Im Herzen der Zorn (German Edition)
angesprungen.
Die Ankündigung wurde in der ersten Stunde über Lautsprecher verbreitet: »Heute werden die Eintrittskarten für das alljährliche Frühlingsfest verkauft. Dank unserer neuen Schülerin Skylar McVoy steht es dieses Jahr unter einem großartigen Motto – holt euch also eure ›Smoke and Mirrors‹-Karten, solange ihr noch könnt! Und falls ihr Skylar heute im Flur über den Weg lauft, bedankt euch für die Organisation der allerersten Frühlingsfest-Tombola! Kauft euch für zusätzliche fünf Dollar ein Los und gewinnt einen Überraschungspreis! Sämtliche Einnahmen aus der Tombola kommen der kürzlich gegründeten Ascension-High-Selbstmordpräventionsgruppe zugute. Weiter ist zu melden, dass heute ein Schwimmwettkampf stattfindet …«
Durch die nächsten Schulstunden schwebte Skylar förmlich, fühlte sich, als glitte sie auf einer Wolke dahin. Jeder, selbst die Elft- und Zwölftklässler, lächelte sie in den Fluren an. In der Französischstunde steckte Jenna ihr ein Zettelchen zu: Lust, nach der Schule gemeinsam etwas zu unternehmen? Die Mädchen aus der Zwölften, die Skylar an ihrem ersten Tag an der Schule aufgefallen waren – größtenteils Feldhockeyspielerinnen mit langen blonden Haaren und Lacrossespieler-Freunden, die genauso gut aussahen wie sie selbst –, kamen zwischen der dritten und vierten Stunde auf sie zu.
»Hey, bist du nicht Skylar?«, fragte eine von ihnen. »Ich bin Jess. Super Arbeit, die du da mit dem Ball und allem machst.«
Skylar lachte, als wäre das keine große Sache. »Oh, danke«, antwortete sie und ließ ihren Südstaatenslang noch ein bisschen gedehnter rüberkommen als sonst. Sie war der Meinung, dadurch würde sie lockerer klingen. »Ich versuche nur, ein wenig südliche Gastfreundschaft in den Norden zu bringen!«
Die Mädchen hoben die Augenbrauen. Eine erkundigte sich: »Ach, da kommst du her – aus dem Süden? Ich hab davon gehört, dass du gerade erst hergezogen bist, aber ich wusste nicht, von wo.«
»Ja, Alabama«, erwiderte Skylar. Im Augenwinkel sah sie Sean und Andy vorbeigehen … was bedeutete, dass wahrscheinlich auch Pierce in der Nähe war. Sie hoffte, er würde sehen, wie sie mit diesen Mädchen plauderte. »Also, wollt ihr vielleicht ein paar Eintrittskarten kaufen – Tattoos, meine ich?« Sie zog einen Streifen davon aus dem vorderen Fach ihrer Tasche.
Jess nickte und begann, in ihrer Hosentasche zu kramen. »Wir überlegen, am Samstag vor dem Ball mit ein paar Football- und Lacrossespielern schon ein bisschen anzufeiern. Hast du Lust, auch zu kommen?«
»Mit Sean und Andy und den anderen?« Sie versuchte sich anzuhören, als wäre sie dauernd mit ihnen unterwegs.
»Genau, mit den ganzen Jungs«, bestätigte ein anderes Mädchen und holte sein Geld heraus.
»Mal sehen«, antwortete Skylar. Vermittle den Eindruck , als seist du total gefragt . Das stand immer in den Zeitschriftenartikeln, in denen es darum ging, beliebt und begehrt zu sein. »Vielleicht hab ich schon was mit Gabby und den anderen Mädels vor. Ich lass es euch wissen, ja?«
Und dann folgte noch das Tüpfelchen auf dem i des Ganzen: Als sie sich gerade von Jess und ihren Freundinnen verabschiedete, kam Pierce um die Ecke.
»Hey, Sky«, begrüßte er sie mit einem freundlichen Lächeln. »Ich hab dich gesucht.«
Das Hochgefühl, das Skylar überkam, erschwerte ihr das Atmen. »Wirklich? Na ja, hier bin ich!« Sie würde zu spät zur nächsten Stunde kommen, aber das machte ihr nicht das Geringste aus.
»Ich wollte mit dir über den Ball sprechen«, sagte Pierce und sie hätte schwören können, dass er nervös war.
»Ich muss leider schnell weg – schreib jetzt einen Englischtest«, erwiderte sie.
Pierce wollte mir ihr über den Ball sprechen?! Skylar hätte den ganzen Flur entlang Räder schlagen können. Stattdessen ließ sie ihn kichernd stehen. »Du erwischst mich in der Mittagspause«, sagte sie, als hätte sie nicht liebend gern den kompletten restlichen Schultag geschwänzt, um mit ihm zusammen zu sein. Kaum war er außer Sichtweite, vollführte sie ein kleines Freudentänzchen.
In der Mittagspause nach der fünften Stunde rechnete sie nach. Sie hatte heute schon fünfundvierzig Eintrittskarten verkauft.
»Zwei Karten?« Zuckersüß lächelte sie den Jungen an, der vor ihr stand – ganz schnuckelig, aber einen Tick zu emomäßig, in kariertem Blazer über einem Vintage-Shirt und Jeans. Er trug wie Fiona eine Brille mit dickem Gestell und ging
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