Im Herzen Des Lichts
bestimmten Zweck angeheuert hatte. Ein Schwarzer Magier, der Euch haßt, setzte sie ein, um nicht nur in den Besitz Eures Ohrrings zu kommen, sondern auch von ein paar Tropfen Eures Blutes. Das ermöglichte es ihm, Euch mit einer äußerst wirkungsvollen Verwünschung zu belegen.«
»Woher wißt Ihr das?«
»Antwortet Ihr Euren Patienten, wenn sie Euch dergleichen Fragen stellen?«
»Nein. Und gewöhnlich kann ich nicht einmal die Frage beantworten: >Wie wird es mit mir weitergehen?<«
»Ihr wißt es bereits. Ihr siecht dahin, und niemand würde annehmen, daß es von einer bösen Verwünschung herrührt. Meiner Meinung nach will dieser Zauberer Euren Tod!«
Nadeesh überraschte seinen Besucher mit einem Wortschwall, der den noch namenlosen Zauberer betraf, sein Liebesleben und seine Mutter.
»Wer ist es? Wer hat mir das angetan, Zauberwirker?«
»Das kann ich nicht sagen«, erwiderte Strick. Wenn er es für ratsam hielt, konnte er genausogut lügen wie ein Arzt. »Welcher Zauberer haßt Euch so sehr?«
»Keiner! Ich meine - ich habe keine Ahnung.«
»Habt Ihr nie einen Zauberer behandelt?«
»Nicht wissentlich.«
»Nun, habt Ihr abgelehnt, einen Zauberer zu behandeln?«
»Nicht wissentlich«, beantwortete Nadeesh auch diese Frage. Nach ein paar Sekunden fügte er hinzu: »Aber jetzt wird mich einer ermorden.«
»Er mordet Euch bereits« sagte Strick und blickte wieder ins Nichts. »Außer wir können etwas dagegen unternehmen.«
Nadeesh setzte sich mühsam auf und keuchte. »Glaubt Ihr, Ihr vermögt etwas zu tun?«
»Versuchen kann man es immer. In diesem Fall muß man es.«
»Ich verstehe nicht.«
»Nicht so wichtig. Ihr seid ein viel zu guter Mann, als daß ich untätig zusehen dürfte, wie Ihr ermordet werdet.«
Ein tiefer Seufzer entquoll dem auf so furchtbare Weise gealterten Mann.
»Anbetracht der Tatsache, daß ich ein Zauberwirker, kein Arzt, bin, sollten wir schon im voraus über das Honorar sprechen.«
Nadeeshs Lächeln war gräßlich, aber ehrlich. »Das ist Euer Vorteil, mein Herr. Nennt Ihr mir den Preis, und ich werde nicht feilschen. Aber bedenkt, daß ein Patient nicht mehr bezahlen kann, wenn er gestorben ist.«
Trotz des Ernstes der Lage seines >Patienten< lachte Strick laut.
Sie besprachen das Honorar.
Hanse fiel auch jetzt auf, wieviel gebaut oder wiederaufgebaut wurde. Er war unterwegs, um Mignureals verwitwetem Vater einen Besuch abzustatten. Das tat er nicht gerade gern. Er hatte Mondblume, Mignues Mutter, eine mehr als üppige Seherin, geliebt. Das gestand er sich nun ein. Ahdio und noch ein paar andere in Fuchs’ Kneipe hatten in der vergangenen Nacht bemerkt, daß der dunkle, jugendliche Mann namens Nachtschatten »anders« war. Sie hatten recht. Die Erlebnisse in der Wüste und oben im Jungfernwald hatten ihn ein wenig verändert; und das Leben mit Mignureal hatte ihm Verantwortung auferlegt. Die ständigen dunklen Schatten der Zauberei und die furchtbaren Ereignisse in Firaqa hatten ihn reifer gemacht.
Die Begleitung durch die riesige rote Katze erregte beachtliche Aufmerksamkeit. Hanses Augen und die vielen scharfen Klingen, die er offen an den verschiedenen Stellen trug, veranlaßte die Neugierigen, ihre Bemerkungen für sich zu behalten oder nur sehr leise zu äußern. Einmal vernahm er ein abfälliges Lachen, und Hanse war klar, daß es als Herausforderung gedacht war. Er drehte sich nicht einmal um. O ja, Nachtschatten war anders.
In dem Laden, wo Mignureals Vater Teretaff so allerlei feilbot, begrüßte ihn eine von Mignureals dunkelhaarigen jüngeren Schwestern. Da es davon mehrere gab und Hanse sich nie für Kinder interessiert hatte, wußte er nicht, wie dieses Mädchen hieß.
Erstaunlich, daß sie in dieser kurzen Zeit so aufgeblüht war. Aber das hatten Mädchen nun mal an sich, und S’danzo schienen ohnehin eher zu reifen.
Er trat in die Wärme, die schwer war durch die kräftige Mischung von Nahrungsmittel- und Ledergerüchen und anderen Dingen. Der Laden war schon immer vollgestopft gewesen.
»Hat dein Vater eine. Freundin?« fragte er und schämte sich seiner Leisetreterei. Er war gar nicht traurig, als das Mädchen den Kopf schüttelte. Wie alt war es wohl? Dreizehn? Das bedeutete, daß Cormentaff, der Junge, vierzehn war. Ein weiteres Mädchen müßte bald sechzehn sein. Das Mädchen mit dem roten Haar. Wie hieß sie gleich?
Diese Schwester hier redete schmeichelnd auf Wunder ein, der sich ihren Versuchen, ihn zu streicheln, entzog und hinter
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