens schon so was von bald stattfindet! – und dem Frühlingsfest sollten wir noch eine extra Party für dich veranstalten, Skylar. Oder noch besser: Du solltest deine eigene Party schmeißen.«
Skylar sah skeptisch aus und Em zog die Augenbrauen hoch. Gabby ging wirklich aufs Ganze, was ihr kleines Projekt betraf.
»Es könnte deine Einführungsparty werden!«, rief Gabby und kam immer mehr in Fahrt, so wie sie es immer tat, wenn sie ein gesellschaftliches Event vor Augen hatte. »So etwas wie ein Debütantinnenball, bloß nach Maine-Style. Ich hab ziemlich viel mit dem Orga-Komitee für das Frühlingsfest zu tun, aber du könntest es selbst vorbereiten und ich würde dir helfen!«
Em beobachtete, wie sich das ungekünsteltste Lächeln des ganzen Abends in Skylars Gesicht ausbreitete. Es war nicht zu übersehen, dass sie Gabby förmlich anbetete und dass ihre Dankbarkeit kilometertief war. Und wem wäre es schon anders gegangen? Ascension war ein ziemlich gefährliches Becken, in dem die Haifische in festen sozialen Hierarchien schwammen. Gabby war sozusagen Skylars Eintrittskarte.
Ping. Ping. Ping .
Der gefrierende Regen, den Gabbys Mom Anfang der Woche vorhergesagt hatte, begann, ans Fenster zu klopfen, als trommelten winzige Finger gegen die Scheibe. Das eintönige Geräusch lullte Em in eine Art Dämmerzustand, bis sie plötzlich wie von ganz weit weg Skylars Stimme sagen hörte: »Wie wäre es, wenn wir es draußen veranstalten? Ist so was hier üblich? Ich meine, ich weiß, es ist noch kalt, aber wir könnten ja ein Lagerfeuer machen.«
Jetzt war Gabby diejenige, die skeptisch reagierte. »Eine Party unter freiem Himmel? Im März? März ist in Maine noch Winter.«
»Du hast recht, das war ’ne dumme Idee.« Skylar machte plötzlich ein enttäuschtes Gesicht und Em konnte es nicht mit ansehen. Sie musste ihr helfen.
»Denk doch mal darüber nach, Gabs«, sagte sie. »Vielleicht funktioniert es ja. Ein großes Lagerfeuer und ein paar von diesen Heizpilzen, die dein Dad für seine Eisbarparty vor ein paar Jahren gekauft hat? Das
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