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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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Sie hatte einem Impuls nachgegeben und war gespannt, wie der Mann reagieren würde. Sie wollte ihn unter einem Vorwand einfach nach seinen Personalien fragen.
    Sobald sie ihn anblickte, kam er auf sie zu, als wollte er sie etwas fragen. Doch dann drehte er plötzlich ab und ging eilig davon. Als er merkte, dass sie ihm folgte, rannte er los. Sie war entschlossen, ihn nicht entkommen zu lassen. Er erreichte die Treppe und sprang die Stufen in großen Schritten hinunter. Er war gut in Form - sie aber auch. Sie flankte von der einen Treppe über das Geländer auf die andere, kürzte so die Kurve ab. Sie wollte ihn haben - und holte auf. Er sprang die letzten Stufen der Treppe mit einem Satz hinunter. In der Eingangshalle musste er sich orientieren, was ihn Zeit kostete. Da war sie ihm schon nah auf den Fersen. Sie stürzte sich nach vorne, griff seinen rechten Fuß und hielt ihn fest. Er fiel hin, lag vor ihr auf dem Boden und trat mit den Füßen. Sie federte sich mit beiden Füßen vom Boden ab und schmiss sich auf ihn. Sie packte einen Unterarm und riss ihn herum. Er schrie auf. Sie drückte nach, bis er aufhörte, sich zu wehren. Dann lockerte sie den Griff etwas, aber schon bewegte er sich wieder, und sie drückte fester zu. Sie musste Gewalt anwenden, sie hatte keine Waffe bei sich. Der Pförtner stand neben ihr und wollte helfen.
    »Blockieren Sie den Eingang!«, rief sie, stand auf und zerrte den Mann hoch.
    Er gab auf. Eine andere Möglichkeit hast du auch nicht, dachte sie. Sie ließ sich seinen Ausweis zeigen. Er sagte zerknirscht, dass er frisch auf der Journalistenschule sei und einen Artikel über diese Sitzung habe schreiben wollen. Als sie ihn dann so angesehen habe, um ihn herauszuwinken, war er weggelaufen, weil er keinen Presseausweis habe. Er habe nicht geahnt, dass sie ihn verfolgen würde.
    »Und dass ich so gut im Training bin, wie?«, herrschte Paula ihn an. »Wenn Sie sich bei Recherchen so betont unauffällig verhalten, sollten Sie lieber Lotterieverkäufer werden.« Um seine Geschichte zu überprüfen, nahm sie seine Personalien auf und verwarnte ihn, weil er im Polizeipräsidium vor ihr geflüchtet war.
    »Verschwinden Sie.«
    Der hat etwas gelernt, dachte sie, als sie wieder zur Pressekonferenz hochging, aber für sie war es eine Enttäuschung.
    Als sie zurückkam, löste sich die Konferenz gerade auf. Chris stand mit Bach zusammen. Sie bedankte sich dafür, dass er sie im Umgang mit den Journalisten unterstützt hatte.
    »Ich habe ihn als den Experten vorgestellt und gesagt, dass wir ihn als Berater engagiert haben«, erklärte sie Paula. »Das hat Eindruck gemacht. Auch seine Expertenaussage, dass wir das Täterprofil haben und eine heiße Spur verfolgen, über die wir die Öffentlichkeit natürlich noch nicht informieren können.«
    Bach sah Paula an. »War etwas mit diesem Mann?«
    »Nichts. Ein Fehlschlag. - Wahrscheinlich war der Täter doch nicht bei der Konferenz.«
    Chris fragte überrascht: »Du gehst davon aus, dass der Täter hier war?«
    »Von seinem Profil her hätte es sein können«, antwortete Bach und zuckte mit den Achseln. »Mit dieser Möglichkeit musste man rechnen.«
    »Also, der Mann war es jedenfalls nicht, auch wenn er sich auffällig verhalten hat«, sagte Paula, und damit war das Thema für sie durch.

35
    Sie waren alle im Büro von Justus versammelt, um gemeinsam den Bericht von der Pressekonferenz anzuschauen. Marius stellte den Ton am Fernseher ab. »Ich habe den Typen mit der Baseballkappe gefunden.«
    Paula zog die Augenbrauen hoch, sie spürte ihren Herzschlag.
    »Du hattest recht, der Besitzer des Cafés kennt Anzug - Doktor Matthias Boldt. Georg Valentin wusste zwar nicht, wo er wohnt, aber ihm war bekannt, dass er als Chirurg in der Charité arbeitet, weil er ihm mal Tipps für den Rücken gegeben hat.«
    »Und Kappe ?«
    »An den erinnert sich niemand. Wir haben ihn auch nur zweimal auf den Bändern. Als er zum ersten Mal dahin kam, und dann, als er Johanna Frenzi irgendwas auf den Zettel geschrieben hat. Jedenfalls bin ich in die Chirurgie von der Charité, habe im Sekretariat nach Dr. Boldt gefragt, und die Dame meinte, der läuft hier irgendwo rum, wenn Sie sich in die Halle setzen, sehen Sie ihn bestimmt. War auch so. Ich habe ihm erklärt, dass wir seine Aussage brauchen und die von seinem Bekannten. Ich habe ihm das ausgedruckte Foto von Kappe gezeigt. Er hat mir die Handynummer gegeben: Doktor Moritz Mendel. Er ist auch Chirurg in der Charité.

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