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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Miles
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»Du weißt, du hast ’ne Menge positive Seiten, Em. Du solltest dich amüsieren, anstatt dir den Kopf über mich zu zerbrechen. Wir amüsieren uns jedenfalls.«
    »Da bin ich mir sicher«, schoss Em zurück.
    »Es war eine großartige Idee von Sasha, uns wieder nach Ascension einzuladen!«, rief Ty mit ekelhaft falscher Unschuld. »Es gibt ja so viele interessante Leute hier. Schon immer …«
    »Seid ihr deshalb hier? Wegen Sasha?«, fragte Em. Sie dachte an das Buch über die Furien, von dem Crow gesagt hatte, dass es in Sashas Besitz gewesen war, als sie starb. Hatte sie die Furien etwa irgendwie herbeigehext?
    »Im Moment bin ich hier, um mit dir zu plaudern«, säuselte Ty. »Es hat nicht den Anschein, als gäbe es derzeit sonderlich viele Menschen, mit denen du dich unterhalten kannst.« Die mitleidige Schnute, die sie dabei zog, ließ Ems Hände sich zu Fäusten ballen.
    »Ihr habt JD gegen mich aufgehetzt«, sagte sie, während sie einen ängstlichen Blick hinter Ty warf und abzuschätzen versuchte, ob sie an ihr vorbeischlüpfen konnte, um die Treppe hinunter hinaus in die Nacht zu laufen.
    »JD? Oh«, erwiderte Ty mit vor Lachen flatternder Stimme. »Witzig, wie leicht beeinflussbar doch die Erinnerungen der Leute sind, nicht wahr? Ich weiß nämlich noch ganz genau, wie du ihn an dem Abend der Schulversammlung versetzt hast, um jemanden zu treffen, der mehr deinem Niveau entspricht . Und ich erinnere mich auch noch, dass du ihm gesagt hast, er hätte bei dir keine Chance. Ich glaube, das hat er sich gemerkt.« Sie warf Em ein überhebliches Lächeln zu. Das waren also die Märchen, die sie JD erzählt hatte.
    Einen Augenblick konnte Em durch Tys schönes Äußeres hindurchsehen. Die … Gestalt, die da vor ihr stand, war abgrundtief hässlich, alt, hatte welke Haut und Augen wie Kohlen. Em wurde ganz übel bei dem schrecklichen Anblick. »Ihr habt mir alles genommen, was mir etwas bedeutet hat«, brachte sie krächzend hervor. Der Raum schien zu pulsieren, hin- und herzuschwanken.
    Ty schüttelte den Kopf und wirkte leicht besorgt. »Wir nehmen doch nichts«, erwiderte sie. »Ihr habt die Wahl.«
    »Ihr bestraft die Menschen«, entgegnete Em und wurde immer wütender. Plötzlich hatte sie das Gefühl, als stiege schwarzer Qualm in ihr auf, zöge langsam in ihre Adern. »Ihr bestraft die Menschen, selbst dann, wenn sie bereuen, was sie getan haben. Selbst dann, wenn sie es am liebsten rückgängig machen würden.«
    »Ah.« Ein kleines trauriges Lächeln umspielte Tys Lippen. »Aber ihr könnt nichts rückgängig machen, stimmt’s? Ist das nicht die Lektion, die ihr dabei lernen sollt?«
    »Es steht euch nicht zu, den Lehrmeister zu spielen«, feuerte Em zurück. Es lag nur noch ungefähr ein Meter zwischen ihr und Ty. Wenn sie einen Schritt vorwärts machte, konnte sie sie berühren. Em spürte den Drang, Ty an die Gurgel zu springen.
    »Auf der Welt geht es ziemlich ungerecht zu«, sagte Ty, während sich ein gelassener Ausdruck auf ihr Gesicht legte. »Alles, was wir wollen, ist Gerechtigkeit.«
    »Ihr schert euch kein bisschen um Gerechtigkeit. Alles, was ihr wollt, ist Rache.« Ems Stimme glich einem tiefen Knurren.
    Ty lächelte wieder, diesmal schön und erschreckend zugleich. »Ich glaube, wir nehmen einfach, was wir kriegen können«, antwortete sie.
    Und dann war sie verschwunden. Einen kurzen Moment wirbelte Staub durch den Raum und senkte sich dann zu Boden, so als wäre sie zu Asche zerfallen und in alle Winde verweht.
    Em blieb allein zurück und rang nach Atem, als schnürten Rauch und Feuer ihr die Kehle zu.

Kapitel 14
    Bei kaltem Tageslicht betrachtet – die Luft hatte sich inzwischen auf zwei Grad abgekühlt –, war Skylar klar, dass Gabby keine Schuld an den Katastrophen des vergangenen Abends trug. Gabby konnte nichts dafür, dass Skylar immer noch das Wort »Tupfenarsch« im Ohr klang, Gabby konnte nichts dafür, dass Skylar nur lachende, fratzenhafte Gesichter gesehen hatte wie in einem Zerrspiegel auf dem Jahrmarkt, als sie nach ihrem Stolpern wieder aufgestanden war. Das änderte jedoch nichts daran, dass sie ständig Gabbys Gesicht vor Augen hatte, wie es voller Mitleid in der Dunkelheit leuchtete. Sie hätte sich jedes Mal am liebsten übergeben, wenn sie daran zurückdachte.
    Was auch der Grund dafür war, dass sie Gabbys Anrufe schon den ganzen Tag lang ignorierte. Sie hatte so lange wie möglich geschlafen und anschließend mehrere Stunden schlechtes Fernsehprogramm

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