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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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herausgekommen, um eine Menge technisches Spielzeug zu erproben. Die Umlenkung von Kometen in zugängliche Bahnen mag die Tür zum Raum öffnen. Und die Aussicht auf neuen Wohlstand, die sich der Menschheit nach den Schwierigkeiten und Fehlern der Vergangenheit bietet, wird in Zukunft besser abgesichert sein.
    Und wenn es uns gelingt, aller Welt vorzuführen, daß Kühlfächer mehr als siebzig Jahre nicht nur arbeitsfähig bleiben, sondern ihren Zweck zur vollsten Zufriedenheit erfüllen können – und alle uns zugänglichen Daten weisen darauf hin, daß sie es tun werden –, werden wir den Beweis geführt haben, daß die Menschheit nicht in das Sonnensystem eingesperrt bleiben muß. Der Weg zu den Sternen wird uns offenstehen.«
    Die Worte hingen in der kalten Luft, in der man nun das Summen der Ventilatoren hörte.
    Und Saul sah in vielen Gesichtern gläubige Zuversicht. Carl Osborn schob in heroischer Entschlossenheit, das von seinem Kapitän gesteckte Ziel zu erreichen, den Unterkiefer vor. Nun, vielleicht war es auch nur Hartnäckigkeit, dachte Saul ironisch. Wenn Carl Schach spielte, geschah es mit einer methodischen Zähigkeit, die bis zum bitteren Ende keine Niederlage eingestand. Aber nein, dachte Saul, als ihm der Glanz in den Augen des jungen Mannes auffiel, er glaubte an diesen Traum.
    Das Gefühl wurde offenbar von vielen geteilt. Es drückte die Leidenschaft jener aus, die sich nach der dritten Ebene sehnten, der Trittleiter zum Himmel.
    Immerhin gab es auch andere. Sie verhielten sich still, aber man konnte die Zeichen lesen. Schließlich waren die Mitglieder dieser Expedition nicht ausschließlich aus den Reihen realitätsfremder Idealisten rekrutiert worden. Für nicht wenige, zu denen auch Saul sich zählte, war es eine mehr oder weniger unfreiwillige Entscheidung gewesen.
    Marguerite van Zoon, zum Beispiel, die neben Akio Matsudo am Eingang zum F-Stollen stand, wo die neue Krankenstation untergebracht war. Das französische Imperium hatte ihr die Möglichkeit gegeben, sich entweder ›freiwillig‹ zu dieser Expedition zu melden oder mit ihrer ganzen Familie wegen staatsfeindlicher Betätigung in ein Internierungslager zu gehen. Saul hatte zuletzt gehört, daß ihr Mann sich, sobald die Kinder herangewachsen wären, in ein Kühlfach legen wollte, um schlafend ihre Rückkehr abzuwarten. Vielleicht war es ein kleiner Trost für sie.
    Ein weiteres Beispiel war Korvettenkapitän Suleiman Ould-Harrad. Verwandtschaftliche Bande zu den Mächtigen hatten ihm eine leitende Funktion in dieser Expedition gesichert und den Aufenthalt in einem mauretanischen Gefängnis erspart. Aber Ould-Harrad schien über diese Wendung der Dinge alles andere als glücklich zu sein. Er stand auf der rechten Seite bei Joao Quiverian und anderen Leuten aus den äquatorialen Ländern des sogenannten Sonnenkreises.
    Percelle und Orthos, Menschen aus den Industriestaaten und solche aus der Dritten Welt, Liberale, Gemäßigte und sogar ein paar Fanatiker; Saul war überzeugt, daß es unter denen, die noch im Kälteschlaf lagen, ziemlich gleich aussah. Cruz und Oakes waren Führergestalten, Integrationsfiguren, die das Beste aus den Leuten herausholen konnten, aber nicht einmal sie konnten erwarten, daß diese lange Reise ganz ohne Schwierigkeiten und Reibungen verlaufen würde.
    Wo immer Menschen zusammenlebten, gab es Reibungen. Und Exil war nicht das gleiche wie Flucht.
     
    Kapitän Cruz hatte die Ansprache in seinem munteren Ton fortgesetzt und zu Ende gebracht.
    »Und nun habe ich für Sie alle eine Überraschung. Hoffnungen, daß es auf dieser Reise große wissenschaftliche Fortschritte geben werde, haben sicherlich viele von uns gehegt, aber wer mag erwartet haben, daß wir innerhalb von Wochen nach unserer Ankunft schon ein neues Kapitel menschlichen Entdeckergeistes schreiben würden?«
    Eine Bewegung ging durch die versammelten Zuhörer. Leute sahen einander verdutzt an, zuckten die Achseln und verrieten damit, daß das Geheimnis in den drei letzten Tagen hektischer Erprobungen, Experimente und Nachprüfungen gewahrt worden war.
    Saul zog das Taschentuch hervor und schneuzte sich leise die Nase. Es mochte einstweilen die letzte Gelegenheit sein.
    Cruz blickte lächelnd über seine Zuhörer hin und kostete die Spannung aus. Dann hob er die Hände, und es wurde wieder still.
    »Ich will Sie nicht länger auf die Folter spannen oder jemandem den Platz im Rampenlicht wegnehmen…«
    Saul wäre ihm nicht böse gewesen, wenn

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