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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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der Legalität hatte nichts gebracht. Paula hatte ihre guten Beziehungen zum MEK eingesetzt, um die Kollegen zu überzeugen, und hatte dabei verschwiegen, dass Bach Josef Heiliger provozieren wollte. Jedenfalls hatte Chris jetzt Ruhe, was Heiliger anbetraf.
    »Aber ein zweiter Vergleich ergab«, fuhr Jossele fort,
    »dass die Haare und Spermien von demjenigen stammen, der das Kaugummi gekaut hat. Wenn Spermien und Haare vom Täter sind, dann haben Sie Ihren Mann.«
    Mendel. Ihr fiel Professor Posch ein, der nach der Obduktion gesagt hatte, der Täter müsse gute medizinische Kenntnisse gehabt haben.
    »Sind Sie sicher?«
    »Die Fehlerquote des Verfahrens liegt bei eins zu drei Milliarden«, erwiderte Dr. Jossele.
    Sie hatte gerade aufgelegt, da klingelte es wieder: ein Hamburger Kollege. Heiliger war am Montag, dem 25. September, im Auktionshaus Ketterer gewesen. Er hatte sich eine Bieternummer geholt. Die Zeit war nicht eingetragen worden. Die Angestellte meinte, es wäre gegen zwölf gewesen. Sie hatte kurz danach ihre Kollegin gebeten, ob sie ihr einen Mittagssnack mitbringen würde. Die Auktion ging bis fünfzehn Uhr.
    Apfelkuchen und Schlüssel waren vergessen, Paula rief sofort Chris an. Sie erreichte sie auf dem Weg ins Büro. »Du kannst aufatmen, Chris, wir haben ihn.«
    »Heiliger?« Chris’ Stimme war so leise, dass Paula sie kaum verstand.
    »Nein. Es ist Mendel.«
    Stille. Paula dachte schon, die Verbindung wäre unterbrochen. Dann hörte sie so etwas wie einen Seufzer. Leise sagte Chris: »Seid ihr sicher?«
    »Ganz sicher, Chris. Bitte fax mir den Haftbefehl für Mendel gleich ins Büro.«
    Chris atmete laut aus. »Du glaubst nicht, was für ein Horror das war.«
    »Doch, ich glaube dir das. Aber jetzt brauchst du keine Angst mehr zu haben«, sagte Paula, und sie fühlte sich selbst erleichtert.
    Aber Chris war noch nicht überzeugt. »Warum bist du denn so sicher?«
    »Ich habe eben das Ergebnis der DNA-Untersuchungen gekriegt. Die Leiche von Johanna Frenzi wurde mit dem Auto der jungen Frau zum Filmpalast transportiert. Sie hatte einen Ford Transit, in den der Rollstuhl hinten reinpasste. In dem Auto fanden wir die Kappe, die nachweislich von Mendel getragen wurde. Vor ihrer Ermordung hatte Johanna Frenzi Geschlechtsverkehr, und die Spermien sind von Mendel. Damit sitzt er in der Falle.«
    »Und das erste Opfer?«
    »Ich nehme an, er wird für die Tatzeit kein Alibi haben. Aber das werden wir sehen.«
    »Und die Barbiepuppe?«
    »Wir müssen natürlich auch überprüfen, wo Mendel zur fraglichen Zeit war. Heiliger jedenfalls war in Hamburg bei der Auktion, wie er angegeben hatte.«
    Nun lachte Chris erleichtert auf. »Dann muss ich mich ja bei Heiliger entschuldigen.«
    Paula grinste. »Du kannst ihm ja rote Rosen schicken.«
    »Wenn ich dich nicht hätte. Vor allem wegen der Idee mit den Rosen«, sagte Chris.
    »Vergiss den Haftbefehl nicht.«
    »Kommt sofort.«
     
    Als Paula und Marius in die Klinik fuhren, überlegte er, wo er nach Mendels Geständnis Urlaub machen könnte.
    Paula beschrieb ihm, wie gut ihr Ahlbeck gefallen habe, aber das schien ihm die Laune zu verderben. »Es geht nicht darum, dass ich mit Ralf dort war«, sagte sie. »Ich beschreibe nur einen schönen Seeort, an dem man sich gut erholen kann.« Er muffelte weiter. Um ihn abzulenken, fragte Paula: »Wieso bist du so sicher, dass Mendel ein Geständnis ablegen wird?«
    »In Mendel haben wir doch Bachs Täter Typ A vor uns«, sagte er, noch mit missgestimmtem Unterton. »Der Kerl kidnappt, foltert, schändet aus genetischer Mordlust. Weil er nicht möchte, dass wir ihm den Spaß daran verderben, versucht er, mit allen Finessen seiner Intelligenz und beruflichen Erfahrung, seine Taten zu kaschieren, indem er uns mit dieser ausgetüftelten Inszenierung in die Irre führt. Natürlich kennt er sich mit Leichenstarre aus, aber er vertraut darauf, dass die Exaltiertheit seiner Leichenausstellungen uns in eine andere Richtung lenkt.«
    »Was ihm vielleicht gar nicht gelungen wäre, wenn Bach das mit seiner Theorie vom erfolgssüchtigen Künstler nicht so unterstützt hätte.« Paula konnte sich diese Bemerkung nicht verkneifen, und ihre anfängliche Aversion gegen Bach war wieder da; obwohl sie inzwischen hohe Erwartungen in den Profiler gesetzt hatte.
    »Seine Kunsttheorie ist hin, und nun sieht er gar nicht so gut aus«, gab Marius zu.
    »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet: Warum sollte Mendel geständig sein, nachdem er so

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