Im Herzen der Zorn (German Edition)
würden die Leute garantiert in Erinnerung behalten.«
Skylar lächelte sie dankbar an und Gabby nickte langsam.
»Das könnte klappen«, antwortete sie. »Wir könnten den Leuten sagen, sie sollen Thermoskannen mitbringen und diese kleinen Wärmedinger, die man in die Handschuhe steckt.« Langsam wurde sie immer aufgeregter. »Es wäre wie bei den Sugaring-off-Partys zu Beginn der Ahornsirupernte! Nur ohne Erwachsene! Und ohne Kutschfahrten!« Ihr Blick schweifte in die Ferne und sie überlegte weiter. Dann legte sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Wir könnten es im Verwunschenen Wald machen«, schlug sie vor. »Hast du davon gehört? Draußen beim neuen Einkaufszentrum?«
Jeder einzelne Nerv in Ems Körper geriet in Alarmbereitschaft, als sie Gabby das Einkaufszentrum erwähnen hörte. Schon den Gedanken an diesen Ort fand sie schrecklich. Sie ertappte sich dabei, dass sie zum tausendsten Mal an diese roten Samen dachte, die sie hatte schlucken müssen, an das körnige Gefühl im Mund und wie Ty ihr dabei zugesehen hatte. Sie klinkte sich langsam wieder aus der Unterhaltung aus, war in Gedanken zurück bei Graupel und Wind.
»Es gab schon einige ziemlich tolle Partys da draußen«, redete Gabby weiter. »Man nennt ihn zwar Verwunschener Wald, aber eigentlich ist er einfach nur genial. Meinst du nicht auch, Em? Erinnerst du dich an das eine Mal …«
Skylar fiel ihr ins Wort. »Meine Tante sagt, da gibt es wirklich Geister – drei Hexen, die in dem Wald verbrannt sind, so vor tausend Jahren. Und jetzt spuken sie da herum. Sagt meine Tante jedenfalls.«
Plötzlich war Ems Aufmerksamkeit zu hundert Prozent wieder da. »Was? Was für drei Frauen?« Ihre Stimme klang belegt und sie musste sich räuspern.
»Erde an Em«, sagte Gabby und schüttelte pseudobeleidigt den Kopf. »Wenn du nicht zuhörst, ist es hinterher nicht unser Job, dich wieder auf den neuesten Stand zu bringen.«
»Ich hab bloß gesagt«, erklärte Skylar, nachdem sie einen Mundvoll Schlagsahne heruntergeschluckt hatte, »dass meine Tante Nora – da wohne ich zurzeit – mir eine verrückte Geschichte über den Verwunschenen Wald erzählt hat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich da wirklich eine Party geben möchte.«
»Ach, stell dich nicht so an«, warf Gabby ein. »Das wird voll der Hit! Wir laden so ungefähr jeden ein.«
»Was ist das für eine Geschichte?«, fragte Em noch einmal, ohne den Blick auch nur einen Millimeter von Skylar abzuwenden.
»Oh, allzu viel weiß ich nicht darüber«, antwortete Skylar nervös. »Meine Tante hat’s irgendwie total mit dem Übernatürlichen und sie hat mir erzählt, dass vor ewigen Zeiten in dem Wald einmal drei Hexen gelebt haben, die dort verbrannt wurden. Und dass sie es wahrscheinlich sind, die da jetzt herumgeistern.« Sie verdrehte die Augen. »Ganz schön verrückt, was?«
Em spürte ihr Herz bis zum Hals schlagen. »Von der, äh, Geschichte hab ich noch nie gehört«, antwortete sie. »Kannst du dich an noch etwas erinnern?«
»Nein, das ist wirklich alles, was ich weiß.« Skylar lachte. »Aber ich hoffe, sie tauchen nicht auf meiner Party auf!«
Drei Frauen im Wald – drei Frauen, denen einmal Unrecht zugefügt worden war und die jetzt im Verwunschenen Wald herumgeisterten? Das traf zu genau ins Schwarze. Em wurde ganz kribbelig. Sie sah auf die Uhr und warf wieder einen Blick auf den Schneeregen, der immer noch ans Fenster prasselte. »Ich muss um zehn zu Hause sein und mach mir ein bisschen Sorgen wegen der Straßen«, sagte sie und klappte den Verschluss der Feuchtigkeitslotion, die sie benutzt hatte, zu. »Danke, dass ich euren Mädelsabend crashen durfte«, fügte sie noch hinzu, während sie aufstand, um ihre Socken wieder anzuziehen und die Beine auszustrecken. »Gabs, wollen wir uns morgen zum Lernen treffen? Vielleicht kannst du das Chinesenessen ja bis dahin aufheben.«
»Es war nett, dich kennenzulernen«, verabschiedete Skylar sich und winkte zaghaft.
»Warte, warte, warte«, sagte Gabby und lief rasch vor Em in den Flur, um einen Trenchcoat aus dem Garderobenschrank zu nehmen. »Du verlässt mir das Haus nicht ohne Mantel, junge Dame. Ist mir egal, wie sehr du zurzeit einen auf zerstreute Professorin machst.« Sie warf Em den beigefarbenen Mantel zu. »Außerdem begleite ich dich unter dem zuverlässigen Schutz des riesigen Golfschirms meines Dads zum Auto«, erklärte sie und schwang selbigen dabei. »Ich will nicht, dass du krank wirst. Abgesehen davon sehen deine
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